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The Wake

The Wake - Tribe Online MagazinAls Agent Cruz von der Homeland Security bei der auf Walgesänge spezialisierten Meeresbiologin Dr. Lee Archer auftaucht, ahnt diese nichts Gutes. Seitdem sie in der Vergangenheit gegen das umweltschädliche Militärprojekt S-Net mobil gemacht hat, liegt sie mit der Heimatschutzbehörde im Clinch. Als Cruz ihr aber eine aus der Prudhoe Bay von Alaska stammende Aufnahme vorspielt, wird sie doch neugierig. Sie ähnelt zwar den Walgesängen, klingt aber ungewöhnlich und auch komplexer als bei den Walen – und dennoch kommt ihr dieser Klang irgendwie bekannt vor.
Cruz überredet Archer schließlich dazu, sich der Erforschung der Ursprünge dieser Aufnahme anzuschließen. Etwas später findet sie sich daher im arktischen Meer, in einer geheimen, illegalen Unterwasser-Ölplattform, die als Basislager dienen soll, wieder. Warum das von der Behörde zusammengestellte Team neben einem weiteren Meeresforscher auch einen Spezialisten für Volkskunde und Mythologie und einen Ingenieur für Tiefseebauten, der gleichzeitig aber auch ein skrupelloser Tiefseewilderer ist, umfasst, wird dann ziemlich schnell klar: Die “Gesänge” stammen nämlich von einem nie gesehenen Unterwasserwesen mit gewisser Menschenähnlichkeit und Schwimmhäuten und scharfen Zähnen, das Cruz’ Truppe in einem Wassertank gefangen hält.
Schnell kommt es, wie es kommen muss – und zwar zur Katastrophe: das Wesen bricht aus und bedroht die Sicherheit der gesamten Mannschaft. Weit unter der Wasseroberfläche, in der Dunkelheit der Anlage, beginnt ein grausamer Überlebenskampf.

The Wake - Vorschau Seite 2 - Tribe Online Magazin

© Scott Snyder & Sean Murphy

Schnitt.

200 Jahre später. Der Meeresspiegel ist um einiges höher. Weite Teile der USA (und natürlich der übrigen Welt) sind überflutet. Die Metropolen an den Küsten sind Vergangenheit.
Am großen Barriereriff vor der amerikanischen Küste lebt die toughe Leeward in einem Flugzeugwrack ein recht einsames Leben. Zusammen mit Dash, ihrem Delfin-Freund, der einen Spezialanzug mit technischem Schnick-Schnack trägt, jagt sie Mers – die oben schon erwähnten Unterwasserwesen – und tauscht ihre Köpfe anschließend auf dem Schwarzmarkt gegen frisches Quellwasser.
Von einer alten Sage, die die Rettung der Welt verspricht, überzeugt, besorgt sie sich außerdem einen Funkempfänger und hört damit illegalerweise die Meere ab. Und gerade, als sie festgenommen wird, ertönt aus dem Empfänger eine Nachricht aus der Tiefe von Dr. Lee Archer…

Die Story von “The Wake” irgendwie in einem Beitrag wie diesem kurz zusammenzufassen, ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Man möchte natürlich vor allem nicht spoilern, es liegt aber auch daran, dass diese Geschichte ungewöhnlich komplex ist.
Während der erste Teil in Richtung Survival-Horror geht – düster und mit viel Tusche – und vor allem an Geschichten à la “Alien” und “Abyss”, oder auch an “Jurassic Park” erinnert, schildert die zweite Hälfte eine dystopische Endzeit-Zukunft bzw. eine Welt, die die Apokalypse schon erlebt hat. Ähnlichkeiten mit “Mad Max” und auch “Waterworld” sind dadurch unvermeidbar. Die vom Sonnenlicht erhellten Szenerien stehen dann in krassem Gegensatz zur vorangegangenen Dunkelzone. Außerdem ist erheblich mehr Farbe als bei Mel Gibson oder Kevin Costner im Spiel – wenn das Buch auch eher blass koloriert ist.

The Wake - Vorschau Seite 9 - Tribe Online Magazin

© Scott Snyder & Sean Murphy

Dass die beiden Teile miteinander verwoben sind, verraten natürlich schon die Mers, der Funkspruch und die Überflutung der Erde, nicht zuletzt aber auch die Namen und die charakterlichen Ähnlichkeiten der beiden Protagonistinnen – Dr. Lee Archer in der Gegenwart und Leeward in der Zukunft. Das Geheimnis dieser Verbindung ist allerdings Teil des großen Bogens, mit dem die Story in einem großen Finale zum krönenden Abschluss gebracht wird. Und selbstverständlich soll davon noch nichts verraten werden.
Scott Snyder beschränkt sich nicht auf die 200 Jahre, die “The Wake” schon alleine durch die Zeitalter der beiden Kapitel umspannt. Immer wieder werden Rückblicke in die Weltgeschichte gezeigt: 100.000 Jahre, 5 Millionen Jahre, 3,8 Milliarden Jahre – alles dabei. Zunächst werfen diese Szenen mit riesigen Haien und menschenähnlichen Wasseraffen reihenweise Fragen auf, letztendlich sind sie aber ein grundlegender Teil der gewaltigen Story.

Mit dem in zehn Heften erschienenen US-amerikanischen Original hat die “Snyder-Murphy-Gang” (sorry für den Gag) den Eisner-Award 2014 für die besten Miniserie eingefahren. Und das mit Sicherheit zu Recht!
Nein, die Story ist nicht frei von logischen Fehlerchen, und vor allem ist sie nicht gerade einfach zu erfassen. Außerdem wird zum Ende hin womöglich für viele Geschmäcker etwas dick aufgetragen. Und trotzdem: das durchweg großartig gezeichnete und ansprechend erzählte “The Wake” fasziniert und wirkt grandios – und lässt einen fast sprachlos zurück!Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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