Perkeros
Für ihren Metal sind die Finnen ja bekannt. Zahlreiche Bands teilen sich die weite, finnische Metal-Landschaft. Eine davon: die junge, aufstrebende avantgardistische Metal-Band Perkeros – ein ziemlich bunt zusammengewürftelter Haufen.
Zunächst ist da der legasthenische (die Band sollte eigentlich “Kerberos” heißen…) Lead-Gitarrist Akseli, der alles für seine Band gibt und im Spotlight schnell zu Lampenfieber neigt. An den Korg- und Yamaha-Keys das einzige Mädel der Combo: Lilja, die gute Seele der Band, die irgendwie alles zusammenhält. Am Bass dann der mysteriöse Alt-Hippie Toivo Kervinen, der angeblich schon mit allen namhaften Musikergrößen gemeinsam auf der Bühne stand – ob Genesis oder Tangerine Dream, Simon & Garfunkel oder Jethro Tull.
Außerdem der Neuzugang an Mikrofon und Rhythmus-Gitarre: Aydin, der türkisch-stämmige Kebab-Verkäufer. Und schließlich ein Dredg-, Tool- und LedZep-liebender Braunbär an den Drums.
Ein Braunbär?
Jipp, richtig gelesen! Spätestens jetzt dürfte klar sein, dass ihr von dieser Band wohl so schnell (leider) kein Album-Review bei uns lesen werdet.
Nein, es handelt sich bei Perkeros um einen Comic über die gleichnamige, fiktive Band, die versucht, sich in der finnischen Metal-Szene einen Namen zu erarbeiten.
Im Mittelpunkt steht der perfektionistische Band-Leader Akseli. Der ist eigentlich Student, verbringt seine Zeit aber am liebsten mit seinen Bandkollegen. Das große Ziel ist natürlich, die Band in der Szene bekannt zu machen, weshalb sich die fünf unbedingt einen Slot beim Rocktoberfest erkämpfen wollen…
– Gut, aber jetzt vielleicht was Ruhigeres.
– Meshugah?
– Irgendwas Down-Tempo?
– Type O Negative?
Jatta und Akseli haben Besuch. Sie hätte gerne “nette Hintergrundmusik” – er scheint nicht so recht zu wissen, was sie darunter versteht…
Neben der eigentlichen Geschichte um die Band geht es vor allem um die Beziehung zwischen Akseli und seiner Freundin, der Chemie innerhalb der Band und Musik-Esotherik.
Die Interessen zwischen Akseli und Jatta scheinen einfach zu unterschiedlich: er denkt praktisch jede Minute an Musik und seine Band, während sie die Partnerschaft und ihr Studium für wichtiger erachtet. Die Probleme sind also vorprogrammiert. Und auch bandintern gibt es eben hier und da Reibereien, zumal Akseli allen – auch sich selbst – viel Druck macht, aber natürlich auch selbst nicht immer alles richtig macht.
Die esotherische und mitunter recht amüsante Note bringt dann der Hippie-Bassist rein – so etwas wie der Yedi-Meister für Padawan Akseli. Er lehrt ihn, dass Musik praktisch in allem und jedem steckt, somit etwas Elementares ist und doch die Büchse der Pandora sein kann – oder anders gesagt: es gibt auch eine dunkle Seite der Musik-Macht, wie auch die Band noch erfahren wird… So bekommt das Ganze auch abseits der Tatsache, dass ein Bär an der Schießbude sitzt, einen fantastischen Einfluss.
“Perkeros” ist ein toller Comic für Musik-Fans, natürlich speziell für Liebhaber der härteren Klänge. Zu beachten ist, dass sich der Comic, so hart die Mucke, um die es geht, auch sein mag, nicht ganz so ernst nimmt. Insgesamt ist das Ergebnis eher lustig – aber wer denkt denn auch das Metalheads nur grimmige, Blut drinkende Gestalten sind?!
Auch die durchweg großartige optische Erscheinung geht mit Charakter-Eigenschaften wie übergroßen Augen und Stupsnäschen eher in die spaßige Richtung. Zusammen mit den Band- und Beziehungs-Problemchen und den Elementen Alltag, Herzschmerz, Freundschaft und Bühnen-Action, könnte man das Buch daher vielleicht gut in das neumodische Regal “Dramedy” stellen. Dort macht es sich dann richtig gut!
Eine kleine Leseprobe bekommt ihr bei mycomics.de. Und wen die Band-Bio interessiert, der schaut am besten mal auf der Website zum Buch vorbei…Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…