Browse By

Rodrigo y Gabriela – 9 Dead Alive

Das letzte Studio-Album der beiden mexikanischen Iren Rodrigo Sánchez und Gabriela Quintero liegt nun schon eine Weile zurück. Zwar gab es 2012 das Album “Area 52”, darauf waren aber lediglich bereits veröffentlichte Stücke vertreten – mit einem kubanischen Orchester und einigen Gastmusikern neu eingespielt (was natürlich seinen eigenen Reiz hatte). Dazu waren die beiden zwischenzeitlich mit den Soundtracks zum vierten “Fluch der Karibik” und dem “Gestiefelten Kater” beschäftigt. Seit “11:11” gab es also kein wirklich neues Material der beiden Gitarren-Virtuosen mehr. Ein Zustand, der sich nun, rund fünf Jahre später, ändern soll…

“9 Dead Alive” macht musikalisch, so viel nehme ich schon einmal vorweg, vielleicht nicht den Eindruck, aber es handelt sich um ein wahres Konzeptalbum.
Schon das Cover zeigt einige Bestandteile des Konzeptes – zugegeben, man erkennt das natürlich erst hinterher. Zunächst sieht man, versucht man das komplett in Rot und Schwarz gehaltene Cover als Ganzes zu erfassen, eine Schallplatte. Das ist aber nur die oberflächlichste Referenz. Man kann das Bild auch als Weltkugel sehen, die außerdem aus vielen einzelnen Elementen zusammengesetzt ist: einem Stier, einem Pferd, Sternen, einer Friedenstaube, einer Gitarre, Menschen oder Geister, und natürlich der Zahl 9…

Youtube-Video per Klick auf das Bild laden. Davor bitte die Datenschutz-Hinweise im Impressum beachten!
Eine Live-Session mit „The Soundmaker“

Das Album beinhaltet neun Songs. Und jeder davon, das ist die Idee dahinter, wurde einem Verstorbenen gewidmet, der die Welt, und so auch die beiden, verändert hat:

  • Da wäre der spanische Gitarrenbauer Antonio de Torres Jurado (1817 – 1892), “The Soundmaker”, durch dessen Arbeit sich letztlich auch Rodrigo und Gabriela musikalisch beeinflusst fühlen.
  • Oder der österreichische Neurologe und Psychiater Viktor Emil Frankl (1905 – 1997), der zur NS-Zeit deportiert wurde und sich nach dem Krieg für Versöhnung stark gemacht hat und hier mit “Sunday Neurosis” geehrt wird.
  • “Misty Moses” ist ein musikalisches Denkmal an Harriet Tubman (1820 – 1913), die in den Südstaaten der USA Sklaven zur Flucht verhalf.
  • Für das Recht der Frauen auf Wissen und Bildung setzte sich die mexikanische Nonne Sor Juana Ines de la Cruz (1651 – 1695) ein (“Somnium”).
  • Der Norweger Fridtjof Wedel-Jarlsberg Nansen (1861 – 1930), eigentlich Zoologe und Polarforscher, erhielt für seine Verdienste um die internationale Flüchtlingshilfe einen Friedensnobelpreis (“Fram”, nach dessen Forschungsschiff).
  • Gabriela Mistral (1889 – 1957), chilenische Dichterin und Diplomatin, die den Nobelpreis in Bereich Literatur erhielt (“Megalopolis”, wohl nach New York, wo sie Konsulin war).
  • Der russiche Schriftsteller Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821 – 1881) – “The Russian Messenger”.
  • Und schließlich “La Salle Des Pas Perdus”, über Herzogin Eleonore von Aquitanien (1122 – 1204), Mutter von Richard Löwenherz und eine der einflussreichsten Frauen des Mittelalters.

Außerdem ist mit “Torito” ein Stück von Tieren und der Natur insgesamt inspiriert und diesen gewidmet.

Wie schon erwähnt ist es natürlich schwer, ohne Texte (lediglich in “Sunday Neurosis” sind ein paar Tonband-Schnipsel eingebaut), nur mit dem Gitarrenspiel, nicht nur Stimmungen zu erzeugen, sondern auch anspruchsvolle Inhalte über Menschenrechte, Geschichte oder Literatur o.ä. zu transportieren. Somit hört sich das Album beim Durchhören nicht wie ein Konzeptwerk an, sondern so, wie man das im Grunde von einem RodGab-Album eben erwartet. Zwei Gitarren-Zauberer, deren Riffs und Powerchords auf den Akustik-Klampfen sowohl ihre mexikanische Herkunft zeigen, als auch ihren gemeinsamen musikalischen Ursprung in einer Metal-Band. Es wird auf dem dem Korpus geklopft, die Finger wundgeschrabbelt und in atemberaubender Geschwindigkeit leidenschaftlich gezupft wie eh und je. Rodrigo y Gabriela, eben.

“9 Dead Alive” gibt also leckeren Nachschub für RodGab-Fans. Die Geschichte dahinter ist interessant, geht aber auch an einem vorrüber, wenn man sich nicht gezielt damit beschäftigt. Obwohl mich das Album insgesamt nicht so gefesselt hat, wie der Quasi-Vorgänger “11:11”, ist es doch Musik zum Niederknien – vor allem wahrscheinlich für diejenigen, die selbst Gitarre spielen.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

Abo und News an Deine E-Mail







Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

Weitere Beiträge des Autors - Website

Follow Me:
Flickr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert