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Maerzfeld – Fremdkörper

4260316820488[1]Können Maerzfeld mit ihrem neuen Album „Fremdkörper“ aus dem Schatten von Rammstein treten? Sich als eigenständige Band etablieren, die ohne ständige Vergleiche wie den im ersten Satz dieser Rezension auskommt? Ja und nein, lauten die Antworten. Das Thema ist ebenso vielschichtig wie „Fremdkörper“.

Mit ihrem Erstling „Tief“ begannen die Musiker von Stahlzeit, der eindrucksvoll inszenierten Rammstein-Tribute-Band, musikalisch eigene Wege zu gehen. Dass Maerzfeld auch der Neuen Deutschen Härte zugehörig sind, ist wenig verwunderlich. Und natürlich drängten sich die Vergleiche mit Rammstein in vielfacher Hinsicht auf: Image, Sound, Texte, Arrangements – das alles kannte man auch vom NDH-Aushängeschild. Und doch wurden Maerzfeld für ihre Songs mit Lob überschüttet, denn die hatten es in sich, waren clever aufgebaut und keinesfalls Plagiate, sondern eher Tribute.

Mit „Fremdkörper“ beweisen Maerzfeld, dass sie sich deutlich weiter entwickelt haben. Ihre Songs werden dominiert von der vollen Stimme Heli Reißenwebers, der wie Till Lindemann klingen kann, wenn er mag, aber meistens sehr eigenständig intoniert. Geführt wird die Melodie von den Synthies unter den Fingern von Thilo Weber, der wie Rammstein-Flake in der Lage ist, eingängige Melodien und schräge Sounds geschickt zu einer unvergesslichen Klangwelt zu kombinieren. Die Rhythmus-Sektion besteht Rammstein-like aus den Gitarren von Mike und Matthias Sitzmann, Basser Bora Öksüz und Drummer Michael Frischbier. Das rhythmische Fundament und die versetzten Gitarrenriffs erinnern an die ersten Rammstein-Alben von „Herzeleid“ bis „Mutter“, die mir auch am besten gefallen.

Mit diesen Zutaten köcheln Maerzfeld ausgezeichnete Lieder, von denen jedes vorzüglich mundet. Kein Lied weist Schwächen auf, doch ein paar Stücke ragen aus allen Werken der Neuen Deutschen Härte heraus: „Maerzfeld“ besticht durch die gegeneinander arbeitenden Gitarren und Synthies; „La Petit Mort“ durch die geniale Kombination von Text, Gesang und allen Instrumenten (DAS Highlight des Albums!); „Fremdkörper“  durch die wunderbar aufgebaute Atmosphäre; „Treibjagd“ ähnlich wie „La Petit Mort“ wieder durch die gelungene musikalische Umsetzung des Texts und Helis dämonischen Gesang („Treibjagd“ MUSS ins Live-Programm der Band); „Fleisch im Fleisch“ durch den treibenden (sic!) Rhythmus und die kranken Synthie-Tupfer. Und „Tanz für mich“, weil es stilistisch am vielfältigsten aufgebaut ist, Metal-Elemente mit Pop und Rock mixt und dabei so derb klingt wie nur wenige andere Songs.

„Fremdkörper“ von Maerzfeld ist eines der besten Alben, die man im Segment der Neuen Deutschen Härte finden kann. Auch – oder besser: gerade weil – das Werk an die besten Zeiten von Rammstein erinnert. Was die Band in Sachen Songwriting präsentiert, ist herausragend und verspricht mitreißende Konzerte auf der anstehenden Tour.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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