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De la Tierra – De la Tierra

Argentinien, Brasilien, Mexiko. Vier Typen aus drei verschiedenen Ländern Lateinamerikas stecken die Köpfe zusammen und gründen eine neue Band. Soweit nichts Besonderes – auch nicht, dass sie eigentlich alle schon in Bands beschäftigt sind. Was dagegen aufhorchen lässt sind die Namen der Bands, in denen sie bislang (und weiterhin) wirken. Von der Metal-Combo “A.N.I.M.A.L.” bzw. deren Nachfolger “D-mente” kommt Sänger Andrés Giménez, und der Bassist Flavio Cianciarulo, genannt “Señor Flavio”, aus der Ska-/Rock-Band “Los Fabulosos Cadillacs”. Zugegeben, diese Namen sind unseren europäischen Ohren wahrlich nicht sonderlich bekannt. In Argentinien bzw. Südamerika haben diese Bands aber eine lange Geschichte und sich einen gewissen Ruf erarbeitet.
Aber da wären ja auch noch die anderen zwei Band-Viertel – und die (oder zumindest ihre Bands) sind auch in unseren Längengraden wohl bekannt: an der Klampfe schüttelt nämlich Sepultura-Gitarrist Andreas Kisser die lange Mähne, und an der Schießbude überrascht Maná-Drummer Alex “El Animal” González die Hörer mit (im Vergleich zum Maná-Job) ungewohnt harten Schlägen.
Eine wahre Latin-Supergroup also, irgendwie – auch, wenn die vier sich nicht unbedingt als Supergroup verstanden haben möchten. Als “Latin” dagegen sehr wohl. Deshalb wurde auch ein Name gewählt, der nichts mit “Totenkopf und Höllenfeuer” zu tun hat, sondern einfach nur die Zugehörigkeit zum Kontinent unterstreicht – “De La Tierra”… “wir gehören hierher und zu euch”… Dazu gehört natürlich dann auch, dass in spanischer und teilweise auch in portugiesischer Sprache über verschiedene ernste Themen wütend gesungen wird.

Wir wollen wie Rammstein auf spanisch sein.Andreas Kisser ist sich sicher, dass DLT sich auch mit ihrer Muttersprache in der ganzen Welt durchsetzen können.

Musikalisch gesehen, wollen DLT eine ganz neue Mischung bieten – einen “Stil, der von einem anderen Planeten kommt”, wie Andreas Kisser es ausdrückt. Allerdings hört man auch auf fremden Planeten wohl gerne Metal und Rock. Während der Metal-Anteil hauptsächlich in den Strophen zu finden ist und meist zwischen Groove, Hardcore und Thrash rangiert, schwenkt fast jedes Stück zum Refrain hin zu recht melodisch anmutendem Rock. Hier und da erinnern rhythmische Percussion-Einwürfe an “brasilianische Roots” – wobei das Ganze mit dem 96er-Sepultura-Album insgesamt herzlich wenig zu tun hat. Neben diesen Rhythmus-Geschichten und dem ordentlichen Groove machen vor allem schräge, noisy Klänge und eingängige Refrains den Stil aus.
Aus insgesamt 16 Demos, die zunächst aus Ideen aller Bandmitglieder per Internet-Collaboration entstanden sind, wurden zehn für die Aufnahmen in Flavios Home-Studio ausgewählt. Andreas Kisser bastelte dann noch ein stimmungsvolles Intro für die Platte. Die getroffene Auswahl klingt sehr homogen und ausgewogen. Als Anspieltipps sind neben der ersten Single “Maldita Historia” Stücke wie “Corran”, “Rostros” oder “Detonar” zu erwähnen.

Insgesamt unterhält das Debütalbum “De la Tierra” den Hörer gut, wenn auch soviel Neues nicht wirklich enthalten ist. Die für meine Ohren zeitweilig etwas schrägen Töne werden durch die, wie ich finde extrem wichtigen, melodischen Refrains, mehr als aufgewogen. Für die angenehme Variabilität im Härtegrad gibt einen weiteren Pluspunkt.
Gut und interessant auf jeden Fall. Aber der erhoffte große Wurf ist es trotz allem nicht. Allerdings wird man, angesichts der Erfahrung und der Lust der vier, auch das Gefühl nicht los, dass das Potenzial noch nicht wirklich entfaltet wurde. Vielleicht sollten sie sich für das kommende Album einfach mehr Zeit nehmen. Ich freue mich jedenfalls drauf.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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