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Sondaschule – Schön kaputt

Die Förderanlagen wie das verrottende Skelett eines gigantischen Tieres im Hintergrund. Davor eine Ansammlung von sieben Mitt-/End-Dreißigern: Die Heimatliebe bei den Primussen der Sondaschule fällt angesichts dieser industriellen Endzeitromantik durchdacht widersprüchlich aus: „Es stinkt in dieser Stadt“ wissen sie in ihren Songs zu berichten, hegen die Hoffnung „vielleicht sieht man woanders Sterne“, reden gar von eingesperrter „Phantasie zwischen Kruppstahl und Beton“ versus „Es gibt nur Dur in Mülheim Ruhr, von Duisburg bis vor Dortmund ist die Welt halt noch in Ordnung“ und kommt zum Fazit „Wir sind wunderschön, wunderschön kaputt“.

Mit detaillierten Beobachtungen liefert das Septett ein ambivalentes Bild des urbanen Lebens, wobei die kleinen Geschichten über Triumpfe und Tragödien meist auf jede Stadt übertragbar sind. So thematisiert man in „Lass uns los“ die Jugendabwanderung aus dem Ruhrgebiet, gibt sich rebellisch im Stile eines ewig jungen Erwachsenen („Is mir egal“, „Bestes schlechtes Vorbild“) oder rechnet mit der Ex ab („So schön scheisse“).

Mit musikalischen Vorbildern wie den kalifornischen Punkrockern NOFX und Rancid sowie den Ska-Punkern Mighty Mighty Bosstones ausgestattet legte man sich seit der Gründung 99 über die Veröffentlichungen einen Sieben Mann starken Sound zu. Förmlich vorangedroschen von strammen Rhythmusgitarren beschäftigt man gleich zwei Posaunen, die sich wie Chilis im Löwensenf ausnehmen. Wie schon beim Vorgänger „Lass es uns tun“ sind sparsam eingesetzte Elektronik-Veredelungen zu vernehmen.

Vom gediegenen Reggae („Es stinkt in dieser Stadt“) über schnellen Off-Beat („So schön scheiße“) bis zu rotzigem Punkrock („Ein kleines bisschen Chaos“) fahren Sondaschule mit ihrem sechsten Studioalbum „Schön kaputt“ wieder üppig auf. Gerne großmäulig, mal plump („Ich schwimm durch einen Pool voll Pisse, nur für einen Deiner Küsse“), aber auch durchaus brillant formuliert und manchmal ein wenig pathetisch, dabei stets beherzt, sympathisch und überzeugend.

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Über den Autor des Beitrags

Chris

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