Browse By

Yeasayer – Amen & Goodbye

‚Amen & Goodbye‘, das klingt irgendwie so nach endgültigem Abschied. Yeasayer, die Band der Musiker Chris Keating (Gesang), Anand Wilder (Gitarre) und Ira Wolf Tuton (Bass), werden doch nicht nach vier Studioalben die Segel streichen? Nein, tun sie nicht, das neue Album soll eher eine Art Neukalibrierung des künstlerischen Schaffens darstellen. Auf einer Farm in der Wildnis von Upstate New York, zwischen allerlei lebendem Getier wie Hühner und Ziegen, entstand ‚Amen & Goodbye‘. Die Aufnahmen wurden analog auf Tape gebannt und sollten ein Album im klassischen Sinne ergeben und nicht etwa eine blosse Tracksammlung.

Inspiriert vom Aufnahmeort, an dem auch zahlreiche, exotische Saiteninstrumente an der Wand hingen, arbeitete man viel mit 3-stimmigem Harmoniegesang und mit eben jenen Zupfinstrumenten. Und weil vielleicht alles ein wenig zu Glatt ging, wurde ein großer Teil der Aufnahmen sowie die Bandmaschine vor Ort bei einem Wasserschaden auf Grund eines Unwetter stark in Mitleidenschaft gezogen. So war es die Aufgabe der Band, zusammen mit Produzent Joey Waronker die noch brauchbaren Fragmente zusammenzuflicken.

Das Ergebnis ‚Amen & Goodbye‘ klingt aber in keinster Weise verunglückt. Der angestrebte Albumcharakter entfaltet sich von den ersten akustischen Tönen von ‚Daughters Of Caine‘ an, das ungewohnt psychedelisch und hippiehaft daherkommt. Die Beats von ‚I Am Chemistry‘ rücken die Verhältnisse dann aber gerade. Ein Song wie ein Chemiebaukasten, in dem ein Mädchenchor, analoge Synthies, elektronische Beats, der eingängige Gesang von Chris Keating und analoger Bass heftig miteinander reagieren. Es geht aber auch weniger komplex und ebenso poppig wie in ‚Goodbye Silly‘, einem leichten, potentiellen Sommerhit mit unverbindlicheren Melodien oder ‚Dead Sea‘ mit seinen Stimmeffekten, dem funky Bass und catchy Refrain. ‚Half Asleep‘ dagegen ist feiner Ethno-Pop mit Akustik-Gitarre und schemenhaften Echoskulpturen, während ‚Prophecy Gun‘ mit seinem flirrenden Elektronikwerk wie eine Traumsequenz anmutet. ‚Cold Night‘ mit seinen Basslines, die an jene von Peter Hook erinnern, tönt schon postpunkig daher.

Auf ‚Amen & Goodbye‘ regieren die Gegensätze, zusammengehalten von Elektronik und Organik. Eingestreute Zwischenspiele wie ‚Child Prodigy‘ mit seinem surealen Spinett-Beifall-Gemisch oder auch ungewohnt andersartige Klänge wie ‚Gerson’s Whistle‘, ein Indiepop-Song mit Folk-Einschlag, sorgen für Spannung. Auch gibt es viele Details und Klangpartikel, die erst einmal entdeckt werden wollen. ‚Amen & Goodbye‘ funktioniert als Tanz-, als Lausch- und als Kopfhöreralbum.

Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

Abo und News an Deine E-Mail







Über den Autor des Beitrags

Chris

Hört gerne Musik und redet/schreibt darüber.

Weitere Beiträge des Autors - Website

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert