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Grüßaugust – Von vollgepissten Hosen und entkernten Häusern

An- und Abwesenheit von Charme, Lärm und jede Menge Kunstnebel um die Lyrik, das sind Grüßaugust, Sänger und erste Geige Robert Beckmann, Gitarristin Tomoko Fujimura, Bassist Schlaf und Schlagzeuger Titus Jany. Mit ‚Strophe Bridge Refrain‘ veröffentlichte die Berliner Band kürzlich ihr drittes Album, das verhältnismäßig zugänglich und auf den Punkt produziert ist. Neun der zehn Stücke sind in deutscher, ein Stück in russischer Sprache. Bis zur Unkenntlichkeit erfinden sich Grüßaugust aber nicht neu. Eher geht der Sound wieder in Richtung The Inchtabokatables, jener schon legendären Kultband, denen Robert Beckmann und Titus Jany angehörten.

gruessaugust_pressebildRobert Beckmann von Grüßaugust gab mal wieder in unnachahmlicher Weise Auskunft über das neue Album ‚Strophe Bridge Refrain‘.

Euer letztes Album ‚grüßAugust‘ habt Ihr live im Proberaum aufgenommen, ‚Strophe Bridge Refrain‘ klingt wieder etwas aufwendiger. ‚Die Songs wurden im Proberaum geschrieben, aufgenommen und produziert dann allerdings diesmal doch in einem ‚richtigen‘ Tonstudio.‘

Die Songs erscheinen eingängiger als zuletzt. ‚Das ist keine Absicht – aber es kommt uns auch so vor, wahrscheinlich das Alter.‘

Hat es vielleicht auch mit dem Albumnamen zu tun? ‚Strophe Bridge Refrain‘ ist von der Papierform her ein einfacher Bauplan. ‚Es gibt keine Baupläne für unsere Songs. Es gibt einen Moment, in dem zwei, vielleicht drei oder auch vier Leute sich in einem Stück Musik treffen. Ist das dann gut genug für jeden Einzelnen, kommt der Spaß ins Spiel – und der hieß für uns in dem Fall erst einmal zu versuchen, unserem Krach eine organisierte Struktur zu Grunde zu legen. Das – auch für uns erstaunliche – ist in großen Teilen gelungen. Und unsere Lieblinge erkennt man ja eh…‘

Das ist wohl wahr. So einen Country-Sound wie bei ‚Gesicht‘ habe ich von Euch noch nie gehört, gibt es eine Geschichte zu diesem Song? ‚Nein, es gab nen Pedalsteel-Gitarristen, und den wollten wir in einem Song dabei haben – also mussten wir einen Country- und Westernsong schreiben, beides in einem Lied, ein absoluter Country- und western-Overkill, Wahnsinnshüte, Peitschen, Kühe, Bullen, vollbusige Blondinen in halboffenen rotweißkarierten Hemden… uiuiui – genug, das führt jetzt vom Thema weg.‘

Die Songs sind bis auf das letzte Stück in deutscher Sprache. Gehörte das zu einer konkreten Idee für das Album oder hat es sich einfach so ergeben? ‚Da sich mein Englisch in den letzten Jahren nicht deutlich gebessert hat, versuche ich es halt diesmal auf deutsch. Da kann ich zumindestens nach der Uhrzeit fragen oder dem Weg, oder so.‘

Welche Stücke auf ‚Strophe Bridge Refrain‘ beschäftigen Euch am längsten bzw. welche Ideen schleppt Ihr schon länger mit Euch herum? ‚Ideen tragen wir etliche mit uns rum. Einiges wird mit der Band realisiert, anderes mit anderen Musikern oder in einem generell anderen künstlerischen Kontext und ne Platte ist ebenfertig, wenn sie fertig ist – sonst müsste man sie ja nicht veröffentlichen.‘

Das klingt ja sehr umtriebig. Was beschäftigt Euch denn so neben Grüßaugust? ‚Wir entkernen Häuser, führen Strangsanierungen mit Schlundkamera durch und engagieren uns Heftigste privat. Sprachlosigkeiten angesichts dessen, was gerade jetzt passiert, seien uns gestattet – Musik darf kein schnell reagierendes Medium sein. Wir, jeder für sich und zusammen schon.‘

An zwei Stellen beschäftigt Ihr Euch mit den Erscheinungen des Älterwerdens bzw. blickt mit gemischten Gefühlen auf das Künstlerleben. Steckt der August in der Midlife-Crisis? ‚Selbstverständlich – die letzten zwei Jahre, die noch verbleiben, wollen wir kriseln dass die Schwarte knackt.‘

Live macht Ihr Euch ja relativ rar. Habt Ihrnoch vor, Euer neues Album auf einer größeren Tour vorzustellen? ‚Das Problem liegt sicher nicht beim Publikum und wenn man ihm glauben mag auch nicht an uns. Das Booking allerdings ist tatsächlich Grund für unser relativ spärliches Auftreten. Eine Band ohne Namen mit sehr lauter Musik – kann nicht jeder, machen wenige als veranstalter. Ansonsten kommen wir gerne, immer!‘

Ihr werdet so gerne nach Reunions gefragt: Lasst uns über Reunions reden. Welche Reunion würdet Ihr denn gerne sehen? ‚Da ich ja nun hier gerade alleine sitze fühle ich mich mal gefragt… keine!‘

Diesmal habt  Ihr auf eine Pledge-Kampagne verzichtet, wie waren insgesamt Eure Erfahrungen mit Crowdfunding? ‚Insgesamt gut, die Realisation von ‚Strophe Bridge Refrain‘ war diesmal aber allein handelbar.‘

Du bist ausgebildeter Violinist. Wie kamst Du zur Violine, war sie Deine erste Wahl, was Musikinstrumente angeht? ‚Blockflöte war mir immer näher, dazu hat es leider dank meiner Mutter nicht gereicht und so blieb nur das nächstleichtere Instrument.‘

Roberts Lesetipp:
Das unsichtbare Komitee ‚An unsere Freunde‘

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Über den Autor des Beitrags

Chris

Hört gerne Musik und redet/schreibt darüber.

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