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Schöngeist – Wehe!

Eine Person, die sich mit Begeisterung den Schönen Künsten und weniger den Alltagsdingen widmet.” – das ist Wikipedias Definition eines Schöngeistes. Zur Band Schöngeist passt das in sofern sehr gut, da ihr Mittelpunkt Timur Karakus sehr auf Ästhetik bedacht ist. Und das zeigt sich in den Klängen, dem Gesang und vor allem in den Textzeilen.

Auf ihrem neuen Album “Wehe!” gehen die Schöngeister einen weiteren Schritt in Richtung Gothic, klingen dabei aber nicht minder, sondern mehr nach Pop als zuvor. Trotzdem hat die Musik, um es mal überspitzt zu sagen, weiterhin mehr mit Rammstein als mit Unheilig zu tun. Gothic-Rock-Pop also, mit knallharten und sterilen Riffs, Violine und elektronischen Klängen. Dass u.a. auch “Checker” und Eisbrecher- und Megaherz-Frontmann “Alexx” Wesselsky an der Entstehung der Titel beteiligt war, passt da natürlich gut ins Bild.
Und noch eine Veränderung ist festzustellen: die orientalischen Klänge, die Karakus von seinen türkischen Wurzeln auf den beiden Vorgängeralben noch hat einfließen lassen, sind hier nur in “Lebe” noch leicht angedeutet. Falco-Parallelen im Gesang lassen sich außerdem, im Gegensatz zu früher, höchstens noch mit viel Phantasie ziehen.

Die Texte widmen sich vor allem den Themen Freundschaft, Liebe und sonstigen Formen von Zwischenmenschlichkeiten. In gewisser Weise beschäftigt sich der Schöngeist also, entgegen der Definition, doch mit Alltäglichem. Auch im drohend klingenden „Wehe!“ besingt Karakus übrigens die Liebe – in diesem Fall die verschmähte.
Besonders überzeugend wirkt das extrem gut gelungene “Zusammen Allein”, das hochgradiges Ohrwurm-Potenzial beweist und, wie ich finde, stark aus dem Album heraussticht. Nicht ohne Grund ist die Single in den Deutschen Alternative Charts (DAC) erfolgreich unterwegs. Weitere Anspieltipps sind beispielsweise das rockige “Traumtanz” und der Titeltrack zu Beginn des Albums, dessen “Wehe mir” sehr an Till Lindemann erinnert.
Einen großen Kritikpunkt sehe ich im zehnten und letzten Titel, den man sich wirklich hätte sparen können und sollen: eine Cover-Version von “Where the Wild Roses Grow”, die, bei allem Respekt, dem Original nichts hinzuzufügen hat und daher langweilig und überflüssig ist. Zieht man das Stück von der Gesamtlaufzeit ab, bleiben dann leider auch nur ca. 35 Minuten eigene Musik übrig.

Mit “Wehe!” büßen Schöngeist, wie ich finde, ein Stück ihrer Besonderheit ein. Insofern dürften so manche Fans mit dem Album zu kämpfen haben. Dennoch sind ein paar starke Titel enthalten, die einen versöhnlich stimmen lassen.
Wer die Band noch nicht kennt, mit Eisbrecher, Megaherz und Rammstein aber gute Erfahrung gemacht hat und sich mit etwas mehr Pop-Einfluss nicht schwer tut, sollte auf jeden Fall mal reinhören.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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