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Deichkind – Niveau Weshalb Warum
19.04.2015 im Zäpfle Club (Rothaus-Arena) Freiburg

20150419-Deichkind-2Pyramiden-förmige Helme auf dem Kopf, mit eingesetzten, blinkenden LEDs. In modische Plastik-Müllsäcke gehüllte Anhänger, viele fluoreszierende Bänder an Hälsen und Armen und in Frisuren gesteckt, dazu neonfarbene Gesichtsbemalung. Was auf den ersten Blick wie eine Mischung zwischen Fans von Erich von Däniken und Loveparade-Veteranen aussieht, ist in Wirklichkeit das Publikum, das am vergangenen Sonntag Abend (19.04.2015) zu einer ausgelassenen Deichkind-Live-Party in die Freiburger Rothaus Arena (bzw. den Zäpfle Club) gepilgert war.

Vorband geschenkt – bis zum Beginn des Bühnenprogramms unterhielt VJ Wasted die Menge mit Musikvideos, die auf eine vor die Bühne gespannte Leinwand projiziert wurden. Pumpende Beats, Hip-Hop, Electro. Dann irgendwann das gute, alte “Killing In The Name”, das irgendwie aus der Reihe fiel und so schließlich den markanten Schlusspunkt setzte.

Nach einem Intro-Film von schier unschätzbarem künstlerischem 20140419-DeichkindWert (*hust*), folgte ein Strobo-Gewitter, die Bühne öffnete sich, die Omnipods (Bühnenpodeste) fuhren und drehten langsam herum, und schließlich rückten die MCs an und ließen mit “So ‘ne Musik” und “Denken Sie groß” die beiden ersten Kracher vom aktuellen Album (hier unser Review) vom Stapel.
Mit “Like mich am Arsch”, “Die Welt ist fertig”, “Oma gib Handtasche”, “Hauptsache nichts mit Menschen”, “Was habt ihr”, “Naschfuchs” und “Mehr als lebensgefährlich” sollten im weiteren Verlauf noch einige weitere der neuen Stücke folgen. Aber natürlich wurden auch eine Reihe älterer Stücke gespielt – z.B. “Leider Geil”, “Arbeit Nervt”, “Illegale Fans” oder “Bück dich hoch”, um nur einen kleinen Teil zu nennen.

Auch optisch ist DK ein Live-Genuss. Während es durch die Omnipods ständig einen anderen Bühnenaufbau gibt, sorgen die von Trash bis Bling-Bling reichenden, ständig wechselnden Bühnenoutfits – vor allem natürlich die typischen LED-Pyramiden-Helme – nicht zu verwechseln mit Daft Punk, die als hilfreiche Helferlein zeitweise übrigens auch auf der Bühne waren ;) – und das (pro Person) gute Dutzend umgeschnallter, rhythmisch leuchtender Smartphone-Displays für das nötige Overstatement.
Jedes schräge Detail der Show aufzuzählen ist bei einer Band, die Skurrilität als durchgängiges Stilmittel benutzt, einfach ein Ding der Unmöglichkeit! Übergroße Gehirne, Schlauchboot-Crowdsurfing, nasse Supersoaker-Salven in die Menge, Theathereinlagen (“Oma, gib Handtasche”), lässige Choreografien bis hin zum Synchron-Bürostuhlfahren, eine relaxte Polonaise durch das Publikum, und, und, und… Dazu fahren ständig irgendwelche Typen auf elektrischen Rollstühlen, Heimtrainern oder auf dem Skateboard mit einem Surfsegel in der Hand kreuz und quer über die Bühne. An dieser Stelle möchte ich lieber aufhören, bevor ich durchdrehe…

So spaßig schweißtreibend das Ganze ist, haben Deichkind auch (fast) immer etwas zu sagen – davon zeugen die vielen kritischen Texte. Wem das bei den ganzen Party-Beats in Vergessenheit geriet, der wurde gegen Ende noch einmal deutlich darauf hingewiesen, als die Band in ihren “Refugees Welcome”-Anzügen (siehe Echo-Verleihung) in einem riesigen Fass durch die Menschenmenge trieb.

Nachdem das Hauptprogramm mit einer etwas anderen Version von “Limit” abgeschlossen war, kam die Band natürlich noch einmal auf die Bühne, um dann für “Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)” wirklich alles auf der Bühne aufzufahren – neben Trampolin und Hüpfburg sprangen links und rechts zwei Typen an Bungeeseilen immer wieder bis knapp unter die Bühnendecke. Ferris, der eine Weile zuvor zu “Was habt ihr” aus seiner bunt strahlenden Sonnenbank stieg, in der er sich offenbar seine tägliche Überdosis Freakiness holt, ließ sich zum Finale im beachtlich großen, aufblasbaren Pool über die Menge treiben und schmiss mit Konfetti um sich.

Fazit: Musik, die (nicht nur, aber besonders) Statiker zum Schwitzen bringt und dazu großes Remmidemmi mit dicker Hose – Reizüberflutung gratis dazu. Wer Deichkind nicht live gesehen hat, ahnt ja nicht, wie cool Kindergeburtstags-Partys wirklich sein können!

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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