Der Krieg der Welten 1/2
Nachdem Dobbs mit „Die Zeitmaschine“ die sechsteilige Comic-Reihe um die bekanntesten Geschichten des Science-Fiction-Pioniers H. G. Wells eindrucksvoll eingeleitet hat – das Buch erschien im Mai diesen Jahres bei Splitter – folgt nun die Umsetzung von Wells‘ vermutlich erfolgreichsten bzw. bekanntesten Roman „Der Krieg der Welten“ aus dem Jahr 1898.
Wir schauen uns hier nun zunächst den ersten Band der auf zwei Bücher (also Band 2 und 3 von Dobbs‘ Wells-Serie) aufgeteilten Story an. Der zweite Teil wird dann im Oktober folgen.
Die Handlung dürfte ja gemeinhin bekannt sein: Eines Tages – die Geschichte spielt ebenfalls im zu Ende gehenden 19. Jahrhundert – stürzen riesige metallische Zylinder auf die Erde. Die Marsmännchen, die dort hinaus steigen, kommen allerdings nicht, wie zuerst erhofft, in friedlicher Absicht, sondern sie haben es auf die Ressourcen der Erde abgesehen. Technisch weit überlegen, wollen sie mit dreibeinigen Maschinen-Ungetümen und vernichtenden Waffen die Erde einnehmen, werden schließlich aber von den kleinsten „Erdenbewohnern“ aufgehalten.
Der Roman war vom Autor eigentlich als politische Satire konzipiert, die der britischen Regierung und ihrer Kolonialpolitik den Spiegel vorhalten sollte. Er gilt aber vor allem als früher Sci-Fi-Meilenstein und Inspirationsquelle für jede Menge nachfolgende Stories – auch unserer Gegenwart. Legendär beispielsweise die verstörende Wirkung des Radio-Hörspiels von Orson Welles bei der Erstaustrahlung in den USA.
„Der Krieg der Welten“ wurde eben schon in zahlreichen Versionen in die verschiedensten Formate übertragen – Hörbücher, Hörspiele, Kinofilme oder z.B. die musikalische Version von Jeff Wayne. Auch ist das hier nicht die erste Comic-Adaption. Erst vor kurzem haben wir hier bei uns eine andere Comic-Adaption, nämlich die von Thilo Krapp bei Egmont erschienene Ausgabe besprochen. Natürlich orientierte sich jener Comic ebenso an der literarischen Vorlage, wie das auch der in diesem Beitrag besprochene tut. Trotzdem sind erfreulicherweise auch einige Unterschiede zwischen den beiden Ausgaben zu entdecken.
Während es Krapp sehr wichtig war, die Geschichte nicht nur in der Zeit zu belassen, in der sie ursprünglich spielte (im Gegensatz z.B. zum Kino-Blockbuster mit Tom Cruise), sondern auch in der optischen Aufmachung möglichst antik wirken zu lassen, ist die Umsetzung von Dobbs und Cifuentes weder sepia-getönt noch schwarz-weiß, sondern (wo es passt) in die verschiedensten Farben getaucht und wirkt auch zeichnerisch sehr modern.
Mit zu den auffälligsten Unterschieden gehört auch, dass Dobbs bzw. der Zeichner Cifuentes die äußerliche Erscheinung der Marsianer anders und (zumindest für mich) ungewohnt interpretiert. Die Zylinder, in denen die Außerirdischen auf der Erde aufprallen, sehen beispielsweise wesentlich detailreicher und verzierter aus, und die Dreibeiner, ihre riesigen Kampfmaschinen, irgendwie organischer und weniger retro. Sie sind auf Grund ihrer langen Tentakel-artigen Beine sogar oft kaum als Tripods zu erkennen. Schließlich sind die Handlungen auch etwas unterschiedlich, weil die beiden Autoren den Fokus offenbar auf andere Details gelegt haben.
Ein Fazit fällt auch hier wieder leicht: Auch „H.G. Wells: Der Krieg der Welten 1/2“ ist dem Autoren-Duo makellos gelungen. Die Wells-Reihe von Dobbs verspricht schon jetzt ein echtes Highlight im Comicregal zu werden.
Eine Leseprobe mit ein paar Seiten findet ihr wie immer auf der Verlagsseite zum Buch bei Splitter.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…