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Joe Hill: Wraith

Joe Hill - Wraith - Tribe Online MagazinVor rund zwei Jahren brachte Joe Hill (Stephen Kings Sohn) einen Horror-Roman namens “Christmasland” (Titel des englischsprachigen Originals: “NOS4A2” – für “Nosferatu”) in die Regale und wurde damit lt. den Promotexten wochenlang in den Bestsellerlisten der New York Times geführt. Nun gibt es bei Panini den Comic “Wraith – Todesfahrt ins Christmasland”, der an den Roman inhaltlich angelehnt ist.

Das Buch startet mit einem Prolog, der erzählt wie aus einem Jungen mit verkorkster Kindheit der Herr des Christmasland wurde:
Charles Talent Manx geht einem Betrüger auf den Leim, der ihm Anteile an einem Vergnügungspark verkauft, in dem das ganze Jahr Weihnachten sei – der Park müsse nur noch gebaut werden. Manx verschuldet sich für seinen Anteil und kauft zur Feier des Tages sogar gleich noch einen Rolls Royce Wraith (KFZ-Kennzeichen “NOS4A2”) dazu. Als seine Frau merkt, dass er massig Geld in den Sand gesetzt hat und ihn daraufhin (wieder einmal) zur Schnecke macht, stellt er fest, dass er mit seinem neuen Auto die Realität verbiegen und seine grausigen Träume wahr werden lassen kann…

Joe Hill - Wraith - Vorschau Seite 2 - Tribe Online MagazinEigentlich entführt „Charlie“ Manx Kinder und fährt sie mit seinem Wraith ins Christmasland, inmitten seiner real gewordenen Traumwelt. In dieser Geschichte entkommt aber Dewey, ein alter Bekannter von Manx mit ein paar Mithäftlingen einem Gefangenentransport. Die Gruppe bittet Manx sie an einen sicheren Ort zu bringen. Denn Manx bietet auf Wunsch auch seine Dienste als Problemlöser (in etwa so wie der Typ, dessen Dienste Walter White in der letzten Staffel von Breaking Bad in Anspruch nimmt) an und lässt Leute aus dem Blickfeld der Gesetzteshüter verschwinden.
So fährt er also eine spezielle Fuhre ins Christmasland: seinen Bekannten Dewey Hansom, der sich an Kindern vergriffen hat, den psychopathischen Sykes aus dem Schaustellergewerbe und Chess Llevellyn. Letzterer ist eigentlich ein guter Mensch, musste aber einsitzen, nachdem er nach dem Tod seines Sohnes Rache geübt hatte. Außerdem werden noch Agnes und ihr schlimm verwundeter Kollege, die beiden Wärter aus dem Transporter, mitgeschleift, damit es keine Zeugen gibt.

Kaum angekommen zeigt Manx’ Welt ihr wahres Gesicht. Die dort lebenden Kinder spielen tödliche Spiele mit den Neuankömmlingen und kümmern sich um einen nach dem anderen. Die Frage ist: können Chess und Agnes, die einzigen beiden Personen, mit denen man sich ethisch und moralisch irgendwie anfreunden kann, irgend einen Ausgang aus Charlies Traumwelt finden? Da Charlie hier die Regeln macht und die metzelnde Kinderhorde Blut geleckt hat, scheint das jedenfalls ein aussichtsloses Unterfangen zu sein…

Joe Hill - Wraith - Vorschau Seite 8 - Tribe Online MagazinHill vereint in der Story das geballte Böse und Verkommene. So gut wie keine Person, die nicht irgendwie Dreck am Stecken hat oder irgendwie zumindest ein gnadenlos verdammtes Leben führt. Und im Zentrum des Ganzen der “Vergnügungspark” („Happytown? Funville?“ – weder noch…), der mit seinem Charme zwischen Gänsehaut und Zuckerwatte irgendwie etwas von “Nightmare Before Christmas” oder auch “Corpse Bride” hat.
Dazu kommt, dass Charles Wilson III das alles in herrlich düstere Bilder gepackt hat. An Blut mangelt es nicht, spielen die Kinder im Christmasland doch so lustige Spiele wie „Scheren für den Rumtreiber“ (sofort ruft einer: „Hansom ist der Rumtreiber!„). Unter dem Strich artet es aber nicht, wie z.B. bei “Ferals”, in allzu splatterige Szenen aus. Stattdessen wirkt die Heftigkeit aber fast in jedem Panel – über die Umgebung oder Gesichtszüge und andere Details.

Zusätzlich zum schon erwähnten Prolog gibt es auch noch einen Epilog, der allerdings eher in Schriftform, nur mit ein paar einzelnen Illustrationen bebildert, eingebaut ist. Ganz zum Schluss gibt es dann noch das eine oder andere Alternativ-Cover.

“Joe Hill: Wraith” ist nichts für Zartbesaitete. Nicht was die Bebilderung angeht – und schon gar nicht, was die aus den Abgründen von Hills Phantasie entsprungene “Todesfahrt ins Christmasland” betrifft. Klare Empfehlung für Horror-Freunde.

Eine Vorschau mit ein paar Seiten findet ihr bei mycomics.de.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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