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Die Kong Crew 01: Der Dschungel von Manhattan

Vermutlich jeder hat diese Szene in etwa vor Augen: Der nach Manhattan verschleppte Riesenaffe King Kong klettert mit seinem Schwarm, der blonden Schauspielerin Ann (die wiederum gespielt von Fay Wray), im Griff auf die Spitze des Empire State Buildings. Dort kommt es schließlich zum Showdown. Flugzeuge verwunden ihn mit Maschinengewehrsalven tödlich.
Doch was wäre, wenn Kong 1933 stattdessen alle Flugzeuge vom Himmel geholt und die Schlacht für sich entschieden hätte? Wenn Manhattan hätte komplett evakuiert werden müssen und nun schon seit Jahren eine verwilderte No-Go-Area wäre? Diese Frage hat Éric Hérenguel zum Kern seiner Comic-Serie “Die Kong Crew” gemacht…

Deutsche Ausgabe: © Panini Verlags-GmbH

14 Jahre später lebt Kong also immer noch in Manhattan. Die Insel ist mittlerweile nicht mehr nur sprichwörtlich ein Großstadtdschungel, denn überall ranken Pflanzen über den Beton. Damit niemand auf die Idee kommt, einen Fuß dort hinein zu setzen, ist etwas weiter im Süden, auf der Halbinsel Sandy Hook in New Jersey, eine Truppe von Elitepiloten stationiert, die die verbotene Zone aus der Luft kontrolliert: Die sogenannte Kong Crew.
Als eines Tages eine Verletzung der evakuierten Zone registriert wird — ein Professor und ein Journalist haben das Stadtgebiet betreten — soll die Kong Crew einen Aufklärungsflug durchführen. Wie es eben so ist, mit großmäuligen Männern, halten sich die Piloten aber nicht an die übliche Sicherheits-Anweisung, nur am Rande der Stadt entlang zu fliegen. Und so kommt es dazu, dass Virgil, einer der Flieger und zentrale Figur der Story, mitten in der Stadt eine Bruchlandung hinlegt.

Autor der Geschichte ist, wie gesagt, der Franzose Éric Hérenguel (“Krän”), der die beiden im Buch enthaltenen Teile im Original (“Manhattan Jungle” und “Worse Than Hell”) zwar auf dem französischen Verlag Éditions Caurette veröffentlicht, anstatt in seiner Muttersprache aber auf Englisch verfasst hat. Die deutsche Ausgabe ist nun bei Panini in A4-Format und Hardcover erschienen.

Deutsche Ausgabe: © Panini Verlags-GmbH

Zugegeben, das Buch ist irgendwie komplett anders als vermutet — aber großartig anders! Hérenguel gesteht im Vorwort, gerne maßlos zu übertreiben. Wenn man dann sieht, was er hier alles zusammenkommen lässt, unterschreibt man das sofort: Neben dem Riesenaffen ziehen nämlich auch Saurier ihre Runden durch die Häuserschluchten, und eine kleine Gruppe mit Gasmasken vermummter Menschen in Rüstungen besiedelt das Gebiet auch noch. Dazu die beiden “Eindringlinge”, der Professor und der Journalist, deren Hintergründe noch ungeklärt sind, und natürlich Virgil, der sich zu Fuß einen Weg zurück bahnen muss — ja, und dann wäre da noch Spit, Virgils treuer Dackel, der auch mitspielen möchte. Nicht nur Letzterer sorgt für etwas Humor, eine sich anbahnende Romanze für Abwechslung.
Auch optisch trifft Hérenguel ins Schwarze. Gerade auf den insgesamt schwächeren ersten Seiten, auf denen der Leser Virgil im Fort Hancock kennenlernt, wirkt der Stil etwas cartoon-haft. Vor allem die Stadt-Dschungel-Szenerie ist aber atemberaubend. Großartig die Doppelseite, auf der die Flieger die Stadt erreichen. Links oben sind noch ein paar Panels über die Seite gelegt, beim Lesen schwenkt man dann mit dem Auge von unten links nach rechts auf den formatfüllenden Blick auf die zusammengebrochene Brooklyn Bridge (übrigens mit einem Batman-Scheinwerfer als Easter Egg). Das hat schon was von Fliegen.
Lediglich die fliegerische Fachsimpelei, die Hérenguel, wie im Vorwort erläutert, von seinem Vater abbekommen hat, ist mir hier und da ein wenig too much.

Vieles ist bislang nur angedeutet und viele Fragen ungeklärt. Der Autor hat jedenfalls für genügend lose Enden gesorgt, an denen die Storyfäden weitergesponnen werden können. Eine Fortsetzung lässt hoffentlich nicht zu lange auf sich warten — bislang ist nämlich noch nichts zu sehen.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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