Browse By

Helloween, Gamma Ray, Shadowside
Oberpfalzhalle Schwandorf, 21.4.2013

Eine Mehrzweckturnhalle in der Oberpfalz. Das erinnert an die Schulzeit, an verzweifelte Klimmzüge am Reck, an zwangsverordnetes Zirkeltraining oder Exzesse am Seitpferd. Hier sollen Gamma Ray und Helloween im Rahmen der Hellish Rock Tour Part 2 spielen, so richtig „To  the Metal“ und ernsthaft fragen: „Are you metal?“ Sollen sie. Haben sie. Und wie!

Helloween - Oberpfalzhalle Schwandorf - 21-04-2013-19

Zugegeben, das Ambiente war wirklich etwas schräg, wenn man es mit Clubs wie der Rockfabrik Ludwigsburg oder dem Backstage in München oder dem LKA Longhorn in Stuttgart vergleicht. Der Bierausschank in der Turnhalle erfolgte mangels Bar an improvisiert aufgestellten Tischen, dazu gab  es frisch belegte Wurstsemmeln und ebenso frisch gemixten Jackie Cola. Auch wenn es immer heißt, dass der Ersteindruck so wichtig sei: Stimmt nicht immer, denn sobald es in der Schwandorfer Oberpfalzhalle dunkel wurde und der Opener Shadowside mit thrashigem Power Metal losdonnerte, wurde die Turnhalle zum Metal-Mekka. Das Zirkeltraining bestand dann aus gepflegtem Headbangen und das Seitpferd wurde gegen den Kumpel eingetauscht, um Arm in Arm die Matte zu schütteln. Shadowside machten ihre Sache gut, das Schwandorfer Publikum seine ebenso. Die Zuschauer waren echte Metal-Fans und gaben den Brasilianern die faire Chance, sie zu begeistern. Was denen auch gelang, trotz einer gefühlten Quote von 98 Prozent Gamma Ray- und Helloween-T-Shirts. Metal-Fans sind eben meist aufgeschlossen neuen Bands gegenüber, wenn diese sich ehrlich und authentisch den Allerwertesten aufreißen.

[nggallery id=30]

 

Als anschließend Gamma Ray nach „Welcome“ mit „Anywhere in the Galaxy“ loslegten, erinnerte nur noch der etwas undifferenzierte Sound an die sportliche Umgebung. Schwandorf rockte mit den Hanseaten, als gebe es kein Morgen, was Kai Hansen ein Dauergrinsen ins Gesicht zauberte. Die Menge war ohnehin Wachs in seinen Händen; was Hansen forderte, das bekam er auch. Wurde es mal kurz etwas ruhiger, genügte ein lockerer Spruch von Kai und sofort wurde es wieder laut. Fast alle sangen mit, die Fäuste in Richtung der umgeklappten Basketballkörbe an der Decke gereckt und mit Blick auf die ordentlich ausgeleuchtete Bühne. Dort war Kai Hansen zwar meist ans Mikro gefesselt, was Basser Dirk Schlechter mit seiner Spielfreude und Bewegungslust aber locker ausglich. Gitarrero Henjo durfte trotz des eher kurzen Sets (65 Minuten sind meiner Ansicht nach zu kurz für Gamma Ray) sogar ein kurzes Solo zum Besten, angekündigt von Kai mit den Worten „Und nun ist es an der Zeit für den Meister“ – keine Übertreibung. Über allem thronte Michael Ehré, der neben seinem technisch feinen und gleichzeitig sehr mächtigem Spiel auch immer wieder Zeit fand, den Kontakt zum Publikum herzustellen. Gespielt wurde das Best of des „Skeletons & Majesties“-Live-Albums plus „Empire oft he Undead“ und „Master of Confusion“ sowie „To the Metal“ und „Send me a sign“ als genialen Rausschmeißern. Das liest sich wie ein Fanboy, der von Gamma Rays Auftritt berauscht war? Jawoll. Und da war ich nicht der Einzige, Schwandorf war zu Recht aus dem Häuschen.

[nggallery id=31]

 

Dabei waren Gamma Ray ja eigentlich nur die Vorband für Helloween, was außer am kürzeren Set nicht zu spüren war. Helloween selbst begannen ihre Show hinter einem Tarnnetz, durch dessen Löcher die Scheinwerfer strahlten. So stimmte die Band mit Drums und Atmo-Sounds zu „Wanna be God“ sich und die Fans auf „Nabatea“ vom aktuellen Album „Straight out of Hell“ ein. Der Bühnenaufbau im Ruinen-Look rahmte die Drums ein, oben neben Daniel Loeble standen die ersten Minuten Andi Deris und Markus Großkopf, während die Gitarristen Sascha und Weiki am Bühnenrand mit Riffs und Soli glänzten. Im Folgenden gaben Helloween alles: Ständiger Kontakt zu den Fans, enorme Spielfreude, häufige Positionswechsel, ein fettes Drum-Solo und am Ende eine 20-minütige Jam-Session mit den (mittlerweile wieder) Kumpels von Gamma Ray, was im fulminanten Rausschmeißer „I want out“ mit beiden Bands mündete. Das war der krönende Abschluss eines herausragend guten Konzerts – wer die Hellish Rock Tour Part 2 verpasst hat, darf sich ärgern und aufs Frühjahr 2014 freuen. Dann werden zumindest Gamma Ray wieder auf Tour sein. Helloween werden 2013 noch das eine oder andere Festival in Deutschland bespielen. Und ich bin gespannt, was aus Shadowside wird, die mir sehr gut gefallen haben.

[nggallery id=32]

 

Abo und News an Deine E-Mail







Über den Autor des Beitrags

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert