Joe Hill: Das Cape 1969
Anfang 2013 erschien bei Panini die Comic-Adaption “Das Cape” (hier unser Review) einer gleichnamigen Kurzgeschichte von Joe Hill. Darin geht es, in aller Kürze erklärt, um den jungen Mann Eric und einen Umhang, den ihm seine Mutter als Andenken an den in Vietnam gefallenen Vater genäht hatte. Als Kind hatte er damit gerne gespielt – zumal er herausgefunden hatte, dass er damit fliegen konnte.
Als junger Erwachsener benutzte er das Cape aber nicht mehr zum Spielen, sondern dazu, um an allen möglichen Menschen in seinem persönlichen Umfeld aus verschiedenen Gründen Rache zu üben. Das Cape veränderte seine Persönlichkeit immer mehr und ließ ihn immer brutaler und abgebrühter werden.
Nun gibt es in einem zweiten Band das Prequel zu diesem ziemlich derben Comic. Auf Basis von Joe Hills Story erzählt Jason Ciaramella, der auch schon den ersten Band schrieb, die Geschichte von Erics Vater Cory Chase und parallel dazu die Hintergründe des Capes und wie es zu dem wurde, was es ist.
Die Handlung setzt, wie der Titel schon vermuten lässt und das Cover recht klar zeigt, im Jahr 1969 an, als Captain Chase als Sanitäter und Pilot im Vietnam-Krieg im Dienst ist. Sein Hubschrauber wird bei einem Rettungseinsatz abgeschossen, und er fällt einem Vietnamesen in die Hände, der mit seinem Sohn im Dschungel wohnt. Während seine Familie immer wieder vertröstende Briefe vom US-Militär erhält, erlebt Chase seine persönliche Hölle.
Und er macht zugleich eine geheimnisvolle, bedrohliche Bekanntschaft…
Während der erste Band in einem sehr persönlichen Umfeld spielte, in der die Brutalität von Eric besonders heftig wirkte, steht die Szenerie des Krieges natürlich weniger im Kontrast dazu. Außerdem setzte sich das Vorgängerbuch ja aus verschiedenen Episoden zusammen und hier wird stattdessen nun (auch wenn das Buch aus vier einzelnen Heften des Originals besteht) ein zusammenhängender Handlungsstrang erzählt – mit gelegentlichem kurzem Umschalten zur Situation der Familie zu Hause.
Gezeichnet wurden die Innenseiten diesmal von Nelson Daniel. Optisch ist auch ein gewisser Unterschied zu den Zeichnungen von Zach Howard aus dem ersten Band zu erkennen. Größtenteils hat das aber mit der recht eingeschränkten Farbpalette zu tun. Denn die Bilder sind größtenteils in blasse braune, gelbliche und grüne, die Schwüle des vietnamesischen Dschungels unterstreichende Töne getaucht – und natürlich in Blutrot.
“Joe Hill: Das Cape 1969” ist alleine durch die komplett andere Umgebung anders als der erste Band und wirkt eben wie ein “typisches” Prequel. Und das Ganze spielt zudem auch noch im Vietnam-Krieg, der ja nun auch schon auf verschiedenste Weise thematisiert wurde. Das Buch hat mir zwar sehr gut gefallen und man kann auch den Band gut empfehlen. Trotzdem wirkte der erste Band insgesamt überzeugender, frischer und noch wesentlich heftiger.
Hinweis: Bei Amazon wird der Artikel (neben der englischsprachigen Kindle-Version) auch als schon verkäufliches, deutschsprachiges Buch geführt. Sowohl die Beschreibung, als auch die Rezensionen beziehen sich aber auf das erste Buch. Zudem erscheint das Prequel lt. Verlagsseite von Panini erst im Mai.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…