Mad Max: Fury Road
Erst rund zwanzig Jahre nachdem Regisseur George Miller Ende der 70er, Mitte der 80er-Jahre mit seiner Endzeit-Trilogie einen Genre-Meilenstein gelegt hatte, konnten die Fans des von Mel Gibson verkörperten “Mad Max” auf eine Fortsetzung hoffen. Und wiederum erst etliche Jahre später – erst dieses Jahr – war es dann so weit und “Fury Road” kam endlich in die Kinos.
Tom Hardy hat nun Gibsons Rolle des Max Rockatansky übernommen und auch sonst hat sich seit dem mit minimalem Budget gedrehten ersten Teil so einiges getan. “Fury Road” ist vor allem was Optik, Action, Kamera und Stunts betrifft state-of-the-art. Die Handlung dagegen ist ziemlich simpel und reduziert sich fast ausschließlich auf eine einzige lange Verfolgungsjagd durch die Weite der Wüste, inklusive zahl- und temporeicher Straßenschlachten mit gewohnt phantasievoll zusammengeklöppelten Fahrzeugen aller Arten.
Der gleichnamige Comic leistet da etwas Abhilfe und bringt mit fünf eigenständigen Kapiteln im Nachhinein etwas Tiefe in die “Fury Road”-Story. Nico Lathouris und Mark Sexton holen zusammen mit George Miller praktisch das nach, was der Film versäumt hat. Sie kümmern sich nämlich näher um die Figuren: die des War Boys Nux zum Beispiel und wie Colonel Joe Moore zum machtvollen Warlord wurde. Oder die Hintergründe um Imperator Furiosa und die fünf Frauen, die von Immortan Joe als Brüterinnen gehalten werden – wie sie sich kennenlernten und es schließlich zur Flucht kam.
Natürlich darf aber auch Max nicht fehlen. Ihm sind gleich zwei Kapitel gewidmet. Zunächst gibt es eine kurze Zusammenfassung von Max’ Weg durch die ersten drei Filme, von seiner Polizei-Vergangenheit bis zu Aunty Entitys Donnerkuppel. Dann kämpft er in einer neuen noch härteren Art von Donnerkuppel in Gastown und außerdem wird seine schicksalhafte Begegnung mit dem Mädchen Glory und dessen Mutter geschildert.
Den Abschluss macht ein kurzes Kapitel, das erzählt, wie und aus welchen Fahrzeugen, Fahrzeugteilen und sonstigen Dingen der Tankzug entstanden ist, mit dem die Flüchtigen die Fury Road in Richtung ihres Sehnsuchtziels “grünes Land” entlangdonnern.
Dass die Liste der Zeichner so lange geraten ist, liegt daran, dass die Zeichner pro Kapitel immer wieder wechseln. Nur Mark Sexton hat (neben seiner Autorenfunktion) nahezu überall auch im grafischen Bereich mitgewirkt. So sind über das gesamte Buch hinweg also verschiedene Stile erkennbar. Diese sind aber nicht so unterschiedlich, dass das Buch dadurch zu wirr geworden wäre. Nur das letzte Kapitelchen über den Tankzug in der KFZ-Hauptrolle zeigt einen ganz anderen Stil und andere Farben und wirkt dadurch und nicht zuletzt durch seine Kürze als Appendix. Die übrigen Kapitel wurden von Michael Spicer stimmig koloriert. Auf eine ähnliche extreme Färbung in gelb/rot und blau wie in den Filmszenen wurde dabei allerdings verzichtet.
“Mad Max: Fury Road” ist eben nicht eines der Beispiele, bei denen ein erfolgreicher Kinofilm auf einfachste Art und Weise auch noch in anderen Medien Geld generieren soll. Es ist eine willkommene und gelungene Ergänzung zur Story des Films und schon deshalb interessant für alle, die “Fury Road” gesehen haben.
Die Abhängigkeit zwischen Blockbuster und Buch geht dabei so weit, dass es eher wenig Sinn macht, den Comic zu lesen, ohne den Film gesehen zu haben. Das bedeutet auf der anderen Seite aber natürlich auch, dass Fans ohne dieses Prequel wirklich etwas verpassen.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…