Outcast 03: Gott gab uns ein Licht
Parallel zur Ausstrahlung in den USA zeigte das deutsche Bezahlt-Fernsehen im Sommer diesen Jahres die erste Staffel der TV-Adaption von Robert Kirkmans (“Walking Dead”) Comic “Outcast”. Und wie auf dem SXSW-Festival im texanischen Austin bekannt gegeben wurde, soll die Fernsehproduktion erfreulicherweise in eine weitere Runde gehen. Im Sommer 2017 wird demnach die zweite Staffel anlaufen.
In der Zwischenzeit können nun die Leser der Comic-Reihe mit dem dritten Sammelband “Gott gab uns ein Licht” (im englischsprachigen Original “This little light”; umfasst die Hefte #13 – #18) inhaltlich zum Finale der ersten TV-Staffel aufschließen:
Immer noch scheint Kyle weit davon entfernt, seine Bedeutung als Outcast wirklich zu verstehen. Mittlerweile hat er aber immerhin eine ganz gute Idee davon bekommen, mit welchen Mitteln er den Dämonen einigermaßen effektiv auf die Nerven gehen und die besessenen Menschen schließlich gezielter von ihnen befreien kann. Gut so. Denn, wie wir schon Ende des zweiten Bandes erfahren haben, ist erneut jemand betroffen, der Kyle nahesteht: seine Halbschwester Megan. Und mit ihr haben er und Reverend Anderson offenbar den bislang schwersten Fall zu lösen, bei dem so manches zu Bruch geht — nicht nur Inventar.
Aber so übel das persönlich auch sein mag, dem Exorzisten-Duo und schließlich der ganzen Gemeinde von Rome — wenn nicht sogar der gesamten Menschheit — droht so richtiges Unheil erst, wenn Sidney, der Teufel in Person, und seine Kollegen ihr Ziel, die sogenannte Verschmelzung, erreicht haben werden. Und aktuell sieht es ganz so aus, als säßen sie am Drücker…
Viele Leser kamen natürlich durch den Erfolg der Zombie-Apokalypse “The Walking Dead” und dem Namen von Erfolgsautor Robert Kirkman zu Outcast. Und wie man im Netz hier und da verfolgen kann, wurden davon wiederum einige enttäuscht — hauptsächlich durch die gemächliche Erzählweise. Outcast ist einfach nicht so (Achtung: Doppeldeutigkeit!) reißerisch. Zwar sind auch hier immer wieder heftige Szenen aus Kyles Vergangenheit oder diversen Exorzismen geboten. Eigentlich wirkt der Comic aber meist mehr unter der Oberfläche, durch die interessanten Figuren und deren persönlichen Dramen und nicht zuletzt durch die langsame, aber gut dosierte Klärung der offenen Fragen.
Action kommt meist nur bei den Hausbesuchen der beiden Hobby-Exorzisten auf. Dazwischen kümmert sich Kirkman viel um Kyles persönliches Umfeld. Das zwiegespaltene Verhältnis zu seiner Mutter, die selbst besessen war und ihn als Kind übel zugerichtet hat und die jetzt regungslos im Krankenhaus liegt. Das schwierige, aber irgendwie auf dem Weg der Besserung befindliche Verhältnis zu Halbschwester Megan. Und vor allem das noch schwierigere bis kaum vorhandene Verhältnis zu seiner Frau Allison und der gemeinsamen Tochter der beiden. Kyles durch die Dämonen ziemlich zerwühltes Leben bietet auch abseits der ja auch irgendwie ausgetrampelten Exorzisten-Pfade jede Menge spannendes Material. Und zudem gibt es ja noch Sidney, der für neue Dynamik in dem Ganzen und schließlich für einen ordentlichen Cliffhanger sorgt.
Nicht zuletzt helfen auch Azacetas nach wie vor überzeugende Zeichnungen und die stimmigen Farben der Koloristin Breitweiser dabei, die Anspannung der Leser zu keiner Zeit auf ein Mittelmaß abfallen zu lassen. Dabei sind es nicht nur die durchgängig düsteren Kleinstadt-Szenerien, sondern auch die entsetzten oder wütenden Gesichter und besonders die Detail-Ausschnitte auf Münder der Besessenen, die ihre Boshaftigkeit herausgrinsen, die ordentlich unter die Haut gehen.
Es gibt also durchaus andere Stimmen, aber wenn ihr mich fragt, wird “Outcast” auch mit dem dritten Sammelband keine Spur langweilig. Im Gegenteil: der Band macht sogar einen dynamischeren Eindruck, als die beiden Vorgänger. Noch ist unklar wohin die Reise geht. Wird die Verschmelzung tatsächlich in den nächsten Bänden erfolgen? Oder wäre das das Ende der Reihe, das durch den Outcast immer wieder irgendwie verhindert wird? Wir werden sehen. Die Spannung auf die kommenden Ausgaben ist jedenfalls riesig!
Eine Leseprobe mit ein paar Seiten findet ihr auf der Seite zum Buch bei Cross Cult.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…