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Sabaton, Eluveitie, Wisdom
Geiselwind, Eventhalle, 21.9.2012

Sabaton reisten auf ihrer Swedish Empire-Tour zur Promotion des aktuellen Albums „Carolus Rex“ anno 2012 auch nach Geiselwind, begleitet von ihrer Vorhut aus Ungarn namens Wisdom und einer Verstärkung namens Eluveitie aus der Schweiz. Die Multikulti-Truppe sorgte bereits im Vorfeld für so viel Furore, dass die ursprünglich gebuchte Musichall in Geiselwind zu klein wurde und der Metal-Dreier kurzerhand in die größere Eventhalle verfrachtet wurde. An dieser Stelle wage ich die Prophezeiung, dass Sabaton für ihre nächste Tour eine noch größere Halle brauchen werden. Warum? Das erkläre ich später.

Bevor die schwedischen Imperatoren ihrem Gefolge eine akustische Audienz gewährten, musste sich die ungarische Power-Metal-Kombo Wisdom vor der bereits in großer Zahl versammelten Meute beweisen. Das selbstbewusste Auftreten von Wisdom, deren Attitüde den einen oder anderen im Publikum an gestandene Metal-Krieger erinnern haben dürfte, hat tatsächlich von der ersten Minute an überzeugt. Im Gepäck haben die Ungarn drei Alben und eine EP sowie ihren kraftvollen Power Metal, der in der einen oder anderen Gazette mit Hammerfall oder Edguy verglichen wurde, was mir nicht ganz einleuchtet. Die Gitarrenarbeit von Wisdom ist deutlich aggressiver als bei den genannten Bands, der Gesang eigenständig genug – als Vergleiche würde sich eher noch Dark Moor anbieten. Ist aber auch egal, Wisdom erarbeiteten sich mit ihrer enormen Spielfreude und dem hervorragenden Stageacting schnell die Sympathien und wurden entsprechend gefeiert. Für den Mut, Iron Maidens „Wasted Years“ in einem ohnehin kurzen Set zu covern, gebührt ihnen Respekt. So starke Vorbands sieht man selten, und dass sie so positiv aufgenommen werden ist gar noch seltener. Es wird also Zeit, dass Wisdom mit ihrem nächsten Album eine eigene Headliner-Tour starten.

Danach bevölkerten Eluveitie die Bühne, und von Schweizer Neutralität war nichts zu merken. Eluveitie beanspruchten Bühne und Publikum für sich, und auch wenn ihr Sound zwischen zwei Power Metal-Bands zumindest theoretisch ungewöhnlich wirkte, war das in der Praxis egal – die Zuhörer feierten die Schweizer von Anfang an, die sich ihrerseits mit einer energetischen Show und viel Spielfreude bedankten. Live kommt die Band ohnehin härter rüber als im Studio, was bei Publikum offensichtlich gut ankam. Schön, dass auch Fans in Sabaton-T-Shirts Eluveitie feierten, die vorrangig Kostproben aus ihrem aktuellen Album „Helvetios“ zum Besten gaben. Als nach ziemlich genau 30 Minuten und ohne Vorwarnung Schluss ist, wirkt das Publikum überrascht – die Rufe nach einer Zugabe werden nicht erhört.

So gut die Vorbands auch waren – es gibt Headliner, die nicht so bejubelt werden… – und so aufgeheizt die Menge schon war, Sabaton konnten das locker toppen. Und zwar lange, bevor die überhaupt die Bühne betraten. Nachdem die Band lautstark gefordert wurde, ertönte Europes „The Final Countdown“ als Intro in voller Länge, von gefühlt der kompletten Halle lautstark mitgesungen. Bevor der Schwedenhappen mit „Ghost Division“ klar stellte, wer das schwedische Imperium regiert, hatte Drummer Robban Bäck seine 15 Sekunden Ruhm, als er sich auf dem Weg hinter seine Schießbude den Fans präsentieren durfte. Den Rest des Abends verschwand er hinter seinen Drums und trieb seine Mitmusiker vor sich her. „Ghost Division“ ist sicher einer der besten Songs von Sabaton und live eine Wucht. Den simplen Songaufbau kapiert jeder im Publikum sofort, und er gibt den Musikern die Möglichkeit, die Fans mit jeder Menge Aktionen mitzureißen. Es grenzt schon fast an Reizüberflutung, wenn Sänger Joakim Brodén, Bassist Pär Sundström und die beiden frischen Gitarreros Chris Rörland sowie Thobbe Englund permanent über die Bühne wirbeln. Jeder der vier Frontleute sucht sofort und dauerhaft den Kontakt zu den Fans, fordert sie zum Mitsingen auf, bedankt sich für Transparente oder zeigt einfach, wie viel Spaß sie gerade haben.

Spaß ist ohnehin das Konzept hinter Sabaton, ihren martialischen Texten zum Trotz haben Bands und Publikum ein Dauergrinsen im Gesicht. Kaum lassen die Schweden ihren Fans und sich selbst eine kurze Atempause, fordert die Menge „Noch ein Bier, noch ein Bier“ – Joakim Brodén schafft es immerhin noch, sich für 2.500 Fans zu bedanken, die Sabaton in Geiselwind sehen wollen, bevor er drei glücklichen Fans ein Bier reicht, um sie am traditionellen Wettsaufen teilnehmen zu lassen. Joakim selbst wollte kein Bier mehr, aus Rücksicht auf die Figur. Sagt er. Wie dem auch sei, es geht munter weiter mit alten und neuen Gassenhauern wie „Cliffs of Gallipoli“, „40:1“ oder „Primo Victoria“.  Wobei sich Fans und Joakim schnell auf „Fuck the Setlist“ verständigten und offensichtlich einfach machten, was allen am meisten Spaß machte. Das Publikum revanchierte sich für die ungeheure Spielfreude von Sabaton mit der Übernahme aller Gesangsparts – erfreulich textsicher, übrigens.

Dass ein Fan seine selbst gebastelte Kutte im alten Panzerplatten-Look mit der aktuellen Steampunk-Version von Joakim Brodén tauschen darf, kommt bei allen Fans gut an. Dass Sabaton nach dem Ausscheiden von Keyboarder Daniel Mÿhr noch keinen neuen Tastenkünstler gefunden haben, war an diesem Abend jedenfalls völlig egal. Ebenso das Fehlen jeglicher Pyro-Effekte. Was Sabaton in Geiselwind ablieferten, war eine sensationelle Metal-Nacht, die ganz offensichtlich alle 2.500 Fans in der Halle gefangen nahm – selbst nachdem die Band ihre Zugaben mit „Metal Crüe“ beendete, standen die Fans noch immer wie gebannt vor der Bühne und hoffen auf weitere Zugaben. Nach knapp 100 Minuten Vollgas, von nur einer Ballade mit Joakim am E-Piano unterbrochen, konnte jeder mehr als nur zufrieden sein.

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