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Marteria – Roswell (Doppel-Review)

Marteria auf dem ZMF 2014 - Adrian Sailer

Marteria auf dem ZMF 2014 – Adrian Sailer

Nach dem Erfolgsalbum „Zum Glück in die Zukunft II“ aus dem Jahre 2014 musste man lange auf Neues (wenn man ‘Ring der Nebelungen“ von Marsimoto) des Rappers aus Rostock warten. In dieser Zeit hat die Vinyl einige Runden auf dem Plattenspieler verbracht. Passend zu den ersten Verschleißerscheinungen startet das zweite Quartal 2017 mit der Neuerscheinung „Roswell“, und die Erwartungen sind (sehr) hoch. Materia hat es nicht nur geschafft, einer der erfolgreichsten deutschen Rapper zu werden. Auch hat er es geschafft, mit vernünftigen Texten die „Latte“ hoch zu halten, was man bei vielen deutschen Kollegen aus diesem Business nicht behaupten kann.

Man erkennt, dass bei „Roswell“ eine Reifephase während der Entwicklung dieses Werkes entstanden ist. Zwar sind immer noch „Party-taugliche“ Nummern vertreten, doch hat dieses Album mehr Tiefe in den Lyrics!
So spiegeln die Titel „El Presidente“, „Elfenbein“, „Blue Marlin“ oder „Tauchstation“ gekonnt die Weiterentwicklung zum Vorgängerwerk wieder. Gerade letzterer Titel besticht nicht nur durch seinen guten Text, sondern auch durch den gesungenen Refrain von Marteria.
Doch auch die Party-Songs dürfen hier nicht fehlen. So sind die Stücke „Aliens“ oder „Das Geld muss Weg“ perfekt für einen gelungenen Abend in der Disco.

Fazit von Adrian: „Roswell“ ist ein würdiger Nachfolger, welcher sich nicht hinter „Zum Glück in die Zukunft II“ vertecken muss. Natürlich ist es zudem schwer die beiden Werke miteinander zu vergleichen, da hier die Texte doch ernster sind und eher zum Nachdenken anregen, als es beispielsweise bei  “Kids (2 Finger an den Kopf) oder „Endboss“ der Fall war. Ein weiteres solides Werk aus dem Hause Marteria!


Ja, die Party-Zeit scheint Marteria so ziemlich hinter sich gelassen zu haben. Seit er vor zwei Jahren mit akutem Nierenversagen in der Charité gelandet war, lässt er schließlich auch die Finger von Alkohol und Drogen. “Wie sie mich vermissen, die Clubs und die Dealer … fleh’n mich an, dass ich zurückkomm, doch seh’n mich nie wieder” (“Tauchstation”). “OMG!” hört man da Alter-Ego Marsimoto erschrocken aufschreien. Doch die “Bob-Marley-Lunte im Mund” ist ausdrücklich nicht von der Maßnahme betroffen…

Aus Area 51 wird Marteria 51 — aus Roswell wird Rostock!” heißt es da, und der Titel “Roswell” klingt natürlich nach Science-Fiction. Die schon längst über alle Kanäle funkende Single “Aliens” (hier singt der Beatsteaks-Frontmann Arnim Teutoburg-Weiß unter seinem Pseudonym Teutilla den Hook) ließ zumindest namentlich weiter ein Album mit kleinen grünen Marsis vermuten.
Aber weit gefehlt! Das Alien ist hier eine Metapher für den Fremdling oder den Außenseiter. Außerdem war es das nach drei Tracks — dem Album-Intro, der besagten Single “Alien” und “Scotty Beam mich hoch” (ein Hilferuf zur Rettung aus dem irdischen Chaos) — dann auch schon mit dem Außerirdischen-Motiv.
Im Rest der Platte kramt Marteria stattdessen nicht nur in der Foto- und Andenken-Kiste seiner eigenen Vergangenheit (“Skyline mit zwei Türmen” und “Große Brüder”), spricht in “Tauchstation” über seine Abstinenz, erzählt als leidenschaftlicher Angler eine mystische Mann-und-das-Meer-Geschichte (“Blue Marlin”), bezieht mit “Links” auf sympathische Weise, ohne erhobenen Zeigefinger politisch Position oder packt zusammen mit Yasha und Miss Platnum in “Elfenbein” gleich richtig heiße Eisen wie das Thema Flüchtlinge an — ohne sich daran aber in irgendeiner Art zu verbrennen.

Auch musikalisch bzw. was den Sound anbelangt zeigt sich “Roswell” von einigen verschiedenen Seiten: mal Mexican Style (“El Presidente”), mal mit fettem, verzerrtem Riff (“Links”) und gerne etwas geheimnisvoll (“Blue Marlin”, “Skyline mit zwei Türmen”). Auch wenn vieles weniger Party-mäßig daherkommt, der Sound den Marteria im Studio wieder zusammen mit den Krauts zusammengeklöppelt hat, ist absolut auf den Punkt gelungen. Nur der bewusst kitschige Refrain von “Scotty Beam mich hoch” nervt ein bisschen.

Fazit von Gerald: “Roswell” fehlen Nummern von ähnlicher Dimension wie “Kids (2 Finger an den Kopf)”, “Endboss”, “OMG!” oder “Verstrahlt” (auch wenn “Aliens” in die Richtung geht). Marten Laciny macht es sich zum Glück aber eben nicht einfach, versucht nicht, sich selbst bzw. “Kids” zu kopieren, kein zweites “Lila Wolken”. Dafür überzeugt auf den zweiten Blick auch dieses Album — mit einem vielseitigen Sound und spannenden Themen und Geschichten eines bodenständigen, weitgereisten Erzählers.


Ab dem 7. Juni wird Marteria den in Afrika u.a. zusammen mit Miss Platnum, Specter und Paul Ripke entstandenen Film “Antimarteria” für umme unters Volk bringen. Man darf sich auf ein bildgewaltiges Album-Musik-Video mit jeder Menge (Zitat) “Marteria-Action” freuen.

Marteria Live:Kornkreise verwandeln sich zu Mosh-Pits” — Neben einigen Festival-Terminen im Sommer ist auch eine “Roswell”-Tour im November und Dezember anberaumt. Außerdem wiederholt Marteria aktuell seine 2009er-Debüt-Tour “Allein auf weiter Tour” durch zehn kuschelig kleine Clubs.

Youtube-Video per Klick auf das Bild laden. Davor bitte die Datenschutz-Hinweise im Impressum beachten!

Video zu „Aliens“ (feat. Teutilla)Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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