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ZZ Top (Support: The Red Devils)
21.07.2017 Stimmen, Lörrach

ZZ Top waren am gestrigen Freitag auf ihrer „The Tonnage Tour: Metric Edition“ in der südbadischen Provinz zu Gast – auf dem Stimmen-Festival in Lörrach. Als ich in dort ankam, schien das Gewitter genau über der Stadt zu hängen. Glücklicherweise regnete es allerdings nur noch leicht, als ich mich etwas später in die lange Schlange am Einlass einreihte. Auf dem Marktplatz angekommen hatte ich noch etwas Zeit, das Publikum zu analysieren: Natürlich einige mit dem Bluesrock von ZZ Top Gealterte, ein paar Rocker, Aufblasgitarren, hier und da welche mit Kostüm-Bärten oder Stetson auf dem Kopf – aber auch mal ganz pragmatisch ans Wetter angepasst in Crogs. Hier und da war ein ZZ Top-Shirt zu sehen. Fast genauso viele trugen aber auch ein Shirt von Linkin Park, wohl in Trauer um Chester Bennington.

Nachdem die „Musik aus der Dose“ um 20 Uhr verstummt war — der Regen hatte pünklich aufgehört – betrat die Vorband, die Red Devils aus L.A., die Bühne: zwei Gitarren, ein Bass, ein Schlagzeug. Dazu ein Sänger, der sein verzerrendes Mikro auch für die Blues-Harp gebrauchte. Die Red Devils sind ebenfalls keine Newcomer mehr. Schon 1988 gegründet, nur sechs Jahre später wieder aufgelöst, stehen sie nun wieder gemeinsam auf der Bühne. Dementsprechend sind die Herren auch schon etwas älter. Der relativ neu besetzte Sänger (Big Pete) machte da die Ausnahme. Die Band spielte genau 30 Minuten ihren rauen, ordentlich dreckigen Bluesrock, der allerdings soundtechnisch auch etwas breiig klang. Der Gesang und die Harp waren m.E. nicht so präsent wie sie hätten sein sollen. Möglicherweise war das aber auch der Verzerrung geschuldet und sogar so gewollt.

Dann die 30-minütige Umbaupause. Die eindrucksvollen Verstärkertürme für die Hauptband standen schon von Anfang an auf der Bühne: links und rechts jeweils acht gelb-grün-blaue Magnatone-Amps inklusive Boxen. In der Mitte wurde nun das geschmückte Schlagzeug von Frank Beard platziert: mit zwei Druckbehältern vorne und Rohren sah das Ding aus wie eine wuchtige Maschine – der Motor, das Herz des Ganzen. Zum ZZ Top-Image gehören ja schließlich heiße Karren.
Um 21 Uhr kam dann auch zuerst Beard auf seinen Platz. Kurz später stellten sich auch Billy Gibbons (Gesang, Gitarre) und Dusty Hill (Bass, Gesang) an die Mikrofone mit dicken Chromständern, und begannen zusammen den typisch knackigen Sound zu spielen. Dazu natürlich die noch viel typischeren Paar-Choreographien, bei denen sie gemeinsam hin und her wippten und mit den Hälsen von Gitarre bzw. Bass herum kreisten.

Hin und wieder sagte Gibbons zwischen den Stücken ein paar Worte ins Mikro. Man fragte sich, wie jemand mit so einer heftig rauen Stimmung überhaupt singen kann (was er zweifelsohne aber tut). Eine Kratzigkeit jedenfalls, gegen die die Stimme von Deutschrapper Casper fast normal harmlos wirkt.
Ansonsten tauschte Hill mal den Bass gegen ein Keyboard (natürlich auch im Chrom-Maschinen-Look) und Gibbons später seine hübsche rote Gitarre (mit großem „Bier“-Aufkleber als Gag) gegen eine blaue „Nur-Rahmen“-Gitarre oder eine weiße flauschige welche (Hill dazu mit passendem Bass).

Nach 75 Minuten hatte das Trio sein Hauptset beendet und verließ die Bühne. Mit hektischen Lichtzeichen wurde das Publikum dazu animiert, die Band mit tosendem Applaus zurückzuholen. Überraschenderweise blieb es aber bei eher verhaltener Reaktion. Mit frischen Glitzer-Jackets kamen die beiden Frontmänner aber wieder zurück – und natürlich auch Frank Beard, der an seinem Gerät übrigens, den Blick stets nach unten gerichtet, die ganze Zeit über recht unscheinbar blieb. Nach weiteren Songs trat die Band nach einer Viertelstunde dann erneut ab. Diesmal kam schon mehr Applaus auf – wenn auch schon mit wesentlich mehr Begeisterung Zugaben gefordert wurden. Die Tres Hombres kamen schließlich noch ein zweites Mal zurück. Diesmal für den allerletzten Song des Abends: den Jailhouse Rock.

Hinweis: Es tut uns Leid, dass wir außer dem grausigen Handy-Foto (ja, schlechte Kamera, mein Smartphone) vom Konzert leider keine ordentlichen Fotos aus dem Bühnengraben bieten können. Das war definitiv anders geplant und auch angekündigt. Uns (und auch weiteren Medien) wurde aber ein paar Stunden vor Show-Beginn die Foto-Erlaubnis entzogen bzw. letztlich gar nicht erst erteilt. Bei Gibbons Volksnähe (er war am Freitag schon an verschiedenen Orten in der Lörracher Umgebung gesichtet worden) hatte ich damit überhaupt nicht gerechnet.
Ein akkreditierter Kollege (eines anderen Mediums) hätte mir zwar netterweise das eine oder andere Foto bereitgestellt (Danke, dafür!), ich habe mich aber dazu entschieden, dass ich den Beitrag mit dem Material mache, das mir selbst zur Verfügung steht.

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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