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Tocotronic – Das rote Album

Um Liebe und Beziehungen ging es auch früher schon bei Tocotronic. “Und alles, was ich sagen will, ist: halt zu mir” und “Ich mag dich einfach nicht mehr so” hieß es da beispielsweise – damals, als die Songtitel noch ellenlang waren. Noch etwas weiter zurückliegend gestand Dirk von Lowtzow aber auch, dass sich über die intimen Dinge gar nicht so einfach schreiben lässt: “Über Sex kann man nur auf Englisch singen, allzu leicht kann’s im Deutschen peinlich klingen”.
Nun jedenfalls widmen die Tocos dem Themengebiet (Zitat Promotext: “Liebe, Erinnerung und noch mehr Liebe”) gleich ein ganzes Album, das passenderweise in der Farbe der Liebe angestrichen ist und – in Ermangelung eines Namens – einfach als das rote Album bezeichnet werden will.

Musikalisch bewegen sich die Hamburger darauf etwas weiter Richtung Pop – mehr Schmusekurs, weniger Diskurs, sozusagen. Akustikgitarre und Streicher hier, etwas elektronischer, mit Synthie-Flächen und leichten Keyboard-Melodien da – hin und wieder aber auch kräftigere Songs und Parts.
Ich öffne mich und lass‘ dich in mein Leben”, singt DvL zu Beginn. Das sehr persönliche Songwriting dürfte ihm schwer gefallen sein, doch die Textzeilen wie “wir sind uns fremd, doch gibt es nichts, was uns trennt” oder “ich drehe mich in Spiralen, sie kreisen um dich” lesen sich (wie man das bei Tocotronic erwarten darf) insgesamt originell anstatt plump und peinlich – ja teilweise sogar augenzwinkernd, wie z.B. “ich hafte an dir, wie eine Zecke an einem Tier”.

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Video zur Single “Die Erwachsenen”

Bisher hat noch jedes Tocotronic-Album seinen Reiz entwickelt, und das ist auch mit dem roten Album so. Ein gutes Argument sind, wie so oft, die herrlich kompliziert-einfachen Texte, die hier trotz des Themas, wie man sich denken kann, mit Pilcher wenig gemein haben – auch wenn es im hidden Track “Date mit Dirk”, zumindest vordergründig, sehr blumig wird: “wir streunen durch die Wälder und sehen unsere Spiegelungen im tiefen Brunnen und im feuchten, modrigen, vom Tau liebkosten Wiesengrund”.

Mit einer zu benennenden Schwachstelle (dem sehr seichten “Zucker”: “du bist aus Zucker, du bist zart, du schmilzt dahin, du wirst nicht ha-hart”) und zeitweilig ein wenig musikalischer Beliebigkeit wird das rote mein Lieblingsalbum allerdings nicht werden – diesen Titel dürfen “Nach der verlorenen Zeit” und “Pure Vernunft darf niemals siegen” weiterhin unter sich ausmachen.

Anspieltipps: Besonders gelungen ist die zweite Single “Die Erwachsenen”, das etwas kurz geratene, aber starke “Sie irren”, “Jungfernfahrt”, mit seinen Jugend-Erinnerungen und Hall-unterlegter Stimme und “Rebel Boy”.


Fans in Freiburg und Umgebung dürfen sich schon auf das Tocotronic-Konzert im ZMF-Zirkuszelt am 4. Juli 2015 freuen. Für alle anderen stehen dieses Jahr noch folgende Festival- und Tourtermine zur Auswahl:

01.05. Berlin SO36 16.10. Bielefeld Ringlokschuppen
05.-07.06 Mendig Rock am Ring 17.10. Hamburg Sporthalle
05.-07.06. Nürnberg Rock im Park 21.10. Bremen Schlachthof
17.07. Cuxhaven Deichbrand 22.10. Rostock Mau Club
17.-19.07. Gräfenhainichen Melt! 23.10. Berlin Columbiahalle
08.10. Leipzig Haus Auensee 06.11. Dresden Alter Schlachthof
09.10. Hannover Capitol 09.11. Erlangen E-Werk
10.10. Erfurt Stadtgarten 11.11. Köln E-Werk
11.10. Mannheim Alte Feuerwache 12.11.  Wiesbaden Schlachthof
14.10. Saarbrücken Garage 13.11.  Stuttgart LKA Longhorn
15.10. Dortmund FZW 14.11.  München Zenith

Alle Angaben natürlich ohne Gewähr.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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