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Avatar – Feathers & Flesh

Schon vor einiger Zeit ließen die Göteborg-Metaller von Avatar ihre Fans mit einer neuen Single aus dem kommenden Album aufhorchen. Mit der Auskopplung von “For The Swarm” wurde angedeutet, dass man den 2012 mit “Black Waltz” entwickelten und mit “Hail The Apocalypse” (2014) fortgesetzten Sound weiterentwickeln würde. Ein gewohnt irres Stück, das in seiner Art auch ein bisschen an System Of A Down erinnert und definitiv ein gelungener Teaser für “Feathers & Flesh” war bzw. ist.

Mit ihrem mittlerweile sechsten Werk haben sich die Schweden allerdings zum ersten Mal ein Konzeptalbum vorgenommen. Und in dessen Story steht nicht etwa der Clown oder das Zirkus-Thema im Zentrum. Vielmehr handelt es sich um eine Fabel, in der in Gestalt einer Eule einiges über das Leben philosophiert wird — um es mal salopp und einfach auszudrücken.
Natürlich wirkt sich ein solcher Ansatz auch auf die musikalische Seite eines Albums aus. Das Epische, das Erzählen der Geschichte steht im Vordergrund, nicht das Abliefern eines festgelegten Sounds. Schließlich bedarf das Ganze einer größeren Variabilität.

Die Reise beginnt mit dem gelungenen Album-Intro “Regret”, das sich rund zwei Minuten Zeit lässt, um sich von einem ruhigen Start in Sachen Laustärke und Härtegrad immer mehr zu steigern und an der Spitze dann den ersten “richtigen” Song zünden zu lassen. Und der überrascht sehr! Mit “House of Eternal Hunt” demonstrieren Avatar nämlich eindrücklich, dass sie auch zu ordentlichem, epischem Power-Metal à la Helloween oder Masterplan in der Lage sind. Ein erstes Ausrufezeichen ist gesetzt.
Im Anschluss schwankt “The Eagle Has Landed” zwischen schwer groovenden Strophen und einem recht poppigen Refrain. Das geht zwar absolut in Ordnung, gleich danach zeigt das facettenreiche und für Avatar noch ungewohntere “New Land” aber eine noch wesentlich bessere Mischung: harte Bridges, die möglicherweise ein bisschen an (neuere) Metallica denken lassen, harmonisch und sehr hoch gesungene, groovende Strophen und schließlich ein Streichel-Refrain nahezu ohne Begleitung der Instrumente. Großartig!

It’s a fable about an owl who goes to war to stop the sun from rising. It’s a tragic story of someone ultimately being set up to fail. She will learn many lessons and encounter many other creatures with ideas of their own. In the end, however, one must ask if something was learned at all.Frontmann Johannes Eckerström über das Konzept

Danach folgen die beiden irren Stücke “Tooth, Beak & Claw” und “For The Swarm”, und man bekommt das Gefühl, eigentlich erst jetzt in gewohnte Gefilde der Band zu kommen. Dabei toppt ersteres die eingangs schon erwähnte SoaD-like Single in Sachen Abgedrehtheit sogar noch ein Stückchen: bei Psycho-Clown- und Guttural-Vocals im Wechsel mit Claps und Surf-Gitarre und -Rhythmus sieht man vor dem inneren Auge praktisch Michael Myers und Mia Wallace vergnügt die Mähne schwingen.
Die insgesamt richtig starke, erste Hälfte der Scheibe bekommt dann allerdings mit der ruhigen Ballade “Fiddler’s Farewell” inklusive Streichern und Fade-Out schließlich doch noch eine Delle.

Die zweite Hälfte ist auch gut gelungen, hat mit dem Spaß-Punk-artigen “Night Never Ending” inklusive Oooh-Chorus für’s Fußballstadion und dem etwas arg wirr wirkenden “Raven Wine” allerdings gleich zwei Schwachstellen. Als besonders positiv sind in der zweiten Halbzeit dagegen das doomige “Black Waters” mit bluesigem Country-Einfluss und das derbe groovende und sich im Hirn einbrennende “When The Snow Lies Red” hervorzuheben. Mit getragenen Outro “Sky Burial” klingt das Album dann ganz still und stimmungsvoll aus.

Unter dem Strich ist “Feathers & Flesh” ein richtig gutes Album, vor allem weil sich die Band rücksichtslos wandelbar zeigt. Das wiederum ist vermutlich, genauso wie die angesprochenen schwächeren Titel, dem Wunsch der Band nach einem Konzeptalbum zu verdanken. Zugegeben: Die Story ist (für mich) nicht wirklich von Bedeutung und es braucht schon ein paar Durchläufe, um mit einigen Songs warm zu werden. Das Ganze wirkt aber wie der richtige Schritt zur richtigen Zeit. Ein gelungenes Beispiel einer Weiterentwicklung.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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