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Before Watchmen: Comedian

Before Watchmen - Comedian - Tribe Online Magazin
Nach dem 70er-Jahre-Prequel um Rorschach (siehe Review) hat sich Autor Brian Azzarello der Vorgeschichte einer weiteren Figur der Watchmen gewidmet: Edward Blake, Söldner, der trotz seines Alias “Comedian” so gar keinen Spaß versteht – naja, zumindest keinen, über den auch andere lachen könnten.
Interessant ist das Ganze schon alleine deshalb, weil der Comedian hier nun natürlich die Hauptrolle spielt. Bei Moores „Watchmen“ war er natürlich nur ein Teil des Ganzen – mit einem, sagen wir, eher kurzen Auftritt. Sein blutbefleckter Smilie wurde allerdings immerhin zum Symbol der Watchmen.

Der Comic spielt, im Gegensatz zur Rorschach-Story, größtenteils ein Jahrzehnt früher – in den 1960er Jahren. Also in der Zeit des Kennedy-Clans, von Muhammad Ali und des Vietnam-Kriegs – und als wäre es eine Hommage an diese Jahre, greift Azzarello alles das auch auf.

Die Geschichte beginnt mit etwas, das besonders von Bedeutung ist: Blakes enge, freundschaftliche Beziehung zu den Kennedys. Zusammen mit John F. und Robert F. Kennedy, auch “Jack” und “Bobby” genannt, spielt er Footbal im Garten der Residenz des Präsidenten. Zu dieser Zeit wird noch ein recht “harmloses” Bild des Comedians gezeichnet.
Ein paar Seiten später wird Blake am Flughafen abgefangen und um Mithilfe bei einem Job gebeten – gerade als er wieder zu den Kennedys fliegen wollte, um sich mit Ihnen ein Footbal-Spiel anzusehen. Er willigt jedenfalls ein und stellt erstmals seine Qualitäten als Ein-Mann-Armee unter Beweis. Das Tragische: während dessen wird ein Anschlag auf “Jack” verübt – mit gemeinhin bekanntem Ausgang. Mit Bobby bleibt Blake weiterhin eng befreundet.

Die Trauer, die er zeigt, als er vom Anschlag erfährt, ist echt – das muss dann an Gefühlsduselei aber bis zum Ende der Buches ausreichen. Verteidigungsminister McNamara bittet den Comedian nach Vietnam, um dort als Motivationshilfe für die US-Soldaten an vorderster Front mitzukämpfen. Wenn das mal kein Fehler war…

Before Watchmen - Comedian - Vorschau Seite 11 - Tribe Online Magazin

TM & © 2013 DC Comics. All rights reserved.

Before Watchmen - Comedian - Vorschau Seite 10 - Tribe Online Magazin

TM & © 2013 DC Comics. All rights reserved.

Blake dreht in den Vietnam-Kapiteln, die den Großteil der Story ausmachen, vollkommen durch. Draufgängerische Alleingänge sind noch das kleinste Übel. Nein, er metzelt auch ganze vietnamesische Dörfer nieder – Frauen, Kinder – obwohl sich dort kein einzige feindlicher Kämpfer aufhält. So wird der Comedian dort für alle beteiligten immer mehr zur wandelnden Bombe, die jeden Moment droht, wieder hochzugehen.

Erst im letzten Kapitel, das in den Achtzigern spielt, endet der Vietnam-Teil. Nach einem kurzen Treffen mit Rorschach und Nite Owl bekommt Blake den Tipp vom FBI, dass ein weiteres Attentat geplant sei. Es kommt zum dramatischen Finale.

Im Gegensatz zur Moore’schen Version ist der Comedian hier nicht der „Lee Harvey Oswald“, nicht der Attentäter von JFK. Das gab mir etwas zu denken. Ansonsten zeigt Azzarello die Figur bzw. seine Vergangenheit so, wie sie „überliefert“ ist – zynisch und brutal. Dabei halten sich die Bilder von Zeichner J.G. Jones, wie ich finde, aus dieser Brutalität größtenteils heraus und scheinen vor allem die Stimmungen des Jahrzehnts passend wiederzugeben, zeigen oft interessante Perspektiven und lassen auch die bekannten Personen auf Anhieb erkennen.

Gerade in den Wirren des Vietnamkriegs gibt es auch ein paar Szenen, bei denen es etwas schwer fällt, zu folgen. Das ist wohl aber dann eher dem rasanten Erzähltempo und den auf diesen Seiten wortkargen Figuren geschuldet.
Eine nette und für unsere musikalische Leserschaft interessante Idee ist übrigens die „Playlist zum Comic“: an ein paar Stellen sind die Songtexte einiger Lieder aus den 60ern in die Geschichte eingebaut – “The Wanderer” von Dion and the Belmonts (1961), “Jerk Baby Jerk” von Carl Burnett & The Hustlers (1968), Simon and Garfunkels “The Sound of Silence” (1964) und “I Can See For Miles” The Who (1967).

Auch “Before Watchmen: Comedian” wird die Watchmen-Fangemeinde polarisieren. Schwierig zu sagen, woran das insgesamt liegt. Einige werden schon alleine abwinken, weil die Reihe nicht von den Machern des Originals stammt. Vielleicht auch, weil sie scheinbar wahllos irgendwelche Ausschnitte aus den Vergangenheiten der Watchmen zeigt.
Letztendlich ist aber auch dieses Comic ein unterhaltsames Prequel. Größtenteils klug aufgebaut, hier und da mit Längen im Vietnam-Part.

Eine Online-Leseprobe mit den ersten Seiten gibt es hier bei mycomics.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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