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The Inspector Cluzo – Rockfarmers

Das Prinzip der größt möglichen Unabhängigkeit leben Mathieu Jourdain alias “Phil” (Drums) und Laurant Lacrouts, genannt “Malcolm” (Gitarre/Gesang), als Rock-Duo “The Inspector Cluzo” schon seit der Gründung im Jahr 2008. Natürlich wird die Musik selbst gemacht, aber auch das Booking und das Management haben die beiden selbst in der Hand, und mit Fuckthebassplayer Records haben sie auch noch ihr eigenes Label. Und das Ganze äußerst erfolgreich! Schließlich haben sie als eine der erfolgreichsten französischen Rockbands über 700 Konzerte in 44 Ländern gespielt.

Umso erstaunlicher scheint es, dass TIC seit 2013 — in etwa seit Erscheinen ihres vorigen Albums “Gasconha Rocks” (hier unser Review) — nebenbei auch noch als Bauern leben. Die beiden haben nämlich die alte Ferme “Lou Casse” erworben und den Betrieb nach und nach wieder aufgebaut. Getreu dem Motto aus der Einleitung werden dort mittlerweile nicht nur Gänse und Enten aufgezüchtet, sondern auch Kartoffeln, Gemüse, Früchte und Mais angebaut — und der zottelige Ziegenbock Miguel gehalten.
Man muss sich das mal vorstellen: den einen Tag pflügen die zwei mit dem Traktor durch die Gascogne oder klampfen Miguel auf dem Acker eine neue Songidee vor, am nächsten Tag spielen sie ihre Lieder im hauseigenen Studio (komplett analog) ein, und an einem anderen Tag wiederum stehen sie als derbe abgehendes Rock-Duett auf einer Festival-Bühne in Südamerika (beispielsweise) — und dann schließlich wieder auf dem Markt von Mont-de-Marsan die Hofprodukte verkaufen.

Ihr neuestes Projekt, das Album “Rockfarmers” hat unter der Mehrfachbelastung jedenfalls nicht gelitten. Eine kleine Kurskorrektur ist den beiden allerdings zu attestieren: “Rockfarmers” klingt wesentlich ruhiger und weniger gefällig, aber auch um einiges abwechslungsreicher als noch der Vorgänger.
Es muss nicht mehr um jeden Preis krachen. Stattdessen gibt es auch zahlreiche ruhigere Momente, auch mal etwas sanfteren Falsett-Gesang. Man bemüht sich nicht, alles irgendwie auf die goldene Länge von dreieinhalb Minuten zu zwängen und genießt auch mal ausschweifende Jams und zahlreiche Tempo- und Lautstärke-Wechsel. Genügend Gelegenheiten dafür, das Schlagzeug auf der Bühne zusammenzukloppen bieten sich den beiden in den neuen Songs selbstverständlich obendrein noch.
Prima vor allem das grandios rockende “Fishermen” oder der rein instrumental groovende Opener und Titelsong. Hochgradig einprägsam zeigt sich spätestens mit dem zweiten Durchlauf die Western-mäßige Gesangs-Melodie von “Lost In Traditions”, mit dem die Cluzos noch einmal zeigen, wie sehr ihnen Tradition und die nachbarschaftliche Verbundenheit auf dem Land am Herzen liegen.

“Rockfarmers” gibt es zunächst in digitaler Form, als Doppel-CD und als Doppel-Vinyl. Auf der Tour kann außerdem eine Special Edition ergattert werden, die außer den beiden CDs auch eine etwa halbstündige Doku-DVD über die Rockbauern und ein Hardcover-Buch (ähnlich eines übergroßen Booklets mit den Songtexten im Format 23,5x24cm) enthält. Für große Fans sicher eine tolle Sache. Das Buch bietet allerdings eher wenig Gehalt und passt wegen der großen Maße natürlich auch nicht zu den übrigen CDs ins Regal.
Entscheidend ist letztlich die Musik und die ist nach wie vor großartig — auch ohne einen Bassisten.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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