Dirk Gentlys Holistische Detektei 01: Schrödingers Katzenkiller
Hört man den Namen Douglas Adams, assoziiert man mit ihm als erstes seinen Roman “Per Anhalter durch die Galaxis”. Seine Geschichte “Dirk Gently’s Holistic Detective Agency” (bzw. “Der elektrische Mönch” und zwei weitere Bücher) ist dagegen ungleich weniger bekannt geblieben. Durch die sehenswerte Netflix-Serie mit einem aufgedrehten Samuel Barnett in der Hauptrolle und Elijah Wood in der des unfreiwilligen Detektiv-Assistenten (“assist-friend”) Todd Brotzman dürfte sich das aber ein wenig geändert haben.
Seit Oktober läuft mittlerweile die zweite Staffel der Serie über die amerikanischen Bildschirme. Hierzulande müssen sich die Fans dagegen noch etwas gedulden. In der Zwischenzeit lohnt sich ein Blick in den ersten Comic-Band über den schrägen Ermittler, der Ende September bereits bei Panini erschienen ist: “Dirk Gentlys Holistische Detektei 1: Schrödingers Katzenkiller”.
Dirk Gently, muss man wissen, ist kein normaler Detektiv. Er ist ein holistischer Detektiv, dessen Arbeit sich am Holismus, der Theorie der Verflechtung aller Dinge, orientiert: Demnach muss alles als großes Ganzes gesehen werden. Zufälle sind per Definition ausgeschlossen. Jedes noch so belanglos erscheinende Ereignis kann eine heiße Spur sein. Scheinbar ziel- und planlos, fast verwirrt, lässt sich der exzentrische Gently daher von allerlei leicht zu übersehenden Details leiten, und kommt — man ahnt es schon — verblüffenderweise doch zum Ziel. Und: Er versteht es dabei wie kaum ein anderer, fremde Menschen in seine Ermittlungstätigkeiten einzuspannen. Eine ordentliche Portion Humor ist also enthalten.
Bei seinem ersten “Comic-Fall” führt es den Briten in die USA, genauer gesagt nach San Diego (ausgerechnet die Stadt, in der der Comicverlag IDW — übrigens Mitproduzent der TV-Serie — seinen Sitz hat und auch jährlich die weltgrößte Comic-Con stattfindet).
Kaum dort angekommen, bringt er mit Leichtigkeit die Leben einiger Leute durcheinander, nistet sich kurzerhand im Teeladen “Lupe & Teeblätter” (das muss doch ein Zeichen sein…) ein und erklärt die Inhaberinnen ungefragt zu seinen neuen Assistentinnen — Tonya lässt sich als Krimi-Fan aber natürlich auch nicht zweimal bitten. Bei ihren Nachforschungen stolpern sie dann zusammen über zwei ziemlich lebendige ägyptische Mumien, einem Killer-Touristen-Pärchen und dem mystischen Handy eines Obdachlosen. Es wäre wohl sinnlos, an dieser Stelle zu versuchen, die Geschehnisse weiter beschreiben zu wollen. Aber natürlich fügt sich eins nach dem anderen zusammen…
Das Buchcover möchte mit einem Foto der beiden Hauptcharaktere Gently und Brotzman (sprich der Darsteller Barnett und Wood) in Spotlack, gezielt die Fans der TV-Serie ansprechen. Auf den Innenseiten (wie auch im Hintergrund auf dem Cover zu sehen) wird die Figur Dirk Gently, wie auch Seriendarsteller Barnett im Vorwort thematisiert, allerdings nicht geschniegelt smart und modisch modern mit knallgelber Lederjacke dargestellt. Stattdessen: Kräusellocken-Tolle und Koteletten, Anzug und hochgekrempelte Hosenbeine. Das ist im ersten Moment ungewohnt, aber letztlich egal. Schließlich mag es verschiedene “Inkarnationen” geben, sie haben aber in ihrer speziellen Gently-Art etwas Gemeinsames — also ein bisschen wie bei Doctor Who.
Außerdem ist anzumerken, dass Todd Brotzman diesmal nicht mit von der Partie ist. Möglicherweise ist daran aber nur der Amerika-Trip in dieser ersten Story Schuld, und er ist dann in den folgenden Comic-Ausgaben zu sehen? Sorry, Korrektur. Dieser Satz macht keinen Sinn.
Im Bonusteil des Buchs gibt es eine Cover-Galerie der einzelnen US-Originalausgaben und ein Panini-Interview mit Autor Chris Ryall. Die von verschiedenen Zeichnern (John Livesay, Tony Akins, Bob Wiacek und Ilias Kyriazis, die aber zum Teil nur an einzelnen Kapiteln mitgezeichnet haben) stammenden Arbeiten, eher blass von Leonard O’Grady koloriert, beschränken sich auf das Wesentliche und zeigen wenig Details, bringen die überdrehte Story aber gut zu Papier.
“Dirk Gentlys Holistische Detektei 01: Schrödingers Katzenkiller” ist ähnlich schräg, ungewöhnlich und humorvoll wie die Serie. Wer skurrile Detektivstories mag oder sich als Gently-Fan die Zeit bis zur nächsten Staffel vertreiben will, kann gut zum Comic greifen. Im weiteren Verlauf wird übrigens Arvind Ethan David, ausführender Produzent der TV-Serie und so etwas wie Dirk Gently-Experte, den Autoren-Job übernehmen, und es sind auch Links zwischen den beiden Welten angekündigt.
Eine Leseprobe findet ihr bei mycomics.de.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…