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OK Kid – Zwei

Normalerweise hat die Stil-Polizei für diesen Fall schon die nassen Handtücher bereitgelegt: Ursprünglich zu fünft wirkte eine Band namens Jona:S, benannt wohl nach ihrem MC und Überego Jonas Schubert. Mit den verbliebenen Musikern Moritz Rech (Keyboards) und Raffi Kühle (Gitarre/Drums) zum Trio geschrumpft gaben sich die Giessener rotzfrech den Namen OK Kid: Die Vereinigung der bemerkenswerten Alben ‚OK Computer‘ und ‚Kid A‘ von Radiohead, man kann es sich wahrlich einfacher machen! Die Gefahr ist groß, dass man ordentlich das Fell durchgeklopft bekommt, wenn man die auf diese Weise künstlich erhöhten Erwartungen nicht erfüllt. Noch viel dreister wirds, wenn man das wie im Falle von OK Kid gar nicht vor hat.

Sprechgesang, Gesang, Synthieflächen und Melodien, stramme Beats – ‚Ich kann alles‘, der Titel ist Programm. Da wird noch mal kurz reflektiert, die musikalische Entwicklung und der Lebensentwurf im Kurzdurchlauf, in ‚Blüte dieser Zeit‘, Rap und ein catchy-rockiger Refrain, oder man huldigt dem und hadert mit dem Februar bzw. dem Alkohol (‚Es ist wieder Februar‘ vs. ‚Bombay Calling‘). ‚Gute Menschen‘, das durch sein Video schon etwas länger bekannt ist, bezieht eher grantig und musikalisch aufs Elektronische reduziert Stellung gegen spießbürgerliche Intoleranz und den alltäglichen Rassismus. ‚U-Bahnstation‘ dagegen ist ein schrammelig-rockiges Duett mit Frank Spilker (Die Sterne).

Nein, die einzelnen Stücke werden wahrlich nicht in Zusammenhänge gezwängt: ‚Es ist uns egal, ob sie diese Zeilen verstehen, es war nie der Plan ihre Wege zu gehen‘ (‚Kaffee Warm Pt. 3‘). Mit ihrem Sound, zwischen Hip Hop, Pop und Indie Rock, ihrem Sinn für Romantik, ihren großstädtischen Beobachtungen, Selbstreflektionen und dem Bedürfnis, unakzeptable gesellschaftiche Entwicklungen beim Namen zu nennen, bewegen sich OK Kid jenseits von Genregrenzen. Pointiert statt großmäulig, gescheit statt belehrend.

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Über den Autor des Beitrags

Chris

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