Browse By

Chupacabras – Palante

Uaaaah! Anderthalb Meter groß, mit Stacheln auf dem Rücken und wie ein Chamäleon die Farbe wechselnd? Ziegen die Kehle aufschlitzend und ihnen das Blut aussaugend? Das ist der Chupacabra(s)! Ein modernes Fabelwesen. Eine urbane Legende. Praktisch der Yeti oder das Ufo der Tierwelt Süd- und Mittelamerikas.

Nein, das wird hier jetzt kein Workshop in Kryptozoologie, aber nach eben dieser Gestalt hat sich die achtköpfige Band Chupacabras aus Köln benannt. Und die ist ebenso interessant wie international besetzt: einer mit Herkunft Mexiko, einer von Peru, eine aus Chile, ein anderer aus Spanien, wieder ein anderer aus Polen… und sogar Musiker aus Niedersachsen, dem Sauerland und Köln sind dabei! ;) Oder musikalisch gesehen: ganz klassisch Bass und Schlagzeug, darüber hinaus aber auch Posaune, Keyboard, Trompete, Gesang und Sprechgesang – auf Deutsch und auf Spanisch.
Und was man mit so einer Truppe anfangen kann? Wie wär’s mit ein bisschen Balkan, ein bisschen Cumbia oder etwas Latin, Hip-Hop… Am Schluss entsteht jedenfalls etwas, das in keine Chuplade passt. Der “ChupaStylee”, wie die es die Chupacabritos selbst nennen.

Wir sind nicht Seeed. Wir sind nicht Manu Chao. Wir sind nicht Mercedes Sosa. Wir sind nicht Farid Bang. Wir sind nicht Bob Marley. Chupastylee ist die logische Konsequenz des globalisierten Stilpluralismus, die Apotheose postmodernen Eklektizismus‘. Wir sind die reinigenden Tränen, die Magensäure der multikulturellen Gesellschaft, die alle Nahrung in vorverdaute KRAFT umsetzt. Wir sind das moderne Monster Frankensteins, zusammengenäht aus den Resten der sterbenden Kulturen, doch unter unserem Narbengewebe pulsiert die heiße Energie des Lebens.Manifesto de ChupaStylee: das Manifest der Chupacabritos

Auch der neueste Chupastylee-Output in Form des dritten Albums “Palante” (Abkürzung für “para adelante” – “vorwärts”) lässt sich musikalisch nicht wirklich mit Genre-Vergleichen beschreiben. Am ehesten würde womöglich “Latin” oder “World” treffen.

Youtube-Video per Klick auf das Bild laden. Davor bitte die Datenschutz-Hinweise im Impressum beachten!
Video zu „Manos Arriba“

Konstanten scheinen in dem Ganzen nur die Präsenz von Sprechgesang (mal deutsch, meist aber spanisch), der Einsatz der Bläserfraktion und die Rhythmus-Leidenschaft zu sein. Extrem variabel dagegen die Spielart. Blues-Einflüsse (“Die Kuh vom Eis”) machen sich genauso bemerkbar wie die von Funk (“Canción Preferida”), Balkan (“Manos Arriba”) oder Hip-Hop (“Flow”). Die Akustikgitarre wird gezupft (“De Niño”), das Akkordeon gequetscht (“Palante”), Streicher gestrichen (“Declaración de Presencia”) – und selbst vor typischen Dubstep-Sounds (im kurzen Instrumental-Stück “Reciclando”) wird nicht halt gemacht.
Nicht minder gelungen sind die Texte, die, nicht unbedingt tiefschürfend, dafür aber intelligent und lustig, einfache Party-Aufrufe (z.B. “Manos Arriba” – “Die Hände nach oben” oder “Mueve el Esqueleto” – “Beweg das Skelett”) oder Themen wie die Liebe (der verzweifelte Verliebte beim Seelen-Klempner in “Die Kuh vom Eis”; die schöne aber eifersüchtige “Cholita”) und die Kindheit (“De Niño”) enthalten. Das kritische „Cada día más“ ist da eher eine Ausnahme.
Dass die Band außerdem den Ruf hat, live ein Erlebnis zu sein, dürfte man sich bei all diesen Eigenschaften nicht allzu schwer vorstellen können. Hier bleibt nur die Frage: wann sind sie mal in Freiburg zu Gast? ;)

Darf man sich was wünschen? Habt ihr auch normale Musik?… aus “Mueve el Esqueleto”

Am Schluss muss hier natürlich eine klare Empfehlung für “Palante” folgen. Die Frage ist nur, wem die Platte – und die Band – empfohlen sei. Man muss sicher etwas für Latin und spanischsprachige Musik übrig haben und vor allem für vieles offen sein und Spaß an Rhythmus haben. Alles gegeben? Dann schleunigst reinhören!Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

Abo und News an Deine E-Mail







Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

Weitere Beiträge des Autors - Website

Follow Me:
Flickr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert