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Deaf Havana – Old Souls

Er möchte Musik schreiben, der man nicht anhört, in welcher Dekade sie entstanden ist. Zeitlosen Rock, wie der von seinem Vorbild Bruce Springsteen. Ein sportliches Ziel, möchte man meinen, für einen 23-jährigen, dessen sechsköpfige Band sich vor acht Jahren zunächst als Schulband formierte. Allerdings verfolgt James Veck-Gilodi dieses Ziel wohl mit großem Eifer.
Nach einigen selbst produzierten Veröffentlichungen und einem ersten Album 2009, haben Deaf Havana nun mit “Old Souls” ihr insgesamt drittes Album gelauncht. Um dem Ziel näherzukommen, verspürte die Band den Drang, aus der englischen Untergrund-Szene auszubrechen, die bis dahin geltenden Grenzen irgendwie aufzulösen und einfach neue Wege zu gehen. Die logische Konsequenz: der Wechsel zu einem Major-Label (BMG), der schon zum vorigen Album vollzogen wurde.

Anfang des Jahres waren gerade einmal drei Stücke für eine neue Platte beisammen. Erst 14 Tage vor dem Studio-Termin setzte sich James Veck-Gilodi dann mit Bruder Matthew (mittlerweile auch Teil der Band) zusammen, um die restlichen zehn Stücke entstehen zu lassen.
Ob das die bevorzugte Arbeitsweise der Herren ist, ist nicht überliefert. Man scheint sich nach dem Schritt aus der Indie-Ecke jedenfalls auch nicht besonders unter Druck gesetzt zu sehen.

Nun könnte man andererseits auch meinen, dass die Kompositionen der kurzen Entstehungszeit entsprechend auch eher dahingewurstelt klingen. Tun sie aber nicht. Direkt beim ersten Durchlauf des Albums zeigen sich gleich mehrere interessante Stücke, die einerseits gut hängen bleiben und sicher auch gut für’s Radio geeignet sind, die andererseits aber nicht zu glatt daherkommen.
Allen voran der Ohrwurm “Boston Square” (über den Selbstmord eines alten Schulfreundes), der sicher zurecht zur ersten Single erkoren wurde und das Album mit atemberaubender Energie eröffnet. Was die Songwriting-Qualitäten und die Eingängigkeit Refrains angeht, stehen “Everybody’s Dancing And I Want To Die” (über Außenseitererfahrungen in der Schuldisco) und “Subterranean Bullshit Blues” (der Titel ist lt. Veck-Gilodi die “kurzmöglichste Zusammenfassung seines beschissenen Inhalts”) dem aber kaum nach.

Deaf Havana ist eine überaus interessante Band, deren Kopf sich immer wieder gerne mit neuen Instrumenten experimentiert und so auch nicht vor einer Mischung aus Streichern, E- und Hawaiigitarren, Mandoline und Banjos zurückschreckt. Zudem hat der Songwriter wohl trotz seines jungen Alters so einiges zu erzählen und zu verarbeiten. Wir sollten also gespannt sein, was die Band in Zukunft noch alles zustande bringt.
Mit “Old Souls” hat sie jedenfalls ein großartiges Album auf die Beine gestellt. Klare Empfehlung!Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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