John Constantine: Hellblazer 01
Vor rund 15 Jahren kam “Constantine” in die Kinos und machte den kettenrauchenden Okkult-Magier zwischen Himmel und Hölle, John Constantine (gespielt von Keanu Reeves), einem breiten Publikum bekannt. Erschaffen wurde die unendlich zynische, vulgäre, aber auch gerissene Figur aber bereits Mitte der Achtzigerjahre von Comic-Größe Alan Moore — und das auch erst einmal für die Horror-Serie “Swamp Thing”. Ende der Achtziger startete mit “Hellblazer” dann eine eigene Serie rund um den britischen Antiheld — eine Serie, die später schließlich zur längsten und erfolgreichsten Serie des beliebten Vertigo-Imprints von DC Comics werden sollte.
Nun sind bei Panini zwei weitere Ausgaben um John Constantine in der deutschen Übersetzung veröffentlicht worden: Zum einen die erste von zwei dicken Deluxe-Editionen einer Wiederveröffentlichung der erfolgreichen “Hellblazer”-Storys von Garth Ennis, die ursprünglich Anfang der 1990er erschienen waren. Und zum anderen ein nagelneuer “Hellblazer”, geschrieben von Simon Spurrier. Und Letzteres wollen wir uns hier nun genauer ansehen…
Am Anfang ist das Ende. Soll heißen: Die Story beginnt ausgerechnet mit der Apokalypse. Einer ziemlich wirren Apokalypse, noch dazu, in der “Irrsinn die einzige Konstante” ist, Constantine seinen Kumpel Chas opfert und schließlich selbst kritisch verwundet wird. Schuld an all dem soll Tim Hunter sein, der einst das Zeug hatte, der größte Magier zu werden und von Constantine und seinen Kollegen zunächst gefördert wurde.
Als Constantine schwer verwundet am Boden liegt, taucht ein mysteriöser alter Mann auf und bietet ihm Hilfe an. Der Deal: Er bringt Constantine wieder zurück ins Spiel und erhält dafür dessen Seele, wenn er — wann auch immer — dann mal ableben sollte.
Constantine willigt ein und wacht in der Ravenscar-Psychiatrie auf. Wann, ist nicht klar. Wo an sich auch nicht, denn irgendwas ist hier anders. “Was ist jetzt wichtig?”, fragt sich Constantine. Die Antwort liegt auf der Hand: Es muss ein Päckchen “Silk Cuts” her. Zweite Priorität: Hunter finden…
Das Buch ist der erste von zwei Teilen, fällt mit 220 Seiten auffallend umfangreich aus und enthält mit einer Vorwort-Seite, einer Seite mit kurzen Steckbriefen über die Macher und gerade einmal zwei ganzseitigen Variant-Covers nur wenig “Füllmaterial”. Wichtig ist aber vor allem der Hinweis, dass die acht Kapitel zum Teil aus den Federn unterschiedlicher Teams stammen.
Den Anfang macht das Kapitel “The Sandman Universe presents: Hellblazer 1”, das als Einleitung in die Serie gesehen werden kann. Die Zeichnungen von Marcio Takara fallen darin etwas grober aus. Cris Peter (deren Arbeit wir zuletzt auch bei “Joe Hill: Das Puppenhaus” gesehen haben) durfte sich bei den wirren Szenen der Apokalypse farblich ein bisschen austoben, ansonsten sind die Bilder aber eher düster.
Bevor dann die sechs eigentlichen Kapitel folgen, wird erst einmal “Books of Magic #14” eingeworfen. Es ist das einzige Kapitel, das Simon Spurrier nicht alleine geschrieben hat. Das Besondere daran ist nämlich, dass er hier mit Kat Howard, der Autorin der aktuellen “Books of Magic”-Reihe, zusammengearbeitet hat, um darin die Hauptfiguren beider Serien, Constantine und (den hier jungen) Timothy Hunter, in einem amüsanten Issue aufeinandertreffen zu lassen. Tom Fowler hat die Seiten dazu passenderweise etwas humoristisch gezeichnet (getuscht wurden die Zeichnungen von Craig Taillefer, koloriert von Jordan Boyd). Besonders gelungen ist hier aber die Erzählweise. Denn streckenweise sind die Szenen aus den Sicht- und Denkweisen beider zentralen Akteure gleichzeitig zu sehen. Herrlich!
Die übrigen Kapitel — die besagten sechs eigentlichen Kapitel, also — wurden hauptsächlich von Aaron Campbell gezeichnet und von Jordie Bellaire koloriert. Der Stil dieser Teile ist ordentlich düster, und die Charaktere werden eher realistisch dargestellt, was der Stimmung, wie ich finde, entgegenkommt.
Ausnahmen machen aber die Nummern 4 und 5: Diese wurden von Matías Bergara wesentlich heller, mit viel weniger Schwarz, zu Papier gebracht und von Bellaire dann zum Teil auch noch mit Pastellfarben versehen. Das passt aus meiner Sicht weniger gut — auch wenn hier mit dem Yoga-Hipster an Constantines Seite wieder etwas mehr Humor in der Luft liegt. Das fühlt sich beim Lesen wirklich wie ein Bruch an, zumal die Zeichnungen hier teils ziemlich skizzenhaft und wieder weniger realistisch sind.
Unter dem Strich ein richtig feiner “Hellblazer” (auch für Neueinsteiger), der mit einem durchgängig gleichbleibendem Team (meinetwegen mit Ausnahme des „Books of Magic“-Teils) bestimmt noch besser geworden wäre.
Eine abgedrehte und komplexe Handlung, deren Ziel noch nicht wirklich zu erkennen ist, Constantine, der erst einmal auf sich alleine gestellt ist, im Laufe der Zeit aber neue Verbündete findet und immer einen guten Konter auf den Lippen hat, dazu etwas dreckiger Humor. Freunde von Horror, Mystery und Fantasy sollten ihre helle Freude mit diesem Buch haben.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…