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Julian Le Play
31.07.2014 ZMF, Freiburg

Danke, dass ihr gekommen seid – warum auch immer… Gab’s keine Samy Deluxe Karten mehr?”. Zwei Lieder und knapp zehn Minuten waren gespielt, als sich Julian Heidrich, genannt Julian Le Play (nach einem französischen Sozialtheoretiker im 19. Jahrhundert), das erste Mal zu Wort meldet und seine Band – Lukas, Alex, Peter und Phil, oder auch Gitarre, Schlagzeug, Bass und Keyboards – vorstellt. Einerseits war diese Frage gar nicht so abwegig, hatten die Österreicher aus Wien mit dem Act im Zirkuszelt nebenan doch tatsächlich eine starke Konkurrenz. Andererseits dürfte die Schnittmenge bei den Fans doch eher klein gewesen sein.

Donaueschingen ist, glaube ich, nicht extrem weit von euch. Da sucht ihr, wo die Donau entspringt, das ist dort irgendwo in der Gegend. Dann haut’s euch in den Fluss rein, wartet’s ein paar Tage und wenn ihr so ein Riesenrad seht, steigt’s ihr aus. Dann seid ihr in Wien. Da sind wir gestern losgefahren. Wir sind noch nie so weit gefahren! Julian über Herkunft und Anreise der Band

Im Gepäck hatte Julian Le Play sein Anfang des Jahres erschienenes, zweites Album “Melodrom”, von dem natürlich auch der Großteil der gespielten Stücke stammte (komplette Setlist s.u.). Julian selbst wechselte dabei immer mal wieder zwischen seinem Keyboard und einer Akustikgitarre.
Zwischen den Stücken bewies der charismatische Songwriter immer wieder auch sympathische Unterhalterqualitäten. Von Flugangst und Lebensmottos (“Wir haben noch das ganze Leben”) über Dates an der Donau, hin zum Klomann, der um die Toilettengebühr spielt (“4 Gewinnt”), wurde dabei ein Bogen gespannt, der vor allem immer wieder Einblicke in die Entstehungsgeschichten seiner Lieder zeigte.

Bisher hatte ich als Lebensmotto dieses stressige “Carpe Diem”. Ich hasse es, den Tag zu nutzen.… neuer Leitspruch: “Wir haben noch das ganze Leben”

Ein Cover durfte an diesem Abend aber auch nicht fehlen. Die Band pflegt die Tradition, dass während der Busfahrt jemand die Shuffle-Funktion am MP3-Player betätigt. Das zuerst gespielte Stück wird dann auf der Bühne zum Besten gegeben. An diesem Abend bekam MIA. mit “Tanz der Moleküle” den Zuschlag. Eine andere feine Gepflogenheit der Band ist das gemeinsame Foto für die Facebook-Wall mit der Zuschauermenge (hier das Ergebnis aus Freiburg).

Apropos Publikum: das war, was das Alter angeht, wieder gut gemischt, allerdings war ein leichtes Ungleichgewicht hin zum weiblichen Geschlecht erkennbar. Das Spiegelzelt war an diesem Abend bestuhlt, was nicht unbedingt zur Musik passte. Julian sah das scheinbar ganz ähnlich, so dass er die Leute schließlich irgendwann dazu aufforderte, aufzustehen („wenn’s ihr mögt, wenn nicht…“). Es entstand jedenfalls eine sehr gute Stimmung, wenn auch die “Manege” hätte gerne noch einiges voller sein dürfen.
Am Schluss stand für viele der Weg zum Merch-Stand an, wo Julian noch fleißig Autogramme schrieb, natürlich CDs verkaufte und sich geduldig mit Fans ablichten ließ.

Fazit: ganz ehrlich… Ich hatte mir die Musik vorher natürlich schon angehört und hatte eine Ahnung, dass sie mir recht gut gefallen könnte – auch wenn sie mir stellenweise etwas “poppig” erschien und die extreme Ähnlichkeit des Gesangs mit Philipp Poisel etwas skeptisch machte… Mit dem gut 90 minütigen Live-Programm konnte die Band aber jegliche Bedenken auflösen und richtig überzeugen. Tolle Stücke, gut gespielt, scheinbar ganz liebenswürdige Menschen und, wie gesagt, auch etwas Entertainment in den Musikzwischenräumen – was gelernter Moderator natürlich auch zum Handwerk gehört.
Ein richtig schöner Konzertabend letztendlich!

Setlist des Abends:
  1. Philosoph 1)
  2. Der Wolf 2)
  3. Kartenhaus 2)
  4. Wir haben noch das ganze Leben 2)
  5. Mr. Spielberg 1)
  6. 4 Gewinnt 1)
  7. Soweit Sonar 1)
  8. Land in Sicht 1)
  1. Tanz der Moleküle 3)
  2. Rollercoaster 2)
  3. Karussell 2)
  4. Phönix 2)
  5. Melodrom 2)
  6. Mein Anker 2)
  7. Zugabe: In ein neues Land 2)
  8. Zugabe: Madrid 2)
1) vom Album “Soweit Sonar” (2012)
2) vom Album “Melodrom” (2014)
3) Im Original von MIA. (2001)

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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