Waltari – You Are Waltari
Die finnische Band Waltari feiert nächstes Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Innerhalb dieser Zeit entstanden 11 Studioalben, darunter „So Fine“, das in den Hochzeiten des Crossover den Durchbruch bedeutete, das Konzeptalbum „Bloodsample“, das ein akustisches Stimmungsbild von Europa liefert, ein Coveralbum mit Songs von Pink Floyd, David Bowie, The Cure, Anthrax oder gar Madonna, sowie tatsächlich eine Death Metal Symphonie „Yeah! Yeah! Die! Die! Death Metal Symphony in Deep C“. Nach dem sehr poppigen Album „Radium Round“, das Dancefloor, Drum and Bass und Metal-Gitarren vereinigte dauerte es doch tatsächlich fünf Jahre bis zum nächsten Album „Rare Species“. In der Zwischenzeit erschienen ein Album und eine EP in Kooperation mit dem finnischen Frauenduo Angelit, das wohl die Kräfte band, „Rare Species“ klingt etwas überholt und produktionstechnisch etwas unfertig. Seit „Below Zero“ sind nun auch schon wieder sechs Jahre vergangen. Zwischendurch war Frontmann Kärtsy Hatakka aber nicht unätig, mit „Duty Freedom“ und „aWay“ erschienen gleich zwei Soloalben, die für den Waltari-Fan aber ebenfalls sehr geniessbar sein sollten.
Nun ist also wieder die Hauptbeschäftigung von Mr. Hatakka am Zug. Zusammen mit dem zweiten Gründungsmitglied Jariot „Jari“ Lehtinen sowie Sami Yli-Sirniö an den Gitarren, Schlagzeuger Ville Vehviläinen und Keyboarder Janne Immonen sind nun an die zehn Künstler am neuen Album „You Are Waltari“ beteiligt, darunter auch Originaldrummer Sale Suomalainen. „Es ging bei der neuen Waltari-Platte nie um eine rückwärts gerichtete Old School-Besetzung“, so Hatakka, „das angesprochene Aufbrechen des Bandgefüges geht auf „You Are Waltari“ so weit, dass es bei jedem Lied ein anderes Line-Up gibt. Das führt zu größerer künstlerischer Mannigfaltigkeit, zu vielfältigerem Stil und zu variablerer Instrumentierung.“
Mit „12“ nimmt „You Are Waltari“ gleich ordentlich Fahrt auf, metallisch mit entsprechender Gitarrenarbeit, Soli und Doublebassdrum und einem Refrain, der den Glamrockern von The Sweet ebenfalls gut zu Gesicht gestanden hätte. Der wohl krasseste Gegensatz besteht zwischen dem akustischen Folksong „Maalima“ in finnischer Sprache, mit Klampfe, Piano, Mundharmonika und Bläsern und „Strangled“, einem bitterbösen, schnellen Grindcore-Brett. „Singular“ verbindet das typische Keyboard-Gitarrengemisch und den mit Effekten aufbereiteten Gesang des Nu-Metal mit Harmonika-Klängen und Mariachi-Bläsern. „Tranquility“ ist ein Crossover-Song, der an die Wurzeln der Finnen erinnert. „Only The Truth“ mit Dschungel-Rhythmen oder auch das wuchtig stampfende „Drag“ sind potentielle Clubhits.
Mit knapp 30 Jahren Bandgeschichte meistern Waltari den Spagat zwischen den musikalischen Extremen wie kaum eine andere Band. Die Melodien klingen frisch, Hatakka wechselt scheinbar mühelos zwischen gutturalen Growls, Bariton und hoch-nasalem Gesang. Die 13 neuen Songs kommen mit sehr vielen, musikalischen Einflüssen daher, dabei bleiben die Songs stimmig und weitgehend kompakt. „You Are Waltari“ wächst mit jedem Durchlauf.