Cross Fire 01: Operation Judas
Einen Comic, der – mehr oder weniger direkt – so viele verschiedene bekannte “Marken” mischt wie “Cross Fire” gibt es nicht gerade oft… Da wäre zum einen das Thema der Tempelritter.
Anfang des 14. Jahrhunderts wurde ihr Flottenhafen in La Rochelle von den Königstruppen angegriffen, die es auf die im Besitz der Templer befindlichen Reliquien abgesehen hatten. An diesem Tag verließ eine ganze Reihe von Schiffen den Hafen, eines davon beladen mit den heiligen Schätzen. Um welche Gegenstände es ging und wohin das Schiff fuhr, darüber gibt es wilde Spekulationen, aber nichts wirklich Gesichertes.
Eine Theorie besagt, dass die Templer als erste den Atlantik in Richtung neuem Kontinent überquert und ihren Schatz auf Oak Island im heutigen Nova Scotia (Kanada) in einer eigens dafür angelegten Höhle versteckt hatten.
Auf diesem Thema setzt der erste Band der “Cross Fire”-Reihe hauptsächlich auf. Im Mittelpunkt der Geschichte – hier wird die zweite Anleihe (“Tomb Raider”) erkennbar – steht die toughe Archäologin Sofia D’Agostino. Zusammen mit einigen Kollegen versucht sie, dem Geheimnis der Templer-Story auf den Grund zu gehen und angebliche Reliquien zu datieren und so auf Echtheit zu überprüfen.
Weil bei dieser Arbeit die Interessen mächtiger Gruppen gestört werden und so immer wieder auch diverse Projektile durch die Luft schießen, wird zu Sofias Begeisterung ein sizilianischer Mafia- und Lady-Killer mit Macho-Manieren an ihre Seite gestellt. Und nachdem die Mission auf Oak Island eher suboptimal verlaufen ist, führt sie ihr nächster Auftrag nach Jerusalem. Ein mysteriöser Informant berichtete, dass dort das Thomas-Evangelium aufgetaucht sei. Also das von Judas, deren Auftauchen die Kirche ins Wanken bringen könnte (an dieser Stelle lässt natürlich der “Da Vinci Code” grüßen).
Zu guter Letzt wird noch ein Schuss “James Bond” dazugemixt. Der wird zum Beispiel durch die Untertitel der Bände deutlich. Während das bei “Operation Judas” noch recht wenig offensichlich bleibt, lassen die Titel der kommenden Bände keinen Zweifel: “Im Geheimdienst Ihrer Heiligkeit” (Band 2), “Sterben und leben lassen” (Band 3), “Godfinger” (Band 4) und “Die Ewigkeit ist nicht genug” (Band 5).
Obendrein gibt es dann auch noch einen älteren Herrn, der unsere Helden gerne mal mit Gimmicks versorgt und – jetzt kommt’s – auch noch “Monsignore Kyu” (Vgl. “Q” bei Bond) genannt wurde.
Das mit den ganzen Anleihen ist, wie ich finde, nicht wirklich störend. Zumal man ja nicht den Eindruck hinterlässt, das irgendwie verhehlen zu wollen. Im Gegenteil: mit diesen Untertiteln und dem Name “Kyu” macht man das ja geradezu mit einem zwinkernden Auge.
Nein, Neues sollte man bei der Story nicht unbedingt erwarten. Eher Altbewährtes. Templer und Kirchen-Verschwörungstheorien? Geht spätestens seit Dan Brown immer! Mafia und Action? Klar! Und dann noch das Archäologen-Abenteuer à la Indy und Lara Croft. Für jeden etwas dabei! Jedenfalls wird das Ganze spannend und unterhaltsam erzählt – durch die gegensätzlichen Charaktere kommt auch noch etwas Humor dazu.
Das Buchcover macht einen recht einfach Eindruck, da außer den beiden Hauptfiguren kaum Hintergrund zu sehen ist. Die Zeichnungen innerhalb des Buches bebildern die Geschichte aber passend – teilweise aber auch passend zum erwähnten Schuss Humor etwas weniger ernsthaft, leicht karikaturistisch. Besonders wirkungsvoll fand ich einige Panels, in denen Bildbereiche mit ordentlich “Motion-Blur” versehen sind, so dass die Action gut fühlbar wird.
“Cross Fire 01: Operation Judas” macht den Eindruck eines guten Serienstarts. Wie sich die Serie entwickelt, kann man, wie so oft, noch nicht klar erkennen. Hauptsächlich dürften aber wohl die Geheimnisse innerhalb des Kirchenstaats eine große Rolle spielen. Wer auf diese Art Geschichten steht, sollte auch an “Cross Fire” Spaß haben.
Eine Leseprobe mit ein paar Seiten findet ihr auf der Verlagsseite zum Buch.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…