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Maxïmo Park – Too Much Information

“Maxïmo No. 5” heißt der dunkle Gerstensaft, mit dem die Indie-Rocker von Maxïmo Park versuchen, die Fans für den zeitgleichen Launch ihres fünften Album milde zu stimmen. Das könnte sich durchaus als gute Taktik herausstellen, denn mit “Too Much Information” schlägt das Briten-Quintett plötzlich ganz ungewohnte Töne an.
Wer sich vor allem an wahre Rock/Pop-Ohrwurm-Monster wie “A Cloud of Mystery”, “Write This Down” und besonders natürlich “Books From Boxes” von den vergangenen drei Alben erinnert, der wird beim Durchhören des neuesten Werkes vermutlich große Augen machen. Das Cover erscheint einem plötzlich irgendwie sinnbildlich: alte Zöpfe werden abgeschnitten bzw. der Bart der Vergangenheit abrasiert. Es wird sich freigemacht für Neues.

Dass das neue Album ganz anders sein wird, konnte man natürlich schon an den beiden ersten Single-Auskopplungen festmachen. Selbstverständlich ist das legitim, und so etwas kann ja auch durchaus erfrischend sein und auch neue Hörer bringen. Gerade denjenigen Song als Opener zu bringen, der den Bruch mit dem Bisherigen am deutlichsten zeigt, das ist dann aber wirklich sehr mutig. “Give, Get, Take” ist allerdings auch das schwächste Stück der Platte, was an der Sinnhaftigkeit der mutigen Entscheidung wieder zweifeln lässt. Zwar sind hier und da ganz nette Ansätze zu hören, insgesamt wurde aber definitiv zu tief in die Elektrokiste der “glitschigen” Art gegriffen.
Danach folgen die schon erwähnten Singles “Brain Cells” und “Leave This Island”, die sich in feinstem Synthpop-Gewand präsentieren und den ersten Schock mehr als aufheben können – auch wenn man auch solche Stücke bislang so gar nicht erwartet hätte. Bemerkenswert ist hier, dass das Haupt-Markenzeichen der Band, die Stimme von Frontmann Paul Smith, kaum zu erkennen ist. Sowohl klanglich als auch das Songwriting betreffend, sind die beiden Stücke aber wirklich großes Kino. Vor allem “Leave This Island” steigert sich im Verlauf richtig fein.

Nach fünf Alben will man der Welt zeigen ‘das sind wir und wenn es Euch nicht gefällt, Pech – wir werden uns für Euch nicht ändern’Sänger Paul Smith

Erst im vierten Stück klingen Maxïmo Park dann in etwa so, wie man es normalerweise erwartet hätte. Mit der Elektronik ist es dann zwar noch nicht ganz vorbei, sie wird im Folgenden aber nur noch als (meist eher unterstützendes als störendes) Beiwerk eingesetzt. Ansonsten hört man eine Band Instrumente spielen.
Die Titel sind recht unterschiedlich, und so variiert die Stimmung von Song zu Song natürlich immer wieder ein bisschen. Im Durchschnitt lässt sich aber sagen, dass das Tempo eher gemächlich ist und die Erscheinung sanft und nicht selten etwas gedrückt.
Neben den beiden elektrolastigen Singles sind vor allem die Stücke “Lydia, The Ink Will Never Dry”, “Her Name Was Audre” und “I Recognise The Light” hörenswert.

“Too Much Information” überrascht und wird auch polarisieren, und dessen ist sich die Band bewusst. Lässt man sich darauf ein, und ist man offen für andere Genres, erschließt es sich aber mit jedem Durchlauf etwas mehr. Fans sollten das Album auf jeden Fall probehören und überlegen, ob sie sich mit dem Stil anfreunden können. Dabei sollten sie sich aber nicht von einzelnen Songs abschrecken lassen, sondern eher die Gesamtwirkung aufnehmen.
Vielleicht hört sich das alles bis hierhin etwas zweifelnd an. Trotzdem werde ich mir die Platte wohl immer wieder mal gerne anhören. Gegen einzelne Ausreisser (für meinen Geschmack geht eigentlich nur “Give, Get, Take” gar nicht) hilft einem dann ja vielleicht ein Schlückchen “Maxïmo No. 5” (übrigens nicht zu verwechseln mit “Mambo No. 5”)…

Die deutsche Version enthält noch einen zwölften Titel namens „Out Of Harm’s Way“, den wir allerdings nicht vorliegen hatten.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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