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Symmetry

Zukunftsvisionen, in denen Computer so weit fortgeschritten sind, dass sie Menschen nicht nur in bestimmten einzelnen Aufgaben übertreffen sondern insgesamt auch intelligenter sind, gibt es zuhauf. Eine der bekanntesten ist natürlich Terminator, in der die Maschinen die Menschheit wegoptimieren wollen. Eine Dystopie, folglich.
Die Comic-Miniserie Symmetry von Autor Matt Hawkins und Zeichner Raffaele „Raff“ Ienco beginnt dagegen als Utopie. Zumindest für die in dieser Realität lebenden Menschen. Für unsereins erscheint schon diese heile Welt etwas befremdlich: Die Geschicke der Menschheit werden durch eine zentrale künstliche Intelligenz namens SOL gelenkt – durchaus zum Guten. Es gibt kein Leid, keine Feindschaft, keine Schmerzen, aber auch keine Diversität. Die Rassen der Erde sind sicherheitshalber strikt getrennt. Jeder wählt sein Geschlecht und seinen Namen im Jugendalter selbst. Als Grundpfeiler der Gesellschaft gelten Gemeinschaft, Frieden, Harmonie und Gleichheit. Und das funktioniert so weit auch ganz gut. Jeder bekommt schon bei der Geburt seine sogenannte RAINA eingepflanzt. Sie stellt die Verbindung zur Zentral-K.I. dar und sichert – zusammen mit den täglichen, Emotionen dämpfenden Medikamenten-Dosen – jedem ein friedliches Leben.

Und in einem einzigen Augenblick war die Welt, die ich kannte, ausgelöscht.

Während eine der Hauptfiguren, Michael, mit seinem Bruder Matthew auf einer Art Studien-Reise im Ferienort Wolf Creek ist, kommt es dann aber zur Katastrophe: Eine schwere Sonneneruption bringt Teile eines der bis zu 200km hohen Türme zum Einsturz, an deren Spitzen Sonnenkollektoren zur Energieversorgung angebracht sind. In einem größeren Gebiet bricht in der Folge das gesamte System zusammen.

Deutsche Ausgabe: © Panini Verlags-GmbH

Die Überlebenden, darunter auch die Protagonisten, erleben plötzlich Leid und sehen Verletzte und den Tod – sie sind von der Gesellschaft getrennt, aus dem Netzwerk „disconnected“, und müssen in der Wildnis selbst darum kämpfen, am Leben zu bleiben. Für SOL und das Zentralkomitee der „Elder“, das der Gesellschaft vorsteht, ist schon jetzt klar, dass die Betroffenen nicht mehr in die Gesellschaft integriert werden können und stattdessen irgendwo isoliert untergebracht werden müssen.
Mitten in der Katastrophe lernt Michael die etwas ungewohnt aussehende Maricela kennen. Ungewohnt deshalb, weil sie einer anderen Rasse angehört. Dieses Aufeinandertreffen stellt nicht nur sein eigenes Leben auf den Kopf. Vielmehr spielen beide zusammen eine viel wichtigere, übergeordnete Rolle…

Ienco ist die Darstellung dieser technologisierten Zukunft durchaus sehr gelungen. Besonders gefallen haben mir die sogenannten Peacekeeper, die Roboter in menschlicher Gestalt und schwarzen Anzügen und einer blauen, glatten Oberfläche, die vom Hinterkopf in etwa bis dorthin reicht, wo normalerweise die Unterlippe ist. Schwächen zeigen seine Zeichnungen dagegen bei den menschlichen Gesichtern, wenn Wut oder Aggression dargestellt werden soll. Gerade die Münder mit den übertrieben herunter gezogenen Mundwinkeln wirken dann sehr unnatürlich. Allzu viele Stellen betrifft das aber nicht.

Deutsche Ausgabe: © Panini Verlags-GmbH

Was die Story angeht, gibt es ebenso Licht und Schatten. Die Grund-Idee ist großartig und spannend (wir sind heutzutage ja schon hilflos, wenn das Internet nicht erreichbar ist), die Vision in vielen faszinierenden Details ausgearbeitet. Auf mehreren zeitlichen Ebenen (durch den Protagonisten aus dem Off) erzählt, ist die Handlung in den ersten vier Kapiteln dann auch ordentlich kurzweilig und klug aufgebaut. Leider kann die zweite Hälfte (also Kapitel 5 bis 8 der abgeschlossenen Serie) dann nicht mithalten. Ab hier spielt der Comic 20 Jahre später, und es wird nur noch linear erzählt. Zudem wiederholt sich in diesem Teil ein gewisser Ablauf immer wieder ähnlich, was der Spannung dann nicht gerade gut tut.

Letztendlich lohnt es sich alleine der Idee wegen, sich in die Zukunft von „Symmetry“ zu begeben. Die erste Hälfte ist auch wirklich gut gelungen. Die zweite Hälfte trübt den positiven Eindruck dann, wie gesagt, wodurch sich ein durchschnittliches Gesamtbild ergibt. Der Schluss bietet dann wieder einen ganz interessanten Twist, auch wenn sich der schon mit etwas Vorlauf ankündigt.
Also: Spannend, zum Nachdenken anregend, aber es wäre insgesamt mehr drin gewesen.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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