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Johannes Ulbricht – Sumerland Band 1 + 2

Irgendwie erwachsene Sci-Fantasy, die ein bisschen an die Welt aus den Matrix-Filmen erinnert.“ — Soweit jedenfalls die Beschreibung der Sumerland-Bücher. Dem ganzen kann ich nur zustimmen, denn es existieren in Sumerland tatsächlich einige Parallelen zum Matrix-Universum. Da wäre unter anderem, dass die Menschheit eigentlich gar nicht in der „realen Welt“ lebt, sondern alles nur ein Traum ist und sich das wahre Leben in der Stadt Waylhahgiri, der einzig wahren Stadt, abspielt.

Bereits auf den ersten Seiten wird man in eine Welt hineingesogen, in der zwei ewig junge Königskinder herrschen. Einerseits ist da Prinzessin Serisada in der unendlichen Weite des Sumerlandes, die den ganzen Tag mit Spielen verbringt und deren Untertanen fabelhafte Tierwesen sind. Andererseits gibt es Prinz Zazamael. Dieser herrscht in seiner babylonisch anmutenden Stadt Waylhahgiri, in der sämtliche Epochen der Menschheitsgeschichte übereinander angeordnet sind. Hier strebt er nach ästhetischer Perfektion, um schlussendlich die große Fusion herbeizuführen um so Traum und Wirklichkeit zu verschmelzen.

So fängt man an zu lesen in dieser vielversprechenden Geschichte und merkt schnell, dass die Fantasie im Überfluss vorhanden ist. Tierwesen wie man sie so noch nicht gesehen hat, rätselhafte Ereignisse auf die man sich keinen rechten Reim machen kann und natürlich die große Fusion.
Denn in Waylhahgiri gibt es nur eine Richtung: immer weiter nach oben. Jede Handlung, jede Bewegung und jede Interaktion mit Menschen oder der Umwelt dient lediglich dazu Wohlstand zu erzeugen und immer näher an die ästhetische Perfektion zu gelangen. Schlussendlich soll somit die große Fusion erreicht werden.
Das dabei Traum und Realität miteinander in Einklang gebracht werden sollen macht auf den ersten Blick Sinn, denn die meisten Menschen leben schließlich in einer großen Traumwelt die wir unsere Wirklichkeit nennen. Doch falsch gedacht, dieser Traum ist damit nicht gemeint. An dieser Stelle soll aber nicht zu viel verraten werden.

Auch wenn die Fantasie des Autors nur so sprudelt, bleiben die rhetorischen Fähigkeiten, Charaktertiefe und -entwicklung dahinter zurück. Um es auf den Punkt zu bringen, ich mochte die Hauptfiguren nicht sonderlich. Alle samt sind sie egoistisch, auf dem Weg zur Erreichung ihrer Ziele vollkommen skrupellos und gehen nicht zuletzt dabei über Leichen.
Lässt man außen vor, dass einem die Charaktere nicht sonderlich sympathisch sind, kann man sich trotzdem an den beiden Bücher erfreuen. Es gibt viele hervorragende Ansätze, wie dass unsere Welt eigentlich nur eine Scheinwelt ist und im Reich von Zazamael und Serisada das eigentliche Leben stattfindet.
Einige Ideen werden jedoch nicht zu Ende geführt oder zwischendurch fallen gelassen. Persönlich finde ich das sehr schade, da das Sumerland massig Spielraum für interessante Charaktere und Ideen bietet.

Zuletzt möchte ich noch den subtilen gesellschaftskritischen Ton hervorheben. Ohne mit dem Finger zu zeigen oder zu mahnen wird hier auf die sehr konsum- und erfolgsorientierte Gesellschaft hingewiesen, die kurzlebigen Trends folgt und davon ihren Erfolg im Leben ableitet.

Zusätzlich zu den Büchern gibt es noch ein Augmented Reality Spiel von NoonGames das den Spieler noch tiefer in die Geschichte des Sumerlandes hineinzieht. Hier können versteckte Symbole gescannt werden um anschließend Rätsel zu lösen und tiefere Einblicke zu bekommen.
Das Augmented Reality Spiel habe ich zwar nicht getestet, aber wer das Buch mag, hat mit dem Spiel von NoonGames sicher auch seine Freude.
Da aller guten Dinge drei sind, existiert auch ein Soundtrack zu den Sumerland-Romanen. QNTAL steuert diesen bei und trägt damit zur nahtlosen Verschmelzung von Buch, Mobile-Game und Musik bei.

Alles in allem ist Sumerland also eine kurzweilige Geschichte, die viele erfrischende Ansätze mit sich bringt. Durch die Schwächen im Charakterdesign kann ich dem Buch jedoch nur drei von fünf Sternen geben.

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