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Im Interview mit Eskimo Callboy
Summer Breeze 2014

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Ihr hattet gerade eure Autogrammstunde. Wie wars? Gab es interessante Vorkommnisse?

Sushi: Wir haben eine Pizza geschenkt bekommen.

Was nur? Wollte keine ein Kind von euch?

Kevin: Nein, das nicht. Aber der Punkt ist der: wenn du viele Leute triffst, die du davor schon auf Shows getroffen hast, dann ist das immer wie ein kleines Wiedersehen und ich habe da so den einen oder anderen wieder getroffen.
S: Ich hab niemanden erkannt.
K: Ich schon…..
S: …. ich hab den ganzen Tisch voll gemalt. Oh, sorry! Das hab ich nicht gesagt :)

Nochmals zu der Pizza. Auf eurer aktuellen Platte habt ihr in Amerika eine Pizza bestellt…

S: Wir waren in Amerika auf Tour und da gibt es so „arschgeile“ Pizza mit Bolognese und mit Käse über den Rand. Voll fett und geil. Dann haben wir uns gedacht, dass wir uns eine bestellen und die nach Castrop-Rauxel liefern lassen.
K: Leider haben die das viel zu schnell kapiert, weil wir auch einen Akzent haben, wenn auch nur einen kleinen. Wir fanden das einfach witzig. Sushi hat dann diese Geräusche gemacht.
S: Das kam ganz spontan…
K: … ja, das war ein ganz spontanes Ding aber es war witzig. Das ist so ne Sache, die ist einmal witzig. Das war cool, aber das machen wir auch nie mehr.

Als ich damals die CD besprochen habe und dieser Titel zum ersten Mal kam, konnte ich nicht mehr vor Lachen.

S: Es war ja auch authentisch. Es war „real“ :) … Kevin, was hast du eigentlich mit deinem Knöchel gemacht?

Eskimo Callboy @ Summer Breeze 2014

Eskimo Callboy @ Summer Breeze 2014

Kevin, hast du dich verletzt?

K: Ja, wir waren vor ein paar Wochen auf dem WFF, und da war ich vielleicht auch ein bisschen betrunken… kurzzeitig… da habe ich versucht Leute „umzugrätschen“, und da hab ich mir hier am Knöchel eine Wunde zugezogen. Diese war eigentlich wieder verheilt…

Das WFF war doch Anfang Juli…

K: Ja, aber jetzt habe ich vorher wieder versucht jemanden „umzugrätschen“, und das hat wieder darin geendet, dass ich eine neue Wunde habe. Die Sommerfeste führen immer dazu, dass ich immer eine offene Wunde habe.
S: (hat die Hände vor dem Gesicht) ich will nicht mehr (seufzt).

Du könntest dich ja verarzten lassen.

S: Das ist doch was für „Popper“

Also bei uns in der Region bedeutet das Wort „abgrätschen“, wenn man jemand abschleppen möchte.

K: (bekommt ganz große Augen) Ey, das passt! Also wenn ich in eine „reingrätsche“, Verzeihung, „abgrätsche“. Ich sage mal wir sind da mittlerweile soweit, dass jeder von uns eine Freundin hat. Aber Flirten ist erlaubt. Wir sind Musiker und dadurch verkaufen wir ja auch einen Teil unseres Charakters. Wir machen Witze, sind die Lustigen. Das sind wir auch wirklich. Aber, wir versuchen immer, wir selbst zu sein. Ab einem gewissen Punkt sind wir dann auch die „vergebenen Typen“…
S: … ich glaub mich hat eine Mücke in die Backe gestochen…
K: … Sushi, versucht du gerade abzulenken?

Wenn wir schon bei der Backe sind. Warum hast du ein Herz am Hals?

K: Das war Sushi! Ich hab ja kein Tattoo, außer das kleine hier am Bein.
S: Die Abkürzung steht für: Fick deine Mutter du Hurensohn. Großartig :)

Also man kann sagen, dass ihr euch alle sehr lieb habt?

K: Ja, dass ist ja das Gute. Wir sind nicht irgendein zusammen gewürfelter Haufen. Wir sind zusammen groß geworden, als kleine Band. Wir sind von Anfang an Freunde. Wir achten aufeinander. Wenn ich Sushi auf den Sack gehe, was sehr oft passiert, dann sagt er mir das auch und anders herum sage ich ihm das aber auch. Wenn man die ganze Zeit zusammen unterwegs ist, dann kann es schon mal passieren, dass es irgendwann knallt, oder?
S: Ich hätte jetzt so Bock auf einen Crépe mit Schokolade :)
K: Sushi! Wichtig ist doch, dass man sich im Endeffekt versteht oder nicht?
S: Ja!

Ihr seid ja jetzt schon das zweite Mal auf dem Summer Breeze. Was bedeutet es für euch wieder auf diesem Festival zu spielen?

Eskimo Callboy @ Summer Breeze 2014

Eskimo Callboy @ Summer Breeze 2014

S: Ich muss sagen, dass das Summer Breeze die erste große Erfahrung für uns war. Wir haben erst gedacht, dass wir nicht so gut ankommen, da wir ja auch etwas „poppig“ und elektronisch angehaucht sind. Aber ich muss sagen, dass die ganzen Metal-Fans doch sehr offen sind und diese den Wert auf den Spaß an der Show legen, und darauf, ob die Musik „knallt“. Die Leute haben einfach super Laune. Das merkt man hier auch. Wenn ganz früh die ersten Bands spielen, dann sind da schon gefühlte 5.000.000 Leute die Spaß an der Musik haben. Es ist großartig. Hier hat jeder seinen Spaß, egal welche Art von Musik du machst. Und das ist wichtig, dass man sich gegenseitig respektiert und dabei die Leistung des Künstlers zählt.
K: Nicht nur die Leistung des Künstlers, sondern auch die Laune, die der Künstler vermittelt. Ich würde mich selbst nicht als Metaller bezeichnen. Der Punkt ist, wir machen ja kein Metal, aber wir sind auf einem Metal-Festival und wir fühlen uns da auch irgendwie zuhause.

Was unterscheidet für euch das Summer Breeze gegenüber den WFF oder dem WOA?

S: Das ist schwer zu sagen. Also auf dem WFF spielen wir auch dann, wenn wir schon besoffen sind. Also ist das WFF genau so geil wie das Summer Breeze.
K: Man muss sagen, dass das WFF musikalisch breitgefächerter ist als das Summer Breeze. Dort sind auch viele Bands aus dem Post-Hardcore Bereich. Wacken oder das Summer Breeze würde ich persönlich eher in die Metal-Richtung schieben.

Naja, Metal stimmt nicht ganz. Es sind ja auch oft Bands aus dem „Mittelalter“- und Gothic-Bereich vertreten.

S: Naja, aber dieses Jahr nicht so.

Ja, das stimmt. Aber in den letzten Jahren waren genug Vertreter aus diesen Bereichen da ;-)

K: Gut, aber auf dem WFF spielen z.B. – in Anführungszeichen – viel mehr moderne Bands, als hier oder auf Wacken.
S: Da hat der Kevin recht.
K: Uns ist es eigentlich egal wo wir spielen…
S: … wir hoffen immer, dass wir die am meisten gehasste Band sind :)

Seid ihr privat auch auf Festivals unterwegs?

K: Nein, dafür haben wir keine Zeit.

Ihr wart ja neulich ziemlich spontan die Vorband von Limp Bizkit in Köln. Wie kam es dazu?

S: Limp Bizkit war gruselig. Aber ich sag dir eins. Die haben den geilsten Kokossaft überhaupt in ihrem Kühlschrank.
K: Als ich früher noch nicht mit der Band unterwegs war, da war ich sehr oft auf Konzerten und wenn da irgendwelche Vorbands gekommen sind, hab ich nur gedacht: „Verpisst euch, ich will die Bands sehen für die ich gekommen bin!“. Bei Limp Bizikit waren ungefähr 4500 Besucher und davon haben uns bestimmt 2500 Leute gehasst. Weil wir sie davon abgehalten hatten, Limp Bizikit früher zu sehen.

Eskimo Callboy @ Summer Breeze 2014

Eskimo Callboy @ Summer Breeze 2014

S: Aber natürlich ist es super, wenn dich die anderen geil finden. Wenn man dann noch das Kokoswasser im Backstage dazu rechnet, dann sind dir die Besucher schon fast egal :). Für uns ist jede Show eine gute Show.

Wer von euch in der Band ist eigentlich der größte Chaot? Ich nehme an das ist Kevin?

S: Ja, Kevin ist der größte Chaot (beide fangen an zu lachen).
K: Lass ihn labern. Wenn ich nicht betrunken bin, was selten der Fall ist, dann passe ich auf alles und jeden auf. Aber wenn ich betrunken bin, dann ist es so, dass mir alles „scheißegal“ ist.

Was erwartet ihr noch von dem heutigen Abend?
K:
Wenn wir so spät spielen wie heute, dann haben bzw. hatten wir einen geilen Tag auf dem Festival. Da fällt es mir schwer, nüchtern zu bleiben.
S: Wir haben uns echt bemüht, heute nüchtern zu bleiben. Aber schau da drüben trinkt einer was. Neben uns sitzt einer mit einem Trinkhorn. Da kann man selbst nur betrunken werden durch die Stimmung.
K: Ja, das ist unmöglich.

Ab wann war dann vorbei mit der Nüchternheit?

K: Als klar wurde, dass wir mit Caliban auf die Bühne müssen.
S: Da fällt mir ein, da müssen wir gleich noch in den Backstage und ihren Kühlschrank auffüllen, den wir vorher geleert haben.

Jetzt die wichtigste aller Fragen! Warum macht ihr kein Schlager?

K: Ganz ehrlich! Wir haben schon mal überlegt, das zu machen…
S: … aber dafür singen wir einfach viel zu schlecht.
K: Wir haben echt mal eine Zeit lang überlegt, nach „Bury Me In Vegas“ eine Schlager-Auskopplung zu veröffentlichen und das „Kim All“ zu nennen. Der Name darum, weil damals bei einer Show unser Banner weg geklappt war und von unserem Namen nur noch „Kim“ und „All“ zu lesen war. Es hat aber nie funktioniert, weil uns dafür einfach die Disziplin gefehlt hatte. Aber vielleicht klappt es irgendwann mal. Du hörst doch auch Helene Fischer oder?

Naja, auf dem Zeltplatz hören wir nur so Sachen. Metal und Rock kommt ja bei jedem Zelt :) .

Wie seid ihr eigentlich auf den „dämlichen“ Namen „Porn-Core“ gekommen?

S: Da bist du glaub der Achte, der das fragt. Kevin, das ist dein Part.
K: Als wir angefangen haben Musik zu machen, war immer die Frage: „Was macht ihr den für Musik?“ Und das Einordnen der Musik war uns so leid, dass wir einen so richtig bescheuerten Namen überlegen mussten. Eigentlich haben wir keinen Namen für unsere Musik. Wir machen einfach Musik, auf die wir Lust haben, und die wollen wir nicht in irgendwelche Genres einordnen. Das war also eher eine Reaktion auf alle, die eine Schublade für uns haben wollten.

Ihr habt ja auch sehr großen Erfolg in Russland und den asiatischen Ländern. Was unterscheidet die Russen und Asiaten vom deutschen Publikum?

S: Die Russen, die sind komplett irre. Da gibt es keine Regeln oder Sicherheitskräfte. In Russland gibt es halt keine Regel. Das ist auf der einen Seite geil, auf der anderen nicht. In den asiatischen Ländern ist das alles sehr diszipliniert. Die haben auch einen ganz anderen Zugang zur Musik. In Japan ist es z.B. so: wenn du ganz ruhige Musik machst, dann hören die alle zu. Aber wenn du Musik wie wir machst, dann rasten die vollkommen aus. Ich glaub, das ist für die auch so eine Art Ventil. Kevin hat da z.B. schon einmal einem Lehrer einen Aufkleber von uns geschenkt und dieser hat sich gefreut und hat sogar angefangen zu weinen. Das war wirklich ein schöner Moment, wenn du siehst was da deine Musik für die bedeutet.
K: In Japan haben die immer noch Kaufhäuser, die sind sechs Stockwerke hoch, da gibt es nur CDs und Co.
S: Da kaufen die Leute auch noch Schallplatten.

Eskimo Callboy @ Summer Breeze 2014

Eskimo Callboy @ Summer Breeze 2014

Wenn ihr das so sagt. Findet ihr nicht auch, dass gerade bei uns dieses „Durchhören von Alben“, durch die Digitalisierung verloren gegangen ist?

S: Ja, wenn man überlegt, dass ich vor Jahren für eine neue CD vor Saturn angestanden bin.
K: Ich glaub das liegt daran, dass man früher sein Sparschwein geschlachtet hat, damit man im Monat ein oder zwei Alben kaufen konnte. Die hast du dann durchgehört und evt. 24 Tracks gehabt. Durch das Internet hast du natürlich Zugang zu so viel Musik, dass es einem schwer fällt, jeden einzelnen Track oder jede einzelne Band zu schätzen. Man wird ja schließlich mit Musik überhäuft.

Letzte Frage. Gibt es noch Pläne für 2014 bzw. für den Anfang von 2015?

K: Wir sind ganz fleißig dabei, unser drittes Album fertig zu stellen. Sind aber noch nicht sicher wann der Release sein wird.
S: Wir sind gerade auf der Schwelle: Lösen wir uns auf oder bringen wir noch ein Album raus. Wir wollen das Album dann als Mini-Disc veröffentlichen, da das niemand mehr hat. :)
K: Wir haben noch für den Winter eine kleine Tour geplant!

Super, vielen Dank euch für das sehr amüsante Interview.

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Über den Autor des Beitrags

Adrian

Macht mit viel Leidenschaft Fotos von Konzerten und hört am liebsten deutschsprachige Musik.

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