Stitched 01: Die lebenden Toten
Irgendwo in Afghanistan. Irgendwo in von den Taliban kontrolliertem Gebiet. Irgendwo dort stürzt der Blackhawk “Idaho Six” auf Grund eines technischen Defektes ab. Dessen US-amerikanische Besatzung hatte eigentlich den Auftrag, eine andere ISAF-Einheit zu bergen. Nun sind die drei überlebenden Soldaten aber selbst in einer prekären Lage – ohne Nahrung, ohne Medikamente und natürlich ohne Funk.
So versuchen der am Bein verletzte Lieutenant Pruitt, Lieutenant Cassandra Cooper und deren Unterstellte, Corporal “Twiggy” Twiggs, sich durch das Hochland in die Himmelsrichtung durchzuschlagen, in der sie sich am schnellsten Rettung erhoffen.
Es dauert nicht lange bis das Trio in den ersten Hinterhalt gerät. Doch anstatt von bewaffneten Taliban angegriffen zu werden, findet sich die Gruppe plötzlich zwischen Zombies wieder. Zerzauste Gestalten mit zugenähten Augen und Mündern. Und dass die “Stitches” nicht zum Tee ins Nomadenzelt einladen wollen, ist den Soldaten beim Anblick der herumliegenden Leichen afghanischer Männer gleich klar. Allerdings scheinen die willenlosen Angreifer auch nur solange gefährlich zu sein, wie ein etwas entfernt stehender Takt- bzw. Befehlsgeber eine rasselnde Blechdose an einer Kette umherschwingt.
Verstärkung finden die Überlebenden des Absturzes mit den Engländern Tony Barclay und Dave Baz – ein Teil der Truppe, die eigentlich mit dem Hubschrauber aufgegabelt werden wollte. Doch der Weg wird nicht einfacher, und als sie auf ihren tatsächlichen Gegner, den Menschenhändler Emad Homayoun stoßen, will eine wichtige Entscheidung getroffen werden: sich in die Sicherheit retten oder in die Offensive gehen?…
Zunächst hatte Garth Ennis, als Comic-Autor (u.a. Preacher, Hitman, Crossed) bekannt und gefeiert, seine Geschichte als 15-minütigen Kurzfilm aufgebaut – ursprünglich mit dem Wunsch, aus der Idee anschließend einen Spielfilm zu machen. Und die Idee, Kriegsszenerie mit Aktualität (und daher einer gewissen Realität) mit dem Zombie-Thema – hier noch etwas schwarzer Magie angereichert – zu vereinen, ist sicher nicht die schlechteste.
Für den abendfüllenden Film reichte es aber nicht. Stattdessen tat er sich mit Mike Wolfer zusammen, um seine Idee ins Comic-Format zu bringen. Wolfer, der selbst kein unbeschriebenes Blatt in Comic-/Horror-Kreisen ist, erweiterte den Ansatz aus dem Kurzfilm und machte daraus eine Serie, deren erste sieben Ausgaben nun als einzelne Kapitel in diesem Band 1 zu finden sind. Für die Zeichnungen sorgte Wolfer selbst. Sie fallen – wie erwartet – teilweise sehr heftig aus, machen aber auf Grund der ausgewogenen Dosierung nicht gleich einen puren Splatter draus.
“Stitched 01 – Die lebenden Toten” (empfohlen ab 18 Jahren!) kann man letztendlich gut lesen, und man fühlt sich dabei keineswegs gelangweilt. Aber natürlich findet man auch immer wieder typische Elemente einer Soldaten-/Kriegs-/Survival-Story.
Insgesamt hat mich die Horror-Komponente einfach nicht ganz überzeugt. Die Angriffe der “Genähten” wollten mich einfach nicht so recht schocken. Wie die Übersetzerin Gerlinde Althoff in der Einleitung schreibt: “Wobei der wahre Horror gar nicht so sehr im Auftauchen der Stitches liegt als vielmehr im Herstellungsprozess der lebenden Toten.”. Ich schätze das war es…
Eine Leseprobe mit ein paar Seiten findet ihr hier bei mycomics.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…