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Jennifer Rostock – Schlaflos

Der Fünfer um Sängerin Jennifer Weist nimmt mit ihrem neuesten Output in Albenlänge nur geringe Kurs-Anpassungen vor und setzt statt Neu(er)findung eher auf Bewährtes.
Ich hatte etwas Bammel davor, das neue Album durchzuhören. Zu groß war die Befürchtung, dass sich ein Rückschritt abzeichnen könnte. Das letzte Studioalbum (“Mit Haut und Haar”) lief in meinem Player hoch und runter, müsst ihr wissen, und nutzte sich trotzdem kein Stückchen ab. Ein Nachfolger wird da nicht drankommen können, oder?

Musikalisch fährt die Band also immer noch dreigleisig zwischen Rock, Punk und Pop. Und die beiden ersten Stücke “Zeitspiel” und “Phantombild” klingen tatsächlich exakt so, als wären sie Teil des vorigen Longplayers gewesen. Ein toller Einstieg also. Frontröhre Jennifer powert sich stellenweise wieder ordentlich aus. Trotzdem passt die Textzeile “Home is wo es hart ist” nicht unbedingt zum Gesamtbild. Schon gar nicht zu dem Stück, aus dem die Zeile stammt. “Hollywood” verlangt den Fans, die es etwas härter mögen, schon ein bisschen was ab. Ähnlich auch das akustische “Wenn der Wodka zweimal klingelt”, das sich zum Schluss aber doch recht energievoll entwickelt.

Natürlich wird wieder viel mit Sprich-, geflügelten oder sonstigen Wörtern jongliert. Textlich macht “K.B.A.G.” (“Kein Bock, aber Gästeliste”) am meisten Spaß. Es nimmt einen parodistischen Blick auf das Band-, Studio- und Tourleben und erinnert daher ein Stück weit an “Zu Ende” von “Mega! Mega!”.

Wir brauchen eine Hook, die jeden gleich berührt | und wir brauchen einen Text, den jeder gleich kapiert | und wir brauchen einen Sound der im Radio funktioniert | und dazu eine Fanbase, die kräftig konsumiert | wir brauchen eine Corporate Identity | einen Look und die passende Anatomie | wir brauchen einen Hit, der die Miete finanziert | und wo kriegen wir ein Feature her, das keinen interessiert?die Hook von “K.B.A.G.”

Als Features, “die keinen interessieren”, konnten in dem Fall (also speziell bei “K.B.A.G.”) MC Fitti [sic!], “Großstadtgeflüster”-Sängerin Jen, Sebastian Madsen von “Madsen” und Monchi von “Feine Sahne Fischfilet” gewonnen werden. Freut euch bei den Namen aber nicht zu sehr – ironischerweise ist von den Features nicht so viel zu hören.
Der größte Satz ist aber: “Wir müssen uns nicht finden – wir sind immer an der Bar”. Außer für den großartigen, sprachlichen Witz steht der nebenbei, und da sind wir dann wieder bei der Einleitung, dafür, dass die Band es aktuell nicht unbedingt für erachtet, sich unbedingt neu erfinden zu müssen. Muss ja auch nicht sein…

“Schlaflos” ist weder Aussetzer noch Überalbum, weder Rückschritt oder Stillstand noch allzugroße Weiterentwicklung. Es ist einfach ein „Jennifer Rostock“-Album in ungefähr dem Stil, den das Vorgänger-Album perfektioniert hat. Herankommen kann “Schlaflos” an “Mit Haut und Haar” nicht, aber es nur deshalb schlechtzureden wäre natürlich Quatsch.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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