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Overkill, 3 Inches of Blood, Purified in Blood, Degradead
Musichall, Geiselwind, 12.10.2012

Overkill mit drei Begleit-Bands auf Tour klingt nicht nur nach einem echten Spektakel, es ist auch eines. Auch wenn die Auswahl der Vorbands ungewöhnlich klingt.

Overkill als eines der Urgesteine der ersten Thrash Metal-Welle der 1980er-Jahre, dazu die seit 2000 aktiven Kanadier 3 Inches of Blood und zwei junge Metalcore-Bands – kann das in der Praxis funktionieren? In der Musichall Geiselwind hat es jedenfalls nicht so gut geklappt. Als Degradead die Bühne entern, stehen deutlich mehr Metal-Fans an der Bar als vor der Bühne, was sich während des gesamten Sets auch nicht ändert.

Kein Wunder, denn zum einen hatten Degradead wirklich mieses Licht und konnten somit auch keine optisch ansprechende Show bieten. Und zum anderen ist ihre Musik austauschbarer Metalcore, wie es ihn dutzendfach gibt. Die Bar bot zwar auch nur bekannte Getränke, die aber in ansprechender Qualität.

Band Nummer 2 konnte zwar auch nicht gerade von einer vollen Hütte schwärmen, aber wenigstens deutlich mehr Schaulustige anlocken. Das dürfte nicht zuletzt an der sehr engagierten Performance der Norweger Purified in Blood (siehe unser Review) auf der Bühne gelegen haben, etwa als Sänger Hallgeir Skretting Enoksen kurzerhand den Fotograben überquerte und sich ins Publikum stürzte, um direkt vor ein paar sichtlich irritierten Metalheads zu grölen. Der Auftritt war gut, auch wenn der Funke nicht komplett überspringen wollte.

Das klappte erst bei 3 Inches of Blood, die musikalisch am besten zu den Overkill-Fans passten und sich alle Mühe gaben, der Menge mächtig einzuheizen. Mittlerweile haben die Kanadier ja schon einige Klassiker wie „Deadly Sinners“ oder „Destroy the Orcs“ im Gepäck, unter die sie geschickt Auszüge aus der neuen Scheibe „Long Live Heavy Metal“ mischten. Die Truppe um Cam Pipe wirbelte munter über die Bühne, bezog die Fans mit ein und sorgte so für ständig steigende Temperaturen in der Musichall. Die perfekte Vorbereitung für Overkill also.

Die Thrash-Giganten aus New York/New Jersey wurden schon vor dem Einsetzen des Intros von „Overkill, Overkill!“-Sprechchören gefordert und stürmten mit „Come and get it“ die Bühne – ein perfekter Opener, der fast nahtlos in „Bring me the Night“ überging. Damit legten Overkill auch gleich die Marschrichtung für den restlichen Abend fest, an dem sie erfreulich viele Stücke aus den beiden überragenden Alben „Ironbound“ und „The Electric Age“ spielten (siehe unser Review). Nach den beiden ersten Songs gönnte sich die Truppe eine kleine Pause, in der Blitz die Fans begrüßte und mit den Worten „Meine Doitschländ is Rotten to the Core…“ den nächsten Song einleitete. Die zweite Hälfte des Sets spielten Overkill mehr ältere Stücke, darunter natürlich Klassiker wie „Hello from the Gutter“, „Elimination“, Thunderhead“ oder „Old School“. Nach drei Zugaben („Coma“, „Fuck You“, „Powersurge“) war endgültig Schluss und ein gelungener Abend zuende, der vor Energie nur so sprühte. Auch wenn man der Band das Alter äußerlich ansieht, sind sie auf der Bühne immer noch so energiegeladen wie vor 30 Jahren – und wer sie noch nie live gesehen hat, hat definitiv eine der besten Live-Bands des Metal-Genres verpasst.

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