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Festivalbericht: Metallergrillen 2014

Pünktlich zum Abschluss der Festivalsaison bewies der Wettergott sein Herz für Metal und schenkte den Besuchern des Metallergrillens in Katzenbach ein letztes Sommerwochenende. Das preislich sehr fair ausgelegte Festival konnte schon im Vorverkauf 1.300 vorwiegend junge Mealheads zum Ticketkauf bewegen, zu denen sich an der Abendkasse noch einige Hundert dazu gesellten. So fand man sich am Freitag Vormittag am bühnennahen Zeltplatz in bester, bierseeliger Laune ein und harrte gespannt dem Festivalauftakt um 17:00 Uhr.

Hier gehts zum Vorbericht

Tag 1:

Diesen bestritten Pripjat mit ihrem sehr von Kreator inspirierten Metal, der zwar etwas gemäßigter rüber kommt als bei den großen Vorbildern, dafür aber mit schlüssigem Songwriting die bereits zahlreich vor der Bühne versammelten Fans überzeugen konnte.

Metalcore meets Volksmusik : Tuxedo aus Österreich

Metalcore meets Volksmusik : Tuxedo aus Österreich

Die Österreicher von Tuxedo überraschten anschließend mit ihrer Interpretation des Metalcore im Volksmusik-Outfit. Die sechsköpfige Band zeigte sich live hyperaktiv und animierte das Publikum bestens. Highlight des Auftritts war ein Cover des Baywatch-Titelstücks samt Crowdsurf-Einlage eines langhaarigen „Adonis“ im kurzen roten Badehöschen. So geht Entertainement!

Der Kontrast folgte auf dem Fuße, denn bei Majesty wird TRUE ganz groß geschrieben. Die Szenegröße glänzte vor allem durch die unglaubliche Leistung von Sänger Tarek Maghary der auch problemlos den Vergleich zu Legenden wie etwa Manowar standhält. Episch und heavy rifften sich die Mannen aus Nordbaden in die Herzen der nun sehr zahlreich vertretenen Metalheads. Das hätte auch zum Headliner gereicht.

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Dass sich Tankard diese Position aber redlich verdient hatten stellten die Hessen nach kurzer Umbaupause eindrucksvoll unter Beweis. Der tight gespielte Teutonen-Thrash ist nicht zuletzt wegen dem immer gegenwärtigen Humor der Truppe live sowieso eine Bank. Dass es sich Sänger Gerre dabei nicht nehmen lies Freibier unter den vordersten Reihen zu verteilen und spontan in der Mitte des Sets zur Ice-Bucket Challenge antrat, zeugt nur von der Authezität der Band. Erst recht wenn man dann noch solche Hits wie Rules For Fools oder Chemical Invasion im Gepäck hat. Ein Top-Auftritt dieser Ausnahmesymphaten.

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1-3

Nach dem Headliner gab die Band Unchained ihr Können zum Besten

Dem konnten Unchained aus dem Saarland mit ihrem gekonnt inszenierten Modern Metal nichts entgegensetzen. Dass der Vergleich zu einer Legende wie Tankard der Band aber natürlich nicht gerechtfertigt ist sei hier im speziellen erwähnt. Unchained spielten enthusiastisch und zeigten sich damit als absolut würdig den ersten Festivaltag zu beschließen.

Tag 2:

Den Samstag eröffneten die noch sehr jungen Curse Of Life. Trotz Niedlichkeitsfaktor machten die Jungspunde live einen guten Eindruck und überraschten mit überzeugenden Coverversionen wie etwa Rooster von Alice In Chains. Hier wird man zukünftig sicher noch mehr erwarten dürfen.

Danach gab es von den fränkischen Trinity Site melodischen Metalcore um die Ohren. Druckvoll mit vielen Anleihen der melodischen Spätphase des schwedischen Death Metals versehen lockte die noch junge Band immer mehr alkoholgeschädigte Fans aus den Zelten vor die Bühne. Ein verlässliches Qualitätsmerkmal der Truppe, den so feucht-fröhlich wie die Nacht zuvor verlief war dies sicherlich nicht einfach zu bewerkstelligen.

War Agenda-1

Thrash der ankommt: War Agenda

Wer nun noch nicht auf den Beinen war kam spätestens zu War Agenda vor die Bühne. Der sauber gespielte Thrash Metal der Gruppe kam trotz der augenfälligen Katerstimmung im Publikum sehr gut an, nicht zuletzt wegen des ausgeklügelten und eingängigen Songwritings. Zwar passte der verchromte Toaster den der Sänger sich als Mikrofon auserkoren hatte nicht so recht ins Bild, doch ein Haar in der Suppe muss es ja geben… .

Pünktlich zur Mittagspause wurde zur Krautsurf WM auf dem Campground geblasen. Dabei versammelten sich zahlreiche, mal mehr, mal weniger bekleidete Metalheads vor einer mit Sauerkraut ausgelegten Rutschplane um in einen sportlichen Wettstreit zu treten. Dass dabei nicht nur die gewichtigsten Teilnehmer Chancen aufs Siegertreppchen hatten zeigte sich schnell, unter dem lauten Gejohle der Zuschauer wurden immer neue Rutschtechniken ausprobiert. Mal seitlich, mal auf dem Rücken oder auf dem Gesicht. Manch einer versuchte gar nach dem Rutschvorgang sich noch einige Zentimeter durch Sauerkrautbett zu futtern. Eine sehr witzige Disziplin der hoffentlich bald die olympischen Ehren beschieden werden die ihr zustehen.

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Das schwermetallische Zepter wurde anschließend von den Schwaben von King Chrome wieder aufgenommen. Der testosterongetränkte Heavy Rock des Quartetts brauchte für mich zwar wegen des sehr extrovertierten Gesangs einige Minuten um zu zünden, tat es danach aber umso mehr. Schnell zeigt sich dass man echte Ohrwürmer im Gepäck hat, gespickt mit tollen Melodien und dem Gespür für die nötige Härte. Diese Gruppe wird man zukünftig sicher an höherer Position im Billing wieder sehen!

Da kamen die nachfolgenden One Last Legacy schon weitaus weniger originär daher – Nicht dass der alternativ angehauchte Metalcore der Truppe nicht übersdurchschnittlich wäre, es ist lediglich der Vergleich zur vorangegangenen Truppe der den Sound der Band generischer wirken lässt. Das kann man gerne als Meckern auf hohem Niveau abtun, gefallen hat es im Publikum jedenfalls vielen und ich meinerseits räume der Band ihr professionelles Niveau ein.

Die außergewöhnlichste Band des Festivals präsentierte sich anschließend. Sergeant Steel aus Österreich zocken Glam/Hair Rock den zu Hochzeiten dieses Genres auch Mötley Crue und Konsorten nicht besser hinbekommen hätten. Und dass auf einem spielerischen Niveau welches nur als weltklasse zu bezeichnen ist. Wer als Cover Whole lotta love derart gekonnt und lässig vom Stapel lässt ist wirklich ganz vorne dabei. Ganz zu schweigen von dem sehr hitverdächtigen, eigenen Songmaterial. Ein ums andere mal musste man sich ernstlich fragen warum es diese Band noch nicht bei uns ins Radio geschafft hat. Bisher die beste Band des Metallergrillens!

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Diesen Gig zu übertreffen konnte niemand ernstlich erwarten, was im Falle von Winterstorm ohnehin unsinnig gewesen wäre. Der pagan-lastige Powermetal der Band wieß zahlreiche Referenzen zu Rhapsody oder auch Blind Guardian auf, speziell in Punkto Mitsingkompatibilität. Dass das alles andere als schlecht ist zeigte sich anhand der euphorischen Publikumsreaktionen, auch wenn mir persönlich der Gitarrensound leider viel zu dünn geraten war. Dass tat dem Erflolg des Gigs offensichtlich keinen Abbruch, man konnte den Musikern ansehen wie sie vom Publikum regelrecht durch ihr Set getragen wurde. Dafür auch mein Kompliment.

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Endlich enterten die Headliner Disbelief die Bühne. Mit Gitarren wie ein Donnergrollen, Drums wie ein Erdbeben und einem Gesang direkt aus den Tiefen der Hölle. Derart eindringlich ist auch im internationalen Vergleich kaum eine andere Death Metal Band. Zwar kann man die Musik der Band aufgrund ihrer eher düster-monotonen Ausrichtung kaum als partykompatibel einstufen, doch verstehen sie es mit ihrem groove-orientiertem Songwriting auch jungfräuliche Hörer schnell in ihren Bann zu schlagen. Dabei dirigiert Sänger Karsten Jäger mit minimalen Gesten die Massen und akzentuiert die Songs perfekt, man hängt sprichwörtlich an seinen Lippen. Und das in einem Genre in dem die Verständlichkeit der Texte eher eine untergeordnete Rolle spielt. Ein echtes Kunststück also. Ein außergewöhnlicher, dennoch mehr als würdiger Headliner.

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Was man sich bei Milking The Goatmachine als Rausschmeißer gedacht hatte bleibt mir auch weiterhin ein Rätsel, wie auch die Existenzberechtigung dieser Gruppe. Man nehme primitivsten Slam, garniere diesen mit rumpeligen Grind-Einlagen und sorge für einen obskuren Überbau der sich scheinbar nur aus dem Gebrauch der Ziegenmasken bei den Musikern ableiten lässt. Mir ist das zu wenig Substanz auch wenn das Publikum zur mittlerweile späten Stunde jeden Gehirnfurz der Band abzufeiern scheint. Verschlimmert wird das ganze nur durch meinen Endruck dass die Band ihre Sache offenbar ernst meint. Aber vielleicht sind dass auch die falsche Kriterien die hier anzulegen sind, den Zuschauern gefällt es und das ist entscheidend. Ich für meinen Teil zog es jedenfalls vor das Finale des Gigs in meinem Zelt zuzubringen.

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Abschließend bleibt festzustellen dass das Metallergrillen 2014 als voller Erfolg zu werten ist, nicht nur wegen der abermals gestiegenen Zuschauerzahlen. Sommer, Sonne und Grillfleisch, Bier zu günstigsten Konditionen, ein gutklassiges Billing – was will man mehr? Vielleicht für 2015 eine stärkere Berücksichtigung härterer Genres wie Death und Black? Wichtiger ist sicherlich dass das Metallergrillen weiterin im gemütlichen und überschaulichen Rahmen bleibt mit dem auch seine Erschwinglichkeit einhergeht. Ich jedenfalls bin zuversichtlich dass dies gelingen wird und freue mich darauf im nächsten Jahr wieder vor Ort zu sein!

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Über den Autor des Beitrags

Runa

..immer da wo Metal spielt! Heavy, Black, Death, Pagan, Symphonic - Metal muss es sein. Bei Tribe-Online schreibe ich überwiegend Konzertberichte und mache Konzertfotos. Gerne dürft ihr mich auf FB adden und mir Konzertvorschläge zukommen lassen, oder für eure Events bei mir werben.

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