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Deadly Class 01: 1987 – Reagan-Jugend

Deadly Class - Tödliches Klassenzimmer 01 - 1987 Reagan-Jugend - Tribe Online MagazinIm Jahr 1981 zog Ronald Reagan ins Weiße Haus ein und beschloss kurz darauf, die Unterstützungsgelder zu kürzen, die bis dahin an Einrichtungen für psychisch Kranke geflossen waren. Die genaueren Umstände würden hier nun zu weit führen (und ich müsste zu sehr spoilern), doch letztendlich hat es der junge Waise Marcus Lopez irgendwie dieser Sparpolitik zu verdanken, dass er 1987 als Obdachloser ohne Perspektive auf den Straßen von San Francisco lebt.
Eines Tages wird er von einer Gruppe kampferprobter Teens zu deren Meister gebracht. Von dem bekommt er schließlich das Angebot, eine Ausbildung in einer geheimen Schule für Auftragsmörder und Attentäter, der “Kings-Dominion-Schule der tödlichen Künste”, zu absolvieren.
Das Angebot klingt für Marcus zunächst absurd, doch er willigt schließlich ein. Denn seine Überlebens-Chancen auf der Straße stehen mittelfristig mehr als schlecht, und außerdem gibt es da ja jemanden, den er nur zu gerne in die Hölle schicken würde…

Was die Story betrifft hatte ich vorweg zugegebenermaßen leichte Bedenken. Diese stiegen dann sogar zunächst auf Warnstufe „kritisch“ an, als ich im Vorwort von einem “Hogwarts für Auftragskiller” las. Eine ähnliche, sich immer neu an Phantasie übertrumpfen wollende Aneinanderreihung irgendwie anderer Schulalltags-Situationen hatte ich mir nun wirklich nicht gewünscht.
Klar, auch die Bildungseinrichtung für den Assassinen-Nachwuchs böte jede Menge Gelegenheiten dazu, und natürlich bleibt dieser Wir-stellen-den-Schulalltag-auf-den-Kopf-Ansatz auch bei Deadly Class nicht gänzlich aus. So gibt es beispielsweise Unterrichtsstunden in Nahkampf, Enthaupten oder der Handhabung von Giften. Und natürlich entstehen in der unterrichtsfreien Zeit unter den Jugendlichen so manche zwischenmenschliche Reibereien – positive wie negative, falls ihr versteht. Wie das bei Jugendlichen eben so ist.

Die ersten Seiten erscheinen zunächst etwas verwirrend und mühsam, zumal für einen Comic auch relativ viel Text zu lesen ist. Aber es lohnt sich! Denn Deadly Class hat tatsächlich mehr zu bieten, als Unterricht hier und Streitereien da. Die interessante Vergangenheit des Jungen und seine kühnen Zukunftspläne (um die hier aber noch nicht wirklich geht) stellen genügend Material zur Abwechslung. Besonders aber die Tatsache, dass die sowieso schon kuriose Geschichte sich immer wieder in ungeahnte Richtungen entwickelt, und die Fähigkeit, den Leser im einen Moment mit Aggresivität und Heftigkeit zu verstören und zu schockieren und im anderen Moment mit Humor locker zu unterhalten, machen das Ganze zu einer rundherum gelungenen und vielseitigen Erzählung.
Auch die Zeichnungen von Wes Craig zeigen sich sehr eigenwillig – und stellenweise mit einem Minimum an Details. Dieser zum Teil recht einfach erscheinende Stil dürfte so manchen zunächst enttäuschen. Für Freunde aufwendiger Illustrationen ist dieser Comic jedenfalls wahrlich nichts. Andererseits punktet der Comic gerade auch durch seine frische, unkonventionelle Art des Erzählens, die oft auch die üblichen Seitenaufteilungen verlässt.

„Deadly Class 01: 1987 – Reagan-Jugend“ ist ein überaus überzeugender Start in eine mutige und mehr als skurrile Serie. Ist die Hürde mit der ungewohnten Optik genommen, eröffnet sich einem eine Szenerie, in der auch nach diesem ersten Band noch etliche Absurditäten erzählt werden können.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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