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Akte Ministry – Die offizielle Autobiographie von Al Jourgensen

Ministry: Wir machen dicht, seit 2008! Es ist dankbar, über eine Band zu schreiben, die mit zahlreichen Line-Up-Wechseln und einer relativ kurzen Pause bereits seit 33 Jahren besteht. Die Warnung „Hochprozentige und tabulose Memoiren von Al Jourgensen“ auf dem Buchdeckel von „Akte Ministry sollte man übrigens ernstnehmen. Co-Autor Jon Wiederhorn arbeitet hier zusammen mit Al Jourgensen dessen Leben, 33 Jahre Ministry sowie Nebenprojekte wie Revolting Cocks, Lard oder Pailhead auf.

Akte Ministry - Die offizielle Autobiographie von Al Jourgensen - mit Jon Wiederhorn Iron Pages Books Preis: 23,90 EUR

Akte Ministry – Die offizielle Autobiographie von Al Jourgensen – mit Jon Wiederhorn
Iron Pages Books
Preis: 23,90 EUR
ISBN 978-3-940822-01-7

Noch vor den Vorworten von Wiederhorn und Jourgensen kommen Mitglieder verschiedener Bands zu Wort, die ihrerseits erklären, welche Bedeutung Ministry für sie oder deren Band hatte. Das ist deshalb interessant, weil es sehr unterschiedliche Meinungen zu den ebenfalls sehr unterschiedlichen Schaffensphasen gab. Dazu später mehr. Aus der Gegenwart heraus, mit 9 Zehen, 0 Zähnen und einigen Nahe-Tod-Erfahrungen gibt Jourgensen Einblicke in sein Leben, von seiner Kindheit an, die kurze Phase in Kuba, die Einwanderung in den USA, die Kindheits- und Flegeljahre sowie die startende Musik- und Drogenkarriere.

Am ausführlichsten – aller ausschweifungsbedingten Gedächtnislücken zum Trotz – wird natürlich die Zeit von Ministry und Revolting Cocks beleuchtet, von den bescheidenen Anfangstagen, die goldenen Zeiten der Plattenindustrie, der großen Festivals und üppigen Geldflüssen bis hin zum Split mit Paul Barker. Und dann natürlich auch die Phase nach den Majorlabels, die Konsolidierung der Band, die Existenz nach dem großen Erfolg und dem Niedergang der Plattenindustrie und nicht zuletzt die Überwindung der Heroinsucht.

Wer sich durch anfänglich recht drastische Schilderungen von Magengeschwüren und deren Begleiterscheinungen gezittert hat bekommt dann eine chronologisch aufbereitete Biographie von Al Jourgensen. Spannend ist die Lektüre zu allen Schaffenszeiten, vom Durchbruch, der Arbeit bei Chicago Trax bzw. Label Wax Trax, wie sich die Wege Jourgensen mit denen anderer Musiker verknüpften, das liest sich sehr schön und eindrucksvoll. Gerade die schon dekadenten Ausschweifungen mit Revolting Cockks, wo schonmal brennende Möbel vom Dach eines Luxushotels auf den Parkplatz geschleudert werden oder mit dem Motorrad auf dem Gang im 6. Stock entlanggebrettert wird, geben dem ganzen Würze. Oder die anschaulichen Schilderungen des Tourlebens und der damit verbundenen Exzesse. Witziges, Erschreckendes, Trauriges und auch mal verdammt Ekliges reiht sich hier eindrucksvoll aneinander.

Zwischenrufe von Ministry- und Revolting Cocks-Bandmitstreitern wie dem langjährigen, mittlerweile leider verstorbenen (wir berichteten) Gitarristen Mike Scaccia, Sänger Phildo Owen, Gibby Haynes oder Luc van Acker sowie Projektpartner wie Jello Biafra und Musikern wie Sascha Konietzko (KMFDM) liefern weitere Eindrücke.

Mit der süffig geschriebenen Biographie erhält man also die Sicht von Al Jourgensen auf Ministry, mit den Zwischenrufen aber auch einen weiteren Blick. Interessant wäre natürlich auch ein O-Ton von Paul Barker gewesen, was so aber wohl nicht zu realisieren war. Auch erscheinen kommerziell sehr erfolgreiche Alben wie „Filth Pig“ durch die Beschreibung der Begleitumstände in einem völlig anderen Licht. Wie Eingangs gesagt fühlt sich wohl jeder Fan auch von unterschiedlichen Schaffensphasen der Band angesprochen.

„Akte Ministry – Die offizielle Autobiographie von Al Jourgensen“ ist spannend bis zum Schluss, wenn auch die letzten Alben trotz überwundener Heroinsucht etwas knapper abgehandelt werden. Man wird die Alben nach der Lektüre dieser empfehlenswerten Biografie mit anderen Ohren hören.

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Über den Autor des Beitrags

Chris

Hört gerne Musik und redet/schreibt darüber.

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