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Doganov – Something Dark To Dance To

Was assoziieren wir Deutsche am ehesten mit Belgien? Pommes Frites? Sicher. Bier? Auch… aber ich meine musikalisch…? Geht’s euch wie mir, dann habt ihr sofort EBM im Kopf, und die Band, der nachgesagt wird, dieses Genre begründet zu haben: Front 242.
Somit waren das auch meine ersten Assoziationen, als ich gefragt wurde, ob ich nicht die belgische Band Doganov vorstellen möchte. Schließlich bewerben sie ihre Musik mit dem Slogan “etwas Dunkles zum Tanzen” und reizen zudem gerne noch mit dem Adjektiv “sexy”. Gleich vorweg: der Sound geht über EBM hinaus. Jedenfalls war nach ein paar angespielten Titeln schnell klar: Bandvorstellung, Review, Interview? Klar, mache ich gerne!

Die Ursprünge der Band gehen quasi bis 2004 zurück. Seitdem arbeiten Sänger Karl Cleeren und der bei Doganov für die Synthesizer zuständige Fréderic Cipriani zusammen. Einen gemeinsamen Nenner fanden die beiden trotz der unterschiedlichen Vorlieben in elektronischer Musik.
Es folgte eine eher fruchtlose Zeit, in der beide in einer Band namens “Heroes Of Life” aktiv waren. Zudem gab es andere Jobs, in denen sie Filmmusik machten und für andere Künstler Songs schrieben und produzierten. 2010 trat dann der Wunsch in den Vordergrund, endlich Nägel mit Köpfen zu machen und richtig durchzustarten. Der gewünschte Sound schien mit der Vervollständigung der Band durch die beiden Gitarristen Filip Marchal und Jo Driesmans gefunden: ein Mashup aus Industrial, EBM, Metal, Gothic Rock und New Wave. Doganov, eben.
Wer aufgepasst hat, wird feststellen, dass weder ein Bassist noch ein Drummer mit von der Partie ist – nicht im Studio und nicht auf der Bühne. Nicht nur deshalb scheinen die vier, völlig unbeirrt von gängigen Standards, ihr ganz eigenes Optimum finden zu wollen.

So legt uns die Band, die bislang noch keinen Plattenvertrag hat, nun insgesamt drei selbst produzierte Teile als Kostprobe vor: die fünf Songs umfassende EP “Something Dark To Dance To”, die Single “History” (inkl. zweitem Track) und ein Bonustrack, der bisher exklusiv auf ihrer Webseite zu finden ist.

Die EP geht mit dem Opener “Endear You” sofort in die Vollen. Kalte Synthies gepaart mit krachenden Rammstein-Gedächtnis-Riffs und darüber Karls tiefer, düsterer Gesang. Das folgende “To The Hilt” legt tempomäßig gleich noch einmal nach und überzeugt mit bekannten Mustern und netten Ideen. Die Gitarren sind hier wie im Rest des bisherigen Repertoires nicht mehr ganz so stark im Vordergrund, bilden aber insgesamt mit den Synthies eine gelungene Symbiose.
Ansonsten zeigt das Quartett neben EBM-Beats, Synthie-Spielereien und rockenden Gitarren immer wieder auch ein anderes, ruhigeres Gesicht. Das gipfelt dann mit dem letzten Stück der EP “Cry With Me”, mit dem die Band zeigt, dass auch Balladen zu Doganov gehören. Aufgebaut hauptsächlich mit Piano, etwas Percussion-Sound, dem Gesang und ein paar Synth-Pads zum Refrain. Das Piano klingt für mich hier nicht 100%-ig passend, vielleicht nicht ausgefeilt genug. Trotzdem aber eine gute Songidee.
Die beiden übrigen Veröffentlichungen enthalten – in aller Kürze – mit “History” ein Stück, das fast als Rock-Song durchgeht, mit “Eyes Only” (zweiter Track auf der “History”-Single) noch einmal ein Brecher mit brachialen Riffs und mit “Bullet With a Name” ein kunter-grauer Mix aus allem.

Das größte Manko sehe ich derzeit noch darin, dass die bisherigen Stücke noch keine ganz klare, gemeinsame Linie zeigen. Vermutlich wird das aber schlicht daran liegen, dass die Stücke über einen langen Zeitraum entstanden sind. Trotzdem lässt sich das Ergebnis aber sehen bzw. hören, zumal gute Ideen und Fähigkeiten an den Geräten scheinbar vorhanden sind. Spannend wird wohl sein, zu sehen, wie sich das Projekt entwickelt, wenn die Band irgendwo unter Vertrag genommen wird.
Wer also Spaß an den oben genannten Genres hat, sollte bei Doganov und die Veröffentlichungen “Something Dark To Dance To” (EP) und “History” (Single) mal reinhören oder, sollte sich die Chance bieten, ein Konzert der Jungs besuchen.

Wenn ihr mehr über Doganov erfahren wollt, lest auch unser Interview mit der Band.

Weitere Informationen im Internet unter www.doganov.be und bei Facebook.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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