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Kill or be Killed 01: Band eins

Wärst du bereit, jemanden zu töten, um weiter leben zu können?” — Was sich so ähnlich anhört wie eine Fangfrage vor dem Prüfungsausschuss für Kriegsdienstverweigerer, ist für den 28-jährigen Studenten Dylan tatsächlich zur zentralen Frage seines Lebens geworden — und das ausgerechnet durch seinen missglückten Suizidversuch…

In der Dreier-WG in New York City, mit seinem (ehemals, zumindest) besten Kumpel und seiner (ehemals, zumindest) besten Freundin und Irgendwie-Schwarm, fühlt sich Dylan naturgemäß nicht ganz so wohl. Eines Abends geht das so weit, dass er auf dem Hausdach steht und entschlossen scheint, einen Schlussstrich zu ziehen. Im letzten Moment kommen ihm dann zwar Zweifel, aber da ist es schon zu spät, und er stürzt in die Tiefe… und überlebt!

© für die deutsche Ausgabe: Splitter Verlag

Gutes Karma? Ein Wunder? Weder noch! Ein Dämon, der in Dylans Zerrissenheit eine Chance wittert, hat seine schwarzen Finger im Spiel gehabt. Sein Deal-Vorschlag: Dylan bekommt, was das Ableben betrifft, immer wieder aufs Neue einen Monat Aufschub gewährt. Dafür, allerdings, muss er nun einmal im Monat einen anderen Menschen um die Ecke bringen.
Und das ist gar nicht so einfach für einen Eben-noch-Normalo wie Dylan! Zumal der sich auch erst einmal mit der Frage beschäftigt, wer den Tod eigentlich am ehesten verdient hat und wie man derlei Leute findet. Denn eins scheint ihm klar zu sein: Wenn schon, dann sollen zumindest nur schlechte Menschen daran glauben müssen…

Es ist bei weitem nicht das erste gemeinsame Projekt von Autor Brubaker und Zeichner Philips. Die beiden haben schon in verschiedenen anderen Noire-/Crime-Serien, “Fatale”, “Crime” und weitere, erfolgreich zusammengearbeitet — und werden wohl noch einiges folgen lassen.
Brubaker lässt den Protagonisten Dylan hier die Geschichte selbst erzählen, sehr lebhaft mit einigen Abschweifungen und imaginären Ausflügen beispielsweise, und der spricht oft auch direkt den Leser an. Diese Erzählweise kann zwar ein bisschen überdreht wirken, macht aber in jedem Fall die innere Unruhe und die Verwirrtheit von Dylan spürbar.
Gewissermaßen hat die Geschichte ein wenig von “Breaking Bad”. Dylan mag zwar psychisch nicht sehr stabil sein, aber ist eigentlich zunächst ein ruhiger, netter Kerl. Dadurch, dass er nun zum Töten gezwungen wird, verändert er sich natürlich auch in seiner Art. Nach und nach mutiert er vom Studenten zum Killer. Hinzu kommt noch das Vigilanten-Thema à la “Spiderman”. Ein junger Mann entdeckt seine “Superkraft” — oder hier eher: seine Bestimmung. Nämlich die Welt von schlechten Menschen zu befreien.

© für die deutsche Ausgabe: Splitter Verlag

Mit seinen großartigen Zeichnungen, von denen vor allem die Actionszenen beeindrucken, verpasst Philips der Geschichte eine ordentlich düstere Optik. Besonders auch die Farben von Elizabeth Breitweiser, die auch in Kirkmans und Azacetas “Outcast”-Serie als Koloristin arbeitet, haben einen großen Anteil an der passenden, beklemmenden Stimmung (hier sind tatsächlich Parallelen zu “Outcast” zu sehen).
Einzig die hier und da eingestreuten Seiten, auf denen ca. 40% der Breite weiß gelassen wurden und dort der Erzähltext zur Zeichnung daneben platziert wurde, haben mir an der Optik nicht so gut gefallen.

“Kill or be Killed 01: Band eins” enthält die ersten vier Ausgaben des US-Originals. Ein äußerst gelungener Start einer noch offenen Serie. Es bleibt abzuwarten, wohin die Reise geht und, vor allem, wie die Spannung auf Dauer aufrechterhalten wird. Wer weiß, vielleicht ist Dylan ein richtiger Psycho, der sich das (wie er zuerst selbst vermutet) mit dem Dämonen tatsächlich alles einbildet?! — nämlich, um seinem Leben durch das Vigilanten-Dasein endlich Bedeutung zu verleihen?! Laut Image-COO Robert Kirkman könnte die Serie jedenfalls noch einige Bände lang werden. Im Juli geht’s weiter…

Eine Leseprobe mit ein paar Seiten findet ihr auf der Verlagsseite zum Buch.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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