A Walk Through Hell 02: Die Kathedrale
Ende des gerade vergangenen Jahres ist der zweite und zugleich abschließende Band des Horror-/Mystery-Comics “A Walk Through Hell” von Garth Ennis und Goran Sudžuka (siehe zum Beispiel auch: Ghosted) bei Cross Cult erschienen. Der erste Teil („Das verlassene Lagerhaus“) startete mysteriös, aber auch nach dem zweiten bleibt einiges Spekulation…
Nachdem die ungleichen FBI-Agents Shaw und McGregor zu einem Einsatz an einem Lagerhaus gerufen worden waren und sie dieses Lagerhaus auch betreten hatten, fanden sich die beiden in einem düsteren, surreal wirkenden Labyrinth wieder, aus dem es scheinbar keinen Ausweg mehr gab. Zudem gab es dort Situationen, die sie zweifeln ließen, ob sie klar bei Verstand oder überhaupt noch am Leben waren.
In diesem zweiten Teil tritt nun endlich der “Gegenspieler” in den gegenwärtigen Handlungsstrang ein: Der Gewaltverbrecher Carnahan, gegen den das FBI — Shaw und McGregor, aber auch die Kollegen, die zuvor schon im Lagerhaus „verloren gegangen waren“ — ermittelt. Und er übernimmt, in der ruhigen Art eines Psychokillers, auch gleich die Regie und schickt die beiden auf einen Trip durch seine Vergangenheit und seine Gedankenwelt.
Wie gehabt, schwenkt die Erzählung immer wieder hin und her zwischen den Geschehnissen im Lagerhaus und vergangenen Szenen der Arbeit am Fall Carnahan-Fall. Außerdem kommt man als Leser, gerade bei den Rückblenden, oft zu bereits laufenden Unterhaltungen hinzu, so dass jeweils erst nach und nach klar wird, worum es dabei gerade geht. Erklärungen aus dem Off gibt es hier sowieso überhaupt keine. Stattdessen spekuliert man gemeinsam mit den Protagonisten so einiges zusammen.
Das alles sorgt für einen sehr real wirkenden Rahmen, aber natürlich auch dafür, dass “A Walk Through Hell” nicht nur thematisch schwere Kost ist. Es ist darüber hinaus auch nicht eben mal nebenbei konsumierbar. Es kann schon etwas mühsam sein, die Erkenntnisse aus den Szenen zusammenzufügen und zusammenzuhalten. Selbst nach erneutem Durchlesen bleibt am Schluss das eine oder andere ungewiss.
Belohnt wird die “Lesearbeit” aber mit einer tiefgründigen und detailreichen Story und vor allem anderen mit einer äußerst beklemmenden Atmosphäre, wie sie ein Comic wohl kaum intensiver erzeugen könnte.
Insofern macht der “etwas andere Ennis” (todernst, nicht einmal schwarzer Humor und nur dosiert eingesetzte Gewaltszenen) alles richtig. Übrigens auch die mit zwei Bänden möglicherweise etwas kurz erscheinende Länge, denn trotz des umfangreichen Szenen-Mosaiks wirkt die Story so zu keinem Zeitpunkt künstlich in die Länge gezogen.
Schwer zu sagen wie “A Walk Through Hell” bei denen ankommt, die Garth Ennis vor allem für „Preacher“ oder „Crossed“ schätzen. Grundsätzlich kann man den Zweiteiler aber Freunden von etwas anspruchsvolleren und Mystery-gefärbten Horror-Comics, die zudem noch mit etwas zurückbleibender Unklarheit klarkommen, nur wärmstens empfehlen.
Eine Leseprobe mit ein paar Seiten findet ihr auf der Verlagsseite zum Buch bei Cross Cult.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…