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Lazarus 01: Die Macht der Familien

Lazarus 01 - Die Macht der Familien - Tribe Online Magazin62 Superreiche besitzen so viel wie die Hälfte der Weltbevölkerung”, hieß es erst diese Woche in einer aktuellen, durch alle Medien gewanderten Meldung der Hilfsorganisation Oxfam. Es war nicht die erste Mitteilung dieser Art. Doch obwohl die Weltbevölkerung — die angesprochene Hälfte umfasst derzeit immerhin fast 3,7 Milliarden Menschen — rasant ansteigt, wird die Anzahl der Superreichen in diesen erschreckend greifbaren Vergleichen immer weiter nach unten korrigiert, und die gern genannte Schere zwischen Arm und Reich geht dramatisch und scheinbar unaufhaltsam weiter auseinander.
Wohin soll das nur führen?”, mag man sich angesichts solcher Zahlen denken… Der US-amerikanische Comic-Autor Greg Rucka ist da offenbar wenig optimistisch und zeigt mit seiner Serie “Lazarus” eine Dystopie, in der er die Missverhältnisse auf das Äußerste zugespitzt hat.

Lazarus 01 - Die Macht der Familien - Vorschau Seite 12 - Tribe Online Magazin

© für die deutsche Ausgabe: Splitter Verlag

In dieser düsteren Zukunft regieren ein paar wenige wohlhabende Familien die Welt — oder zumindest das Gebiet der ehemaligen USA, wo die Geschichte angesiedelt ist. Wiederum ein paar wenige haben das “Glück”, für die Familien arbeiten zu dürfen. Wer aber weder zur Familie noch zum Stand der “Knechte” gehört — der vergleichsweise riesige Rest der Menschheit also — ist einfach nur “Abfall”, und ist von den Ernten und dem Wohlwollen der Familien abhängig.
Ein Territorium im Westen beherrschen die Carlyles mit der vielsagenden Losung “Oderint Dum Metuant” (etwa: “sollen sie uns hassen, solange sie uns nur fürchten”) im Clan-Wappen: Malcolm Carlyle, das Oberhaupt der Familie und seine (mehr oder weniger) erwachsenen Kinder Bethany, Johanna, Stephen und Jonah. Hinzu kommt außerdem noch Eve Carlyle, meist Forever genannt, die ebenfalls wie ein Familienmitglied behandelt wird, in Wirklichkeit aber eine mit iPS-Zellen biologisch modifizierte, per Telemetrie überwachbare und nahezu “unkaputtbare” Kampfmaschine ist. Ein Lazarus, wie ihn sich jede der Herrscher-Familien hält, um die eigenen Interessen gegenüber den anderen zu verteidigen.

Anlage: Harvest One … Einwohner (Familie): 2 (vorübergehend) … Einwohner (Knechte): 512 … Einwohner (Abfall): 32.500 (geschätzt)Einwohnerzahlen zu jedem Schauplatz-Wechsel verdeutlichen immer wieder, wie weit es mit der Pyramide der Ungleichheit gekommen ist…

Die Aufregung ist groß, als es einen Angriff auf eine Saatkammer der Carlyles gibt, der nur mit Unterstützung aus den eigenen Reihen möglich gewesen sein dürfte. Der Verdacht liegt nahe, dass die Morrays im ehemaligen Mexiko dahinter stecken. Aber während Jonah von seinem Vater eine harte Reaktion fordert, wählt dieser die diplomatische Variante und schickt zunächst Forever zu Verhandlungen — und bringt sie so in höchste Gefahr…

Lazarus 01 - Die Macht der Familien - Vorschau Seite 16 - Tribe Online Magazin

© für die deutsche Ausgabe: Splitter Verlag

Gute Science-Fiction ist immer Social-Fiction, in der die Zukunft ein Mittel ist, die Gegenwart zu untersuchen” schreibt Warren Ellis im Vorwort des Buches. Tatsächlich macht natürlich gerade das schockierende Bild der Gesellschaft als Endergebnis aktueller, tatsächlich realer Tendenzen zum größten Teil den Reiz einer solchen Geschichte aus.

Trotzdem arbeitet Rucka (siehe auch “Star Wars: Imperium in Trümmern”), der wieder seine Vorliebe für starke weibliche Hauptcharaktere zeigt, neben der Sozialkritik auch andere Ebenen in die Story ein. Vor allem das Zwischenmenschliche ist von Bedeutung — Intrigen, Freundschaft, Loyalität und schließlich die Menschlichkeit, die hauptsächlich ausgerechnet der halb-künstliche Lazarus Forever an den Tag zu legen scheint. On Top gibt es selbstverständlich noch allerhand Action in beinahe Superhelden-Manier. Und das ganze in absolut stimmiger Optik.

“Lazarus 01: Die Macht der Familien” dürfte wohl niemanden kalt lassen – höchstens vielleicht die Bill Gates und Warren Buffets dieser Welt. Spannung und der “Kloß im Hals” sind garantiert.
Nicht von ungefähr gab es 2014 für Rucka und Lark den begehrten Eisner-Award als “best new series” und wurden die Rechte für eine Adaption als TV-Serie bereits erworben (Rucka selbst wird die Drehbücher schreiben). In Deutschland dürfen wir uns aber zunächst über den schnell folgenden zweiten Band freuen. Im März ist es schon so weit.

Eine Leseprobe mit den ersten paar Seiten findet ihr wie immer auf der Seite zum Buch beim Splitter-Verlag.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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