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Deadline

Deadline - Tribe Online MagazinGeorgia, im Jahre 1864. Während der amerikanische Sezessionskrieg wütet, werden in dem riesigen Camp Sumter bei Andersonville tausende Nordstaatler und sonstige Kriegsgefangene von den Konföderierten unter freiem Himmel zusammengefercht festgehalten. Gerade als der 17 Jahre junge Soldat Louis Paugham (17) zum Wachdienst in das Lager berufen wird, drohen auf dem Vormarsch befindliche Unionstruppen bald das Lager erreicht zu haben.
Um die Gefangenen als Druckmittel nicht zu verlieren, sollen sie in einige Konvois gesplittet in verschiedene Ausweichlager verlegt werden. In der Gefangenengruppe, die Paugham begleitet, fällt ihm sofort ein ehemaliger Sklave auf, der auf ihn trotz seiner Situation einen besonnenen und stolzen Eindruck macht.

Die Deadline… nur eine Linie, um die Welt in zwei zu teilen; die Freiheit und die Barbaren, den Henker und seine Opfer…Von Anfang an fühlt sich Paugham unwohl in der Rolle des Deadline-Bewachers

Deadline - Vorschau Seite 10 - Tribe Online Magazin

© Splitter Verlag

Ein anstrengender Marsch in der schwülen Luft. Dann kommt die Nacht. Der Konvoi macht Halt. Paugham bekommt den Befehl, die Nachtwache zu übernehmen. Wie zuvor im Lager wird eine Deadline gezogen – einfach in den sandigen Boden gemalt. Überschreitet einer der Gefangenen die Linie – oder macht auch nur den Anschein, er könnte das vorhaben, wird sofort auf ihn gefeuert.

Am nächsten Morgen ist Paughams Welt mit einem Mal vollkommen verändert. Nicht nur, dass der Schwarze aus der Gruppe verschwunden ist. Paugham wird auch plötzlich klar, dass er nicht Schuld daran sein kann, sondern dass hinter dem, was in der Nacht passiert war, mehr verborgen sein muss.

Bollée erzählt die bewegende Geschichte eines Jungen, dem die Wirren des Bürgerkrieges kaum mehr hätten zusetzen können. Er bekommt früh die Grausamkeiten beider Seiten zu fühlen, spürt irgendwie, dass die Abschaffung der Sklaverei der richtige Weg ist und steht dennoch auf der Seite des Südstaaten im Krieg.
Als wäre das nicht schon schwierig genug, stellt er mit einem Mal fest, dass er schwul ist. Schließlich ist es auch die Liebe zu einem Mann, die ihn zu einem jahrelangen Rachefeldzug aufbrechen lässt…

Deadline - Vorschau Seite 11 - Tribe Online Magazin

© Splitter Verlag

So kommen also einige Themen zusammen: Krieg, Homosexualität, Sklaverei, Liebe, Rassismus, Rache. Passend dazu werden die Ereignisse, zwischen Grausamkeit und Schicksalhaftigkeit und Poesie schwankend, geschildert. Die Zeichnungen sind ansprechend umgesetzt. Die vielen gelben und grünen Farbtöne fördern das angespannte, aufgeheizte und schwüle Klima, das sich jeden Moment in einem Gewitter zu entladen droht.

Etwas irritiert hat mich an zwei/drei Stellen das “Autsch” (zugegebenermaßen eine spitzfindige Kleinigkeit), das bei Schlägereien der Getroffene von sich gegeben hat. Möglicherweise kommt das aus der Übersetzung ins Deutsche. Jedenfalls erscheint mir das eine ziemlich “unnatürliche Reaktion” auf wuchtige Faustschläge ins Gesicht zu sein.

Das kann den Gesamteindruck von “Deadline” natürlich nicht trüben. Die Fülle an schwerverdaulichen Themen und der Schicksalsfaktor in der Story könnten für den einen oder anderen da schon eher ein Haken sein. Mir hat diese “Western”-Mischung jedenfalls sehr gut gefallen. Ich denke, vor allem des Anspruchs und der poetischen Art wegen.

Bei Splitter, auf der Verlagsseite zum Buch, findet ihr ein paar Seiten als Leseprobe.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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