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Miss Platnum – Glück und Benzin

Mit dem Album “Chefa” bekam die Berliner Musikerin mit rumänischen Wurzeln erste, größere Aufmerksamkeit. Anno 2007, noch richtig partytauglich, mit ordentlich Pfeffer, Balkan-Sounds und gerne dazu passendem Akzent im Gesang. Schon das letzte Album “The Sweetest Hangover” – immerhin auch schon fünf Jahre her – zeigte eine leichte Weiterentwicklung zu mehr Soul. Nun ein weiterer Schritt vorwärts.

Ich hab immer gesagt, ich werde nie auf deutsch singen. Also alleine das war schon eine Herausforderung, mich selber davon zu überzeugen, dass deutsch singen geil ist. Weil ich nämlich eigentlich deutsche Musik und vor allem deutschen R’n’B scheiße finde.Miss Platnum im Promo-Video über “Glück und Benzin”

Denn “Glück und Benzin” ist nicht nur das erste deutschsprachige Album von Miss Platnum – vielleicht sogar befeuert durch ihre Erfolgs-Single mit Marteria und Yasha, sondern auch das, bei dem sie am meisten Persönliches eingebracht hat. Zu Themen wie Liebe, Trennung, Glück, Lust und Verluste.

Die erste, vorab ausgekoppelte Single des Albums eröffnet auch das Album. In “99 Probleme” singt Miss Platnum, in Anlehnung an “I got 99 problems, but a bitch ain’t one” von Jay-Z, “I hab’ 99 Probleme, aber keins mit meinem Mann”. Mit etwas Orient im Sound und mit ordentlich Wumms unterlegt – klanglich, gesanglich absolut Klasse.

Mein Label hat’n Tipp: mach ma’n Hit! Ich mach da nicht mit. Dann lieber Kunst! Mach keine Musik für kleine Mädchen und Jungs.Is‘ doch mal ‘ne Ansage… (aus “99 Probleme”)

Im Rest der Platte geht es dann im Großen und Ganzen aber etwas sanfter zu. Sehr viel souliger Gesang und einige ruhige Stücke, wie es zu den schon angesprochenen Textinhalten ja auch sehr gut passt. Besonders interessant z.B. “Frau Berg”, das mich etwas an “Gloomy Sunday” erinnert, oder “Kleiner Schmerz”, in dem es um die schmerzhafte Erinnerung an eine frühere Liebe geht.
Poppigere Akzente setzen darunter die zweite Single “Letzter Tanz” und das Titelstück “Glück und Bezin”, die beide sehr eingängig im positiven Sinn sind.

Auch ein Blick auf die übrigen Namen rund um die Platte ist sehr aufschlussreich. Dort findet sich wieder die Berliner Clique, von der dieser Tage immer wieder zu hören ist. Hauptsächlich kam da nämlich die “Lila Wolken”-Fraktion wieder zusammen. Marten Laciny alias Marteria hat beim Schreiben geholfen, Yasha singt beim Titelstück mit und die Krauts haben das Ganze wieder produziert. Wie übrigens auch Marterias aktuelles Album, das bezogen auf den Sound eine ähnliche Entwicklung gebracht hat. Bei “Hüftgold” wird zudem noch Nico von K.I.Z. gefeaturet und zum abschließenden siebeneinhalb Minuten langen Endstück möchte Marsimoto mit Miss Platnum “1000 Jahre telefonieren”.

Kuck mal nach im Netz, was die Masse so sagt. Sie finden “Lila Wolken” gut, doch hassen meinen Part.Eins von Miss Platnums 99 Problemen…

“Glück und Benzin” ist großartig gelungen. Es ist intimer, souliger und übrigens auch elektronischer als zuvor, und der Balkan-Touch ist zum Glück auch nicht komplett verschwunden (siehe z.B. „Letzter Tanz“). Der mutige Schritt nach vorne hat sich absolut gelohnt. “Der Mercedes ist verkauft” – “der Porsche fährt 310” – wie “99 Probleme” und “Hüftgold” erzählen. Und das ganz locker und mit ganz viel Gefühl.
Ihre Scheu vor deutschsprachiger Musik hat Miss Platnum damit hoffentlich verloren. Jedenfalls möchte man ihr zurufen: “Bleib dabei, Ruth! Es steht dir ganz ausgezeichnet.”Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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