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Louise Distras – Dreams From The Factory Floor

Es sind ganz schön große Töne die da in der Ankündigung zum Debütalbum der Britin Louise Distras gespuckt werden. Seit den Sex Pistols sei sie die erste Punk-Künstlerin, die die Augen der Mainstream-Presse im UK auf sich ziehen kann. Und auch mit einem zweiten Punk-Urgestein wird sie in Verbindung gebracht – mit der Betitelung der jungen Distras als “Joe Strummer des 21. Jahrhunderts”. Natürlich machen solche Aussagen skeptisch. Andererseits verfehlen sie ihren Zweck aber auch nicht und man wird neugierig…

Ihr Erstwerk hört auf den Namen “Dreams From the Factory Floor”. Ein Titel der genauso wie die Texte ziemlich direkt auf den Punkt kommt. Vor allem versteht sich die Künstlerin nämlich als Aktivistin für die Arbeiterklasse (“factory floor”). Daher passt es ganz gut, wie sie ihre (gesellschafts-)politischen Texte nicht selten kämpferisch und bissig, rotzig und kratzig singt. Die Musik ist dagegen als Akustik-Pop-Punk, viel mit der Akustik-Klampfe, auch mal mit Piano und Orgel, nicht selten ohne Schlagzeug, arrangiert.

they say the dreams never come true
well I say, that they do
so dream a dream
when you walk through your factory door
we share our dreams
from our factory floor
aus “Dreams From the Factory Floor”

Am Songwriting war neben der jungen Punksängerin auch Oi!-/Punk-Veteran Steve Whale (“The Business”) beteiligt. Wessen Einfluss bei der Entstehung wie groß ist, ist nicht überliefert. Gönnt man der Platte zwei, drei Durchläufe, finden sich jedenfalls einige Songs, die einem sehr positiv hängenbleiben.
Zwei davon setzen sich dabei etwas schneller im Ohr fest: zum einen der Opener “Stand Strong Together” (Video s.u.), bei dem Louise Distras gesangliche Unterstützung von der Grauzonen-Röhre Jenny Woo aus Kanada bekommt. Und außerdem das energiegeladene, ohrwurmartige “Shades of Hate”. Zwei der seltenen Stücke, in denen mit verzerrten Gitarren gearbeitet wurde.

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Der außergewöhnlichste Track ist wohl die Nummer 11. Im Titeltrack gibt es nämlich überhaupt keine Musik zu hören, sondern ein emotional vorgetragenes Gedicht, in dem sich Distras eben über die ungerechte Behandlung “ihrer Leute” (“listen to my heart, it beats the same”), der unterbezahlten working class beschwert.

Wie authentisch das Ganze ist, lässt sich für mich schwer beurteilen. Jedenfalls scheinen die Stücke mit viel Herz – sowohl für die Sache als auch für die Musik – entstanden zu sein. Sympathisch also allemal.
Für meinen Geschmack dürfte etwas mehr “geplugged” werden – ich meine: es dürfte gerne noch mehr mit E-Gitarre und Schlagzeug gearbeitet werden. Aber auch so gefällt “Dreams From the Factory Floor”. Und ich kann mir vorstellen, dass die Musik auch besonders live sehr gut wirkt.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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