Es ist mal wieder verblüffend. Während Sarah Blasko bei uns vermutlich kaum jemand kennt, hat sie in ihrer australischen Heimat bereits drei Solo-Alben mit Platin-Status in den Charts platziert – und das zu zwei Dritteln auf respektablen Rängen.

Dabei ist ihre Musik eigentlich so gar nichts für die Ranglisten – ihr neues Album “I Awake” vermutlich am wenigsten. Eine verträumte Pop-Folk-Mischung, die aber ganz ohne Eingängigkeit auskommt. Einzige Ausnahme ist das erste Stück “I Awake”, das obwohl es größtenteils nur aus bebenden Tom-Schlägen und Sarahs Stimme besteht, einen sofort in den Bann zieht. Die stetige Steigerung und instrumentale Auffüllung mit Piano, Streichern und kurzen, stichelnden Bläsern, baut die Spannung immer weiter auf.

Manchmal dachte ich, dieses Album würde mich umbringen. Ehrlich, es war ein Ungetüm! Es gab Momente, da dachte ich, ich würde darunter versinken.Sarah Blasko

Die vordergründigen Trommeln sind als Brücke zum eher Trommel- und Bass-geprägten Vorgänger-Album “As Day Follows Night” gedacht. Die Textzeilen lesen sich dagegen wie ein Mutmachen – vielleicht im Kampf mit dem “Ungetüm in Arbeit” entstanden.

Die Platte hat Sarah Blasko in Eigenregie produziert und, was dem Sound und dem Anspruch mit Sicherheit sehr zuträglich war, zum Teil mit dem Bulgarischen Symphonie-Orchester eingespielt. Auch wenn man ein paar Durchläufe braucht – das Ergebnis ist fesselnd und klingt beklemmend und befreiend zugleich. Der Rolling Stone bezeichnete das in Australien bereits Ende 2012 erschienene “I Awake” als “verstörendes Meisterwerk”, was den Nagel so ziemlich direkt auf den Kopf trifft.

“I Awake” ist ein intelligentes und anspruchsvolles, größtenteils ruhiges Album, das mangels eingängiger Hooks und Melodien sicher nicht für jeden etwas ist. Vermutlich hätte es in die Jahreszeit – würde uns die Sonne schon verwöhnen – auch gar nicht so gut gepasst. Wer aber mit solchen Klängen etwas anfangen kann und der Platte mit dem Tee in der Hand vor der Heizung sitzend, um den auf sich wartenden Frühling trauernd, ein paar Durchläufe gibt, wird fürstlich belohnt werden. Versprochen.

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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